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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Der folgende Text wird zu rein dokumentarischen
Zwecken wiedergegeben. Auch wenn es für alle
veröffentlichten Reden in der
Enzyklopädie des Islam gilt, wird hier ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass unkommentierte Redetexte keine
Meinungsäußerung der Enzyklopädie darstellen, sondern
Meinungsäußerungen des Redners sind. Aufgrund der historischen
Bedeutung im Kontext des Geschichte des
Islam werden sie hier wiedergegeben. Der folgende Text
wurde vom gesprochenen Wort übersetzt.
Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Barmherzigen
Die Anzahl der Märtyrer im Gaza ist mittlerweile auf über
300 angestiegen. Die Zahl der Verletzten beträgt über 1000.
Gaza wird belagert, isoliert und unterdrückt. Gleichzeitig
leisten die Menschen im Gaza Widerstand. Sie sind nicht bereit
aufzugeben.
Wir müssen heute nicht über die Ideen und die Theorien von
Kerbela sprechen, denn heute, in der jetzigen Situationen, in
diesen Stunden und Momenten erleben wir alle unmittelbar vor
unseren Augen eine Wiederholung der Ereignisse von Kerbela.
Wir können heute eine Wiederholung der Szenen bezeugen, die
sich in Kerbela ereignet haben.
Was heute passiert, hilft uns zu verstehen, was in der
Geschichte geschehen ist. Die Wahrheit von Kerbela ist, dass
es eine kleine Gruppe von aufrichtigen Gläubigen gab, die ihre
Würde, ihre Ehre und die Rechte der Ummah bewahrten. Diese
Gruppe hat sich geweigert zurückzuweichen und aufzugeben im
Angesicht der Unterdrücker. Diese Gruppe steht aufrecht und
konfrontiert die Unterdrücker. Wenn diese Gruppe mit der Wahl
zwischen zwei Möglichkeiten konfrontiert wird, nämlich der
Wahl zwischen Erniedrigung und Unterdrückung einerseits und
Konfrontation und Widerstand andererseits (eine Konfrontation
die als Konsequenz das Märtyrertum bedeuten könnte), dann
fällt die Wahl dieser Gruppe auf Konfrontation, Widerstand und
Märtyrertum.
Diese Gruppe, die unter den Umständen von Besatzung, Krieg
und Hunger und Durst lebt, die mit andauernden psychologischen
Drohungen terrorisiert wird und getötet, gibt dennoch nicht
auf und die Märtyrer fallen, einer nach dem anderen. Ist das
nicht das, was in Kerbela passiert ist?
Imam Husain (a.) legte mit seinem Beispiel den Grundstein
für diese Schule eines islamischen- humanistischen Denkens –
ein Denken, das wir durch die ganze islamische Geschichte bis
heute verfolgen können. Imam Husain (a.) sagte etwas, das wir
immer wieder wiederholen, besonders am 10. Tag von Muharram.
Er sagte: „Wir waren mit der Entscheidung zwischen zwei
Dingen konfrontiert, entweder Konfrontation oder Erniedrigung;
Konfrontation, in dem wir gegen die ungleiche Machtverteilung
und gegen die Unterdrücker kämpfen würden oder Erniedrigung,
in dem wir aufgeben würden, angesichts der Aussichtlosigkeit
und der Überzahl der Unterdrücker.“
Und Imam Husain (a.) hat sich entschieden und sagte: „Wir
haben uns entschieden nicht aufzugeben und uns erniedrigen und
unterdrücken zu lassen. Gott will nicht dass wir uns
unterdrücken und erniedrigen lassen, und dass wir die
Unterdrückung und Erniedrigung der Propheten und der Gläubigen
zu lassen. Gott will nicht, dass das geschieht.“
Wieso sagte Imam Husain (a.), dass wir uns für die
Konfrontation und gegen die Unterdrückung und Erniedrigung
entscheiden müssen? Geht es hierbei um eine emotionale
Angelegenheit und um spontanen Enthusiasmus, oder handelt es
sich dabei um eine grundsätzliche Einstellung, eine
ideologische Frage und eine universelle Verpflichtung
gegenüber Gott und der Menschheit? Geht es hierbei um die
generellen Fragen nach menschlicher Würde und Menschenrechten?
Als Imam Husain (a.) sagte, es widerspricht Gottes Wille,
dass die Menschen, die Propheten und die Gläubigen unterdrückt
werden oder sich unterdrücken lassen, dann drückte er damit
die klaren Gedanken einer humanistischen Schule der Propheten
aus, die der menschlichen Würde entspricht und der heute
tausende und abertausende folgen. Das war die Schule von Imam
Husain (a.) in Kerbela.
Und wenn ein Mensch zum Märtyrer gemacht wird, weil er
seine Würde und Ehre verteidigt hat gegenüber jenen die ihn
unterdrücken und erniedrigen wollen, jene die selbst ihre Ehre
aufgegeben haben, dann ist das Teil jener humanitären
Denkschule, Teil seiner Religion, ein Teil des Islam. Das war
die Wahl, die in Kerbela getroffen wurde. Und das war auch die
Wahl die im Sommer 2006 im Libanon getroffen wurde. Im Sommer
2006 traf der libanesische Widerstand und all jene Menschen,
die ihn unterstützen und ihm halfen eben diese Entscheidung:
Entweder eine erniedrigende Niederlage zu akzeptieren und die
amerikanischen und israelischen Befehle den Krieg zu beenden,
oder der Konfrontation zu begegnen, was Krieg, Massaker und
Massenmord bedeutete. Und ihr habt euch damals gegen die
Erniedrigung entschieden und beschlossen zu kämpfen, was das
Märtyrertum zur Konsequenz hatte. Mit dieser Entscheidung habt
ihr einen historischen Sieg im Libanon bewirkt. In diesem
„Kerbela“ habt ihr der Logik von Imam Husain folgend euch
nicht der Unterdrückung und Erniedrigung unterworfen und ihr
habt nicht aufgehört Widerstand zu leisten gegen die
Besatzung, obwohl wie eine unglaubliche Zerstörung sehen
mussten. Zehntausende Häuser wurden vernichtet und tausende
wurden getötet und verletzt: Männer, Frauen und Kinder und
niemand half uns. Sehr wenige Menschen waren bereit, uns zu
unterstützen. Doch am Ende siegte das Blut über das Schwert.
Was heute im Gaza passiert, ist sehr ähnlich. Eigentlich
ist es nicht nur ähnlich, es ist genau das gleiche noch
einmal. Es ist eine Blaupause von dem Krieg im Libanon 2006.
Eine palästinensische Blaupause. Wir im Libanon, verstehen
genau, was da im Gaza passiert. Wenn wir uns die Details
ansehen, dann merken wir, dass dort genau das gleiche vor sich
geht wie im Libanon. Die Wahl, die getroffen werden muss, ist
dieselbe. Die Schlacht, die gekämpft werden muss, ist
dieselbe. Und das Ergebnis, wird – so Gott will – dasselbe
Ergebnis sein.
Wenn wir die Situation im Gaza betrachten, wo Menschen
unter Hunger und Durst leiden, von Kugeln und Feuer
bombardiert werden, terrorisiert und isoliert werden, hunderte
Märtyrer wurden bereits gegeben, und dennoch stehen die
Menschen aufrecht und zeigen keine Schwäche. Der legal
gewählte Premierminister und Kämpfer Ismail Haniyah kommt aus
dem Feuer heraus und sagt, während sie bombardiert werden:
„Auch wenn die den ganzen Gaza vernichten, und uns alle
umbringen, wir werden niemals aufgeben. Wir werden festhalten
an unserer Ehre und Würde und an unseren Rechten. Das ist
Kerbela. Das ist das wahre Kerbela. Wenn jemand nicht bereit
ist seine Würde aufzugeben, seine Märtyrer und seine
verstreuten Körperglieder beweint, und das Feuer erwidert,
wenn jemand diese Entscheidung trifft, dann ist das Kerbela.
Lasst mich heute, meine verehrten Brüder und Schwestern,
einige Dinge ansprechen, und ich werde dabei ganz offen und
ehrlich sein. Im Krieg von 2006 konnte ich nicht so offen zu
euch sprechen.
Wir sehen ganz klar die Situation unserer Brüder und
Schwestern im Gaza. Die Situation ist so wie unsere im Libanon
im Sommer 2006, und ich denke die Situation der Palästinenser
ist noch wesentlich schlimmer als unsere damals und deswegen
müssen sie eine bestimmte Strategie verfolgen. Aber lasst mich
die Dinge so nennen, wie sie sind:
Heute benötigen wir ein Wort der Aufrichtigkeit und
Ehrlichkeit, ein Wort der Wahrheit, wir benötigen Transparenz
und die Zusammenarbeit der gesamten Ummah im Lichte jener
Ereignisse, die vor sich gehen. Doch lässt mich zunächst
erklären was dort vor sich geht.
Es gibt einen großen und permanenten
amerikanisch-israelischen Plan oder ein Projekt für die
gesamte Region. Und dieses Projekt umfasst, verschiedene
Verträge und Abkommen zu unterzeichnen, die die Bevölkerung
immer weiter erniedrigen sollen und den Arabern die
Bedingungen der Amerikaner und Israelis aufzwingen sollen.
Nachdem Ägypten und Jordanien diese so genannten
„Friedensabkommen“ unterzeichnet hatten und sich somit der
amerikanisch-israelischen Befehlsgewalt unterworfen haben,
waren noch Syrien, Libanon und die Bevölkerung Palästinas
übrig. Die Amerikaner und Zionisten wollen nun, dass auch
Libanon, Syrien und Palästina sich diesen erniedrigen Abkommen
unterwerfen und sie unterzeichnet, und zwar nicht in
irgendeiner Form sondern nur unter den genauen Bedingungen der
Zionisten und Amerikaner. Das ist der amerikanisch-israelische
Plan. Und die Amerikaner und die Zionisten wollen es so
darstellen, als gäbe es keine andere Wahl, als diese Verträge
zu akzeptieren. Und um dieses Ziel zu erreichen, bedienen sie
sich der Gewalt. Sie verwenden physischen und psychologischen
Druck, Isolation, Blockaden, sie versuchen interne Spaltungen
hervorzurufen damit die Gruppen intern gegeneinander losgehen.
Sie benutzen die Medien als Kriegswerkzeug, sie bedienen sich
verbaler Attacken und gezielter Ermordungen, und sie verwenden
auch den offenen Krieg gegen die Bevölkerung als Druckmittel.
Was sie damit bezwecken, was sie wollen, ist das all jene, die
bis jetzt Widerstand geleistet haben, die sich ihrem Diktat
nicht unterworfen haben, jetzt aufgeben. Sie wollen, dass all
jene, die bis jetzt nicht zugestimmt haben, diese Abkommen und
Verträge unter amerikanisch-israelischen Bedingungen
akzeptieren.
Es gibt einige arabische Kräfte, die Partner in diesem
Projekt sind. Manche sprechen von dem Schweigen der Araber
oder beschweren sich, dass die arabischen Regierungen nicht
genug unternehmen. Aber das ist nicht die Wahrheit. Wovon ich
spreche ist eine regelrechte arabische Partnerschaft in diesem
Projekt. Ich meine damit nicht alle arabischen Regierungen,
aber manche arabischen Regime sind vollwertige Partner und
zwar jene, die die so genannten Friedensabkommen mit Israel
unterzeichnet haben. Und diese Regime helfen und tragen dazu
bei auf allen Ebenen – politisch, psychologisch, sozial,
kulturell, durch ihre Medien, militärisch – sie tragen dazu
bei, dass den anderen Gruppen, die noch Widerstand leisten,
das Aufgeben aufgezwungen wird, sie helfen mit die
Widerstandsbewegung zu zwingen, sich den
israelisch-amerikanischen Bedingungen und Verträgen zu
unterwerfen. So lasst uns, in diesem Punkt ganz klar sein: Es
gibt eine arabische Partnerschaft in diesem Projekt; einige
arabische Regierungen unterstützen und nehmen Anteil an den
zionistisch- amerikanischen Plänen.
Der Krieg der im Sommer 2006 gegen den Libanon geführt
würde, wurde mit arabischen Einverständnis und arabischer
Zustimmung geführt. Und lasst mich noch deutlicher werden:
Manche arabischen Regierungen forderten sogar nach diesem
Krieg, und die Israelis machten daraus kein Geheimnis. Die
Israelis haben genügend Dokumente, die diese Teilhabe
eindeutig bestätigen, wo arabische Staaten eindeutig
verlangen: „Vernichtet die Hizbollah, werdet sie ein für alle
mal los!“ Als der Krieg begann und die Israelis nach den
ersten Tagen Niederlagen einstecken mussten, riefen diese
arabischen Regierungen Israel dazu auf, weiterzumachen und die
Hizbollah zu stürzen, ihr den Kopf abzuschneiden, sie zu
vernichten. Die gleichen Regierungen fordern nun auch in
Palästina die Vernichtung der Hamas und anderer
Widerstandsgruppen, den Widerstand zu stürzen und auszulöschen
und damit Schlacht zu beenden. Wir haben heute sogar in den
israelischen Medien gehört, dass der Krieg im Gaza noch mehr
arabische Unterstützung erfährt, als der Krieg im Libanon im
Juli 2006. Und das ist eine sehr bedauernswerte Tatsache.
So können wir langsam das ganze Bild erkennen und die
Situation besser verstehen. Und ich sage euch, meine lieben
Brüder und Schwestern, selbst die internen Spaltungen und
Streitigkeiten unter den Palästinensern wurden von diesen
arabischen Regimen unterstützt und finanziert, sie haben die
Waffen geliefert, damit die palästinensischen Gruppen sich
untereinander bekämpfen würden. Das gleiche versuchten sie
auch hier im Libanon.
Die vorige libanesische Regierung hätte nicht jene fatalen
Entscheidungen getroffen, die sie am 5. Mai traf, hätte es
nicht die Unterstützung und Deckung jener arabischen Regime
gegeben, die wollten dass der Libanon in einen internen
Bürgerkrieg verwickelt wird. Aber wir konnten diesen Krieg
verhindern und den Aktionen der Opposition ist es zu
verdanken, dass dieser Krieg niemals stattfand. Diese
arabischen Regierungen sind also nicht neutral oder objektiv
oder nicht alliiert. Sie wissen genau was sie tun, und sie
sind davon überzeugt, und sie zeigen, sie tun das auf der
Basis ihrer Verpflichtung gegenüber dem
israelisch-amerikanischen Projekt. Und das ist äußert
bedauerlich.
Also, wenn wir nun diesen internen Spaltungen begegnen,
dann sagen diese Regierungen immer: „Oh was können wir denn
tun, wenn sich diese Palästinenser immer gegenseitig
umbringen, was können wir denn dann schon tun für Palästina
oder für den Libanon?“
Was wirklich bedauernswert ist, selbst von Seiten der
Medien oder der Politik, sowohl im Libanon 2006, als auch
jetzt im Gaza hat niemand danach verlangt, die Grenzen zu
öffnen und Palästinensern oder den Libanesen zu helfen.
Niemand hat die Araber dazu aufgefordert, selbst Waffen in die
Hand zu nehmen, um den Palästinensern oder den Libanesen zu
helfen, aber wir hätten wenigstens auf politischer Ebene eine
entsprechende Reaktion oder Haltung erwarten können.
Stattdessen haben sie heute, wie auch damals die Verantwortung
und die Schuld für die Angriffe den Opfern zugeschoben.
Gestern erst, sagte ein ägyptischer Sprecher, die selben
Kräfte wären für die fatale Situation im Gaza verantwortlich,
die auch den palästinensischen Dialog behindert hätten, er
meinte damit die Hamas. Und dann sagte der ägyptische
Sprecher, wir haben sie gewarnt, und wer nicht auf diese
Warnungen hört, der wird mit den Konsequenzen konfrontiert
werden. Kann irgendjemand glauben, dass solche Worte aus dem
Mund eines offiziellen arabischen Sprechers kommen? Und es ist
der gleiche Sprecher, der zu angesichts der Besatzung und
Blockade von Gaza, als die Bevölkerung von Hunger und
Krankheiten geplagt wurde, verkündete, dass wir jedem, der
versuchen würde über die ägyptische Grenze zu kommen, die
Beine brechen werden! Er meinte damit Palästinenser, die
versuchen würden nach Ägypten zu fliehen!
Meine verehrten Brüder und Schwestern, erlaubt mir nun
einen Verweis auf die Geschichte. Wenn wir solche Worte von
offiziellen arabischen Vertretern und von bestimmten
Persönlichkeiten in der arabischen Welt vernehmen, dann
verstehe ich persönlich, einen Teil davon, was Imam al-Husain
– möge der Friede mit ihm sein – an diesem bestimmten Punkt in
der Geschichte gemeint hat, als er folgendes gesagt hat. Imam
Husain (a.) sagte: „Ich empfinde das Leben im Angesicht von
Unterdrückung als etwas Unerträgliches.“
Es lohnt sich nicht zu Leben unter diesen Menschen, die
eine Verschwörung gegen die islamische Ummah im Sinn habe.
Mehr als 300 Märtyrer in Palästina, die in einem einzigen
Blutbad geopfert wurden und gleichzeitig steht ein offizieller
arabischer Vertreter daneben und gibt die Schuld dafür den
Opfern und den Märtyrern. So als ob Hamas und die Bewegung
„islamischer Jihad“ und die anderen palästinensischen
Faktionen im Gaza verpflichtet gewesen wären die Fortdauer des
Waffenstillstandes und der Blockade und der Erniedrigung zu
akzeptieren, und die Besatzung des Gaza, die nun schon über 6
Monate hinweg andauerte.
Heute hören wir die gleichen Worte, die wir schon während
des Krieges im Juli 2006 vernommen haben. Und das ist ein
Versuch für die Verantwortung und die Schuld für den Krieg den
Menschen im Gaza in die Schuhe zu schieben, die nicht aufhören
wollen, Widerstand zu leisten. Das ist eine Schande. Selbst
auf der Ebene der Medien. Viele der arabischen
Satellitenkanäle, die wir eigentliche eher hebräische Kanäle,
als arabische Kanäle nennen sollten, ich habe einen dieser
Kanäle gestern verfolgt, sie berichten von den Toten von im
Gaza so, als ob es sie von Verkehrsunfällen in Indien
berichten würden und dann gehen sie einfach wieder zurück zum
normalen Programm, als ob es keine arabische humanitäre
Katastrophe im Gaza geben würden. Natürlich, denn was sollten
diese Satellitenkanäle ihren Zusehern auch sagen? Diese Kanäle
bestehen weiterhin darauf, diese Menschen im Gaza einfach als
getötete Menschen zu bezeichnen und nicht als Märtyrer.
Meine verehrten Brüder und Schwestern, das ist die
Situation im Gaza heute. Die Bevölkerung im Gaza hat ihre Wahl
getroffen: Die Wahl des Blutes. Und sie setzen diese Wahl nun
auch um, sie leisten Widerstand und sie werden Märtyrer und
sie stehen aufrecht mit Standhaftigkeit, genauso wie ihr es
getan habt im Krieg von 2006 und sie werden der Gewalt nicht
nachgeben, so wie ihr. Das Ausmaß der Opfer, die sie dabei
bringen müssen, des Blutes, das fließen wird und die Tatsache,
dass niemand ihnen dabei zur Hilfe kommt, wird sie nicht davon
abbringen aufrecht ihre Stellung und Haltung zu bewahren.
Doch was ist die Aufgabe und Verantwortung der islamischen
Ummah heute? Wir als Ummah, als eine Gemeinschaft heute müssen
ein gemeinsames zentrales Ziel in dieser Konfrontation
verfolgen: Die zionistischen Angriffe auf den Gaza zu stoppen
und zu verhindern, dass die Absichten die hinter diesen
Angriffen stecken, verwirklicht werden, auch wenn das Opfer in
großem Ausmaße erfordern wird. Das ist das gemeinsame Ziel der
gesamten Ummah. Und jeder von uns muss dazu beitragen, dieses
Ziel zu verwirklichen. Es reicht nicht, wenn die Menschen im
Gaza kämpfen, es ist eine Verantwortung der arabischen und
islamischen Regierungen und eine Verantwortung der Völker
dieser Länder. Die Bevölkerung dieser Regierungen, die
beschlossen haben zu schweigen, müssen ihrer Regierungen
zwingen die notwendigen Schritte einzuleiten. Es ist nicht
genug zu sagen, dass diese Regierungen sie selbst
unterdrücken. Das ist keine Rechtfertigung und keine
Entschuldigung. Wir müssen auf die Strassen gehen in den
arabischen und islamischen Ländern und unsere Stimme erheben.
Wir müssen Druck ausüben auf diese Regierungen, selbst wenn
das Feuer gegen unsere Brust eröffnet wird, denn es ist unsere
Pflicht. Und wer auch immer bei dieser Pflichtausübung
umkommt, der ist ein Märtyrer auf dem Weg nach Al-Quds, er ist
ein Märtyrer des Islam, er ist ein Märtyrer der Menschheit und
Menschlichkeit.
Aber es ist nicht hinnehmbar wenn sich die politischen
Führer entschuldigen und vorgeben nichts tun zu können oder
wenn sich die Bevölkerung darauf ausredet unterdrückt zu sein
von ihren Regierungen. Im Juli 2006 habe ich diesen Schritt
von den arabischen Völkern nicht gefordert, aber in Bezug auf
den Angriff und den Krieg auf Gaza, sage ich es ist unsere
Pflicht. Es ist die Pflicht von jedem einzelnen, von uns
allen. Wir müssen auf die Strassen gehen zu tausenden, zu
zehntausenden, zu hunderttausenden um diese Regierungen zur
Rede zu stellen, um sie zu zwingen etwas zu tun, und diese
Regierungen wissen genau, dass sie sehr viel tun können. In
Zeiten in denen die Vereinigten Staaten von Amerika und die
Europäer unter einer schweren finanziellen und ökonomischen
Krise leiden, haben wir in der arabischen Welt Öl und Geld,
wir haben politische Macht, unsere Regierungen können sehr
einfach und mit sehr wenigen Mitteln die Angriffe auf unsere
Leute im Gaza stoppen.
Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist, dass all
diese arabischen und islamischen Völker auf die Straße gehen
müssen, um die ägyptische Regierung im Speziellen aufzurufen,
und lasst mich hier sehr genau und sehr klar sein – die
ägyptische Regierung ist ein Eckpfeiler und einer der
Hauptverantwortlichen für die Situation im Gaza. Und niemand
verlangt von Ägypten die Waffen aufzunehmen und zu kämpfen,
alles was wir von Ägypten verlangen ist, die Grenzen zu
öffnen, so dass Nahrungsmittel, Medikamente und sogar Waffen
unsere Leute im Gaza erreichen können. Und im Gaza haben wir
genügend Widerstandskämpfer, Männer, Frauen und sogar Kinder,
die dazu qualifiziert sind, einen Sieg zu erringen und die
schon zuvor Exzellentes geleistet haben. Auch wir haben zuvor
im Krieg von 2006 niemanden gebeten uns mit Kämpfern zu
unterstützen, aber wir haben Syrien gebeten die Grenzen zu
öffnen, und wir haben Syrien auch dafür gedankt, dass sie uns
im Sommer 2006 geholfen haben einen Sieg zu erringen, weil
Syrien seine Grenzen nicht geschlossen hat. Und obwohl die
Grenzübergänge von Israelis bombardiert wurden, blieben die
Grenzen Syriens offen.
Und so verlangen wir von Ägypten auch seine Grenzen zu
öffnen. Und zwar permanent. Der Grenzübergang von Rafah muss
offen bleiben und zwar für die Lebenden, nicht nur für die
Verletzten und die Märtyrer. Ägypten ist nicht der Rote
Halbmond. Ägypten trug einst den Titel: „Mutter der Welt“, und
es ist eines der wichtigsten arabischen Länder. Es ist nicht
nur eine Hilfsorganisation für Verletzte und Tote, wie das
Rote Kreuz oder der Rote Halbmond. Die ägyptische Führung und
die ägyptische Regierung muss einen konsequente und endgültige
Entscheidung treffen in Bezug auf diese Angelegenheit. Und die
ägyptische Führung darf aus politischer Perspektive diesen
Krieg nicht dazu verwenden, um Druck auszuüben auf die Hamas
oder die palästinensischen Faktionen und sie dazu zu zwingen
auf die Forderungen der Amerikaner und Israelis nach einem
Waffenstillstand einzugehen. Genauso wie sie es versuchten,
mit uns zu machen in den ersten Tagen des Krieges im Juli
2006.
Das ägyptische Regime muss den Menschen im Gaza auf
politischer Ebene helfen, damit die Attacken OHNE irgendwelche
Bedingungen gestoppt werden können. Das ist die Verantwortung
der ägyptischen Führung. Das ist die wahre Pflicht der
Ägypter. Und hier müssen alle arabischen und islamischen
Völker Druck auf die ägyptische Regierung ausüben und klare
Forderungen an sie stellen.
Bis jetzt haben wir in einer höflichen Art und Weise
gesprochen, aber jetzt, nachdem was gestern passiert ist, muss
ich ganz deutlich sprechen: Ihr Verantwortlichen, der
ägyptischen Regierung, ihr müsst den Rafah-Grenzübergang
öffnen. Wenn ihr eueren Brüdern und Schwestern im Gaza nicht
helft, dann seid ihr Komplizen in diesen Verbrechen, Komplizen
in den Ermordungen, Komplizen dieser Besatzung, das das ganze
palästinensische Leid verursacht.
Diese Ansprache muss von den offiziellen ägyptischen
Vertretern und Führern gehört werden, wir in der arabischen
Welt müssen zu Ägypten auf diese Art und Weise sprechen,
religiöse Persönlichkeiten, politische Parteien, wichtige
kulturelle und populäre Persönlichkeiten, die Medien, alle in
Ägypten müssen so zu ihrer Regierung sprechen und die Ägypter
müssen wissen, dass sie verurteilt werden von der islamischen
Ummah, von der Geschichte, von den Propheten und von den
Märtyrern, wenn sie nicht sofort eine menschliche und
historische Position einnehmen.
Und hier kommt das wichtigste Thema. Jetzt möchte ich
direkt zu der ägyptischen Bevölkerung sprechen, zu den
arabischen und islamischen Menschen in Ägypten und zu der
ehrenwerten Widerstandsbewegung in Ägypten, zu diesen
Menschen, die wir alle gut kennen, von deren guten und
aufrichtigen Herzen wir wissen. Lasst die ägyptischen Menschen
in Millionen auf die Straßen gehen. Kann die ägyptische
Polizei denn Millionen von Ägyptern umbringen? Nein, natürlich
nicht. Wir rufen daher alle Ägypter dazu auf und alle, die auf
ägyptischem Territorium zum Grenzübergang von Rafah leben, die
Grenzen zu öffnen. Ich spiele hier keine politischen Spiele
mit oder gegen irgendjemanden. Ich bin hier um als Person im
Widerstand zu sprechen, als Teil einer Widerstandgruppe, die
30 Tage lang gekämpft hat und als jemand, der mit den Menschen
zusammen war, die sich als Märtyrer hingegeben haben.
Was wir hören und was wir wissen über die ägyptischen
bewaffneten Kräfte ist, dass sie noch immer an ihrem
arabischen Erbe hängen und an ihren ägyptischen Wurzeln und
dass sie noch immer Feindschaft in ihren Herzen hegen gegen
die zionistischen Kräfte, trotz der Unterzeichnung der
Abkommen von Camp David, die schon viele Jahre zurückliegen.
Das ist es, was wir von den ägyptischen bewaffneten Kräften
wissen, und ich fordere ja keine Revolution! Ich bin auch gar
nicht in der Position, nach einer Revolution in Ägypten zu
verlangen. Aber wenn Generäle kommen und zu den politischen
Führern sagen: „Wir können die Situation nicht so hinnehmen
und weil wir Generäle sind, mit Sternen auf unserer Brust
können wir nicht die Leibwächter von Israel werden.“
Heute spreche ich zu den Menschen von Ägypten, den Menschen
von al-Azhar, den religiösen Persönlichkeiten, den bewaffneten
Kräften, den Politikern, es gibt keine Entschuldigung mehr.
Das ist es, was die Gleichung verändern wird. Was die
Gleichung verändern wird, ist eine Kursänderung der
politischen Haltung Ägyptens. Und das ist es, was die
ägyptische Bevölkerung von ihrem Regime einfordern muss. Wenn
der Grenzübergang offen bleibt und wenn Wasser und Nahrung und
Medikamente und Waffen und Geld unsere Leute im Gaza erreichen
können, dann werden wir eine Wiederholung jenes Sieges sehen,
den wir im Libanon erlebt haben. Und ich mir dabei ganz sicher
und bin ganz zuversichtlich. Und obwohl die Menschen Gaza
unter so schwierigen Bedingungen leben, bin ich mir ganz
sicher, dass sie einen Sieg erringen werden. Und wenn Gaza auf
seinen Füßen bleibt und aushält für einige Tage oder Wochen,
dann werden die Angriffe stoppen. Dieser Feind kann einen
langen und anstrengenden Krieg nicht durchhalten. Dieser Feind
wird im Endeffekt gezwungen sein, seinen Angriff
zurückzuziehen und seine Ziele werden null und nichtig gemacht
und auch diejenigen, die ihre eigene Macht sichern wollten,
indem sie palästinensisches Blut vergießen, werden ihrer
Niederlage gegenüberstehen. Damit beziehe ich mich auf die
israelischen Politiker.
Nun gibt es manche im Libanon, die sagen werden, dass die
einzige Lösung, um das andauernde Leiden zu beenden, nur ein
gerechter und aufrichtiger Friedensschluss sein kann. Nun gut,
lasst uns mal unsere Definition von einem gerechten und
aufrichtigem Frieden bei Seite lassen und euch folgendes
Fragen: Ihr, die ihr nach einem gerechten und aufrichtigen
Frieden, vor und nach dem Abkommen von Madrid verlangt habt,
was habt ihr seitdem gewonnen? Was hat euch Israel seitdem
gegeben, was habt ihr von Israel bekommen außer Massaker,
Blutbäder, mehr und mehr Angriffe und Erniedrigungen und immer
mehr israelische Forderungen und Bedingungen? Die
palästinensischen Autoritäten und Führer gingen sehr weit in
den Verhandlungen, die in Camp David stattfanden, und zwar
nicht mit der Likud oder Kadima, sondern mit der
Arbeiterpartei unter Barak. Als Barak der Premierminister der
zionistischen Entität war, unterhielt er Verhandlungen mit dem
verstorbenen Yassir Arafat. Aber in Camp David bekamen die
Palästinenser nicht einmal das Geringste ihrer Rechte
zugestanden, damit ihnen wenigstens das Gesicht gewahrt
bliebe. Also welcher von welchem gerechten und vernünftigen
Frieden soll hier die Rede sein?
Ein gerechter und vernünftiger Friede unter den
erniedrigenden israelischen Bedingungen? Kein al-Quds, kein
Recht der palästinensischen Flüchtlinge auf Rückkehr, kein
Territorium um einen palästinensischen Staat errichten zu
können? Wie dumm ist diese Idee, zu einer Zeit in der die
Palästinenser umgebracht werden im Gaza und nachdem wir im
Libanon umgebracht wurden, von einem gerechten und
vernünftigen Frieden zu sprechen! Ihr habt schon zuvor
versucht, die israelischen und palästinensischen Kräfte davon
zu überzeugen, ihre Waffen niederzulegen, und was habt ihr
daraus gewonnen? Im Libanon, in Palästina oder in anderen
Gebieten? Hat euch Israel irgendetwas von euren Rechten
zurückgegeben? Haben sie euch auch nur den geringsten Anteil
von euren legitimen Rechten zurückerstattet? Nein, rein gar
nichts!
Manche sagen, die Internationale Gemeinschaft wird uns
schon beschützen. Wo ist die Internationale Gemeinschaft um
diejenigen im Gaza zu beschützen; um die Frauen und Kinder im
Gaza zu beschützen?
Manche sagen, internationale Abkommen werden uns
beschützen. Wo sind diese internationalen Entscheidungen im
arabisch-israelischen Konflikt? Bis jetzt ist nicht eine
einzige internationale Erklärung durchgesetzt worden, nicht
einmal die Erklärung 421.
Manche sagen, die arabische Einheit wird uns beschützen.
Welche arabische Einheit? Die arabischen Führer brauchen schon
Tage um sich darauf zu einigen, dass sie sich überhaupt
treffen, weil es immer wieder bedenken von der einen oder
anderen Seite gibt.
Meine verehrten Brüder und Schwester was jetzt im Gaza
passiert und was im Juli 2006 im Libanon passiert ist, muss
reichen! Es muss genug sein, um uns zu zeigen, dass das
einzige was uns beschützt und uns unsere Rechte zurückgeben
kann, Widerstand ist. Widerstand und Dschihad, Standhaftigkeit
und Durchhaltevermögen. Widerstand und Beharrlichkeit, ein
blutiger Widerstand. Etwas anderes als das, wird zu nichts
führen, außer in unserer Fantasie.
Brauchen wir Araber und wir Menschen in der arabischen Welt
hunderte von Qana-Masssakern, um das zu begreifen? Brauchen
wir hunderte von Gaza-Massakern um überzeugt zu werden?
Brauchen wir noch hunderte Massaker in der Prophet Ibrahim
Moschee?
Das ist so bedauernswert, dieser Feind, mit dem ihr Frieden
schließen wollt, liefert euch alle ein oder zwei Jahre neue
deutliche Beweise für seine Brutalität, seinen Rassismus,
seine Kriminalität und seinen unerschütterlichen Glauben das
Vergießung des Blutes von Unschuldigen. So denkt dieser Feind.
Eure Friedensverhandlungen werden zu nur noch mehr Töten und
Blutvergießen führen. Brauchen wir noch mehr Massaker damit
unsere Führer und unsere Völker, unsere Intellektuellen davon
überzeugt werden, dass es in der Art der Ideologie unseres
Feindes begründet liegt kriminell, terroristisch und
rassistisch zu agieren? Es ist ein Feind mit dem wir niemals
Frieden schließen werden können. Wie viele Blutbäder und
Massaker werden wir noch benötigen, um davon überzeugt zu
werden?
Aber dennoch, auch im Lichte all dieser deutlichen
Tatsachen, die ich im Rahmen dieser Ansprache erwähnt haben
und nach all diesen Aufforderungen die ich an die Menschen und
and die Führer hier gemacht habe, sind wir doch
zuversichtlich, denn wir kennen die Menschen im Gaza. Wir
kennen die Kapazitäten der Widerstandskämpfer im Gaza und hier
rufen wir zu ihnen, im Namen aller Widerstandskämpfer im
Libanon, im Namen aller Märtyrer und Verletzten des Libanon,
im Namen der Familien und aller Dschihad-Kämpfer im Libanon,
und wir gratulieren ihnen!
Ich schicke mein Beileid für all ihre Märtyrer und ich rufe
alle Verletzen dazu auf, wieder aufzustehen, ich bete, dass
alle Verletzten wieder auf ihre Beine kommen. Wir sind
Menschen, die nur von Allah abhängig sind, und wir glauben an
den göttlichen Sieg, auch wenn manche behaupten, das wäre nur
ein Teil unserer Vorstellung oder Fantasie. Wir wissen dass
die Menschen im Gaza qualifiziert sind, aufrecht auf dem
Schlachtfeld zu stehen. Wir sind Menschen des Widerstandes und
die Menschen im Gaza sind Menschen des Widerstandes. Und das
ist es, was den Sieg bringt: Glaube, Aufrichtigkeit und
Standhaftigkeit. Allah ist Derjenige, Der den Sieg schafft und
Allah allein kann euch siegreich machen und die ganze
islamische Ummah ist verpflichtet, euch zur Seite zu stehen.
Es ist nicht zu akzeptieren, dass irgendwer daneben steht und
zusieht, ohne seine gesamte Energie und Kraft dafür
aufzuwenden euch zu helfen.
Ich möchte jetzt noch einige Worte darüber sagen, welche
Rolle der Libanon spielt in dieser Situation im Gaza, in
diesem Krieg im Gaza.
Seit dem Beginn der blutigen zionistischen Übergriffe auf
den Gaza, haben Olmert, Barack und Livni und einige weiter
offizielle israelische Vertreter strenge Warnungen und
Drohungen ausgesprochen gegenüber jeder anderen möglichen
Kriegsfront. Wen sie damit gemeint haben, war der Libanon. Und
sie haben bereits einige Schritte eingeleitet an den Grenzen,
wie ihr wisst, haben sie bereits einige Maßnahmen getroffen an
den Grenzübergängen zwischen dem besetzten palästinensischen
Territorien und dem Libanon. Und sie haben die Einwohner der
nördlichen Siedlungen aufgefordert, sich vorzubereiten und
bereit zu sein für eine bestimmte Schlacht. Hier gibt es jetzt
zwei Möglichkeiten, und ich muss jetzt mit Verantwortung
gegenüber der nationalen Sicherheit sprechen: Ich will
niemanden erschrecken und ich will nicht, dass jemand
aufgebracht oder nervös wird, aber wir können uns auch nicht
austricksen lassen.
Es gibt also zwei Möglichkeiten. Wir haben folgende zwei
Szenarien: Es kann sein, dass alles was die Israelis im Norden
der besetzten Gebiete tun, nur eine Vorsichtsmaßnahme ist,
falls irgendetwas von libanesischer Seite passieren sollte,
falls der Libanon irgendwelche Maßnahmen gegen die Israelis
unternehmen sollte. Aber es gibt noch ein anderes mögliches
Szenario, und wir dürfen nicht blind sein und unsere Augen
verschließen, gegenüber diesem anderen möglichen Szenario.
Wir befinden uns im Moment in einer sehr schwierigen und
heiklen Zeit, während viele arabische Regierungen mit dem
Feind kollaborieren, wo die arabische Einheit stark geschwächt
ist und wir einer internationalen politischen Übergangszeit
gegenüberstehen. Wir ihr wisst, befinden wir uns gerade in
einer Übergangszeit in Amerika. Obama wird das Amt des
Präsidenten übernehmen und Bush wird gehen. In dieser heiklen
Übergangszeit existiert nun noch ein anderes Szenario:
Der Feind könnte einige Maßnahmen ergreifen, um gegen den
Libanon vorzugehen, er könnte die Chance jetzt ergreifen und
einen militärischen Schlag gegen den Libanon planen. Und sie
benötigen so etwas, einerseits für die bevorstehenden Wahlen
und andererseits, um den angeschlagenen Ruf der israelischen
Armee zu stärken. Und wir dürfen nicht beruhigt einschlafen
und denken, die Israelis werden nicht einen Krieg auf zwei
Fronten führen. Sie haben vorher schon Kriege auf drei oder
vier Fronten auf einmal geführt. Deswegen muss die
libanesische Regierung und die libanesische Armee und der
libanesische Widerstand wachsam sein und muss
Vorsichtsmaßnahmen treffen und darf das, was gerade um uns
herum geschieht, nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Auch die Angelegenheit mit den acht Raketen, die man vor
einigen Tagen im Südlibanon entdeckt hat, noch vor den
Attacken auf den Gaza, möchte ich hier nicht vergessen. Ich
möchte fragen: Wer hat diese Raketen dort platziert, noch
bevor der Krieg auf den Gaza begann?
Bedauerlicherweise haben wir einige libanesische Politiker,
die angesichts solcher Entdeckungen schweigen. Sehen Sie, was
ich meine ist, als zwei libanesische Zivilisten vor kurzem im
Südlibanon von israelischen Soldaten entführt worden waren,
haben sich manche libanesische Politiker in Schweigen gehüllt
und diese Politiker haben kein bisschen Sorge um diese
libanesischen Zivilisten gezeigt. Aber die gleichen Politiker,
als diese Raketen, diese Katjuscha-Raketen im Südlibanon
entdeckt wurden, begannen große Reden der Anschuldigung zu
schwingen und Theorien der Schuld zu entwickeln und zeigten
mit ihren Finger auf uns. Und diese Politiker sagten, niemand
kann etwas im Südlibanon erreichen, niemand hat in diesen
Gebieten Kontrolle außer der Hizbullah. Wenn das das Ergebnis
ihrer politischen Analyse ist, dann ist das eine Katastrophe.
Das ist schlichtweg ein Unsinn. Und obwohl uns diese
Politiker grundlos beschuldigen und meinen wir hätten dort
diese Raketen platziert, möchte ich ihnen hier antworten: Wir
in der Hizbullah haben Courage und wir übernehmen
Verantwortung für jede einzelne Handlung und Aktivität, die
wir vornehmen. Wir verstecken uns nicht, hinter unseren
Fingern. Wir haben Courage und Mut und wir kündigen klar und
deutlich an, was wir tun und was wir vorhaben, und wir sind
nicht in der Position, angeklagt zu werden, so dass wir uns
verteidigen müssten.
Aber wir sollten uns in diesem Zusammenhang noch einer
anderen Frage widmen: Liegt es nicht im Bereich des Möglichen,
dass Israelis in den Südlibanon eingedrungen sind und dass die
israelischen Spione im Libanon – und es gibt ein ganzes
Netzwerk davon hier – selbst diese Raketen hier stationiert
haben, nicht um Solidarität mit dem Gaza zu zeigen, sondern um
einen Grund zu konstruieren, um einen militärischen Anschlag
auf den Libanon zu rechtfertigen? Und die gleichen
libanesischen Politiker, die ich vorher erwähnt habe,
beteiligen sich daran, Israel eine Rechtfertigung dafür zu
geben, den Libanon anzugreifen. Und angenommen diese acht
Katjuscha Raketen im Südlibanon wären überhaupt eine
Entschuldigung, wäre das denn Grund genug, den Libanon zu
vernichten? Ihr libanesischen Politiker seid es selbst, die
den Israelis eine Rechtfertigung gewähren, den Libanon
anzugreifen und zu besetzen, ihr selbst mit diesen dummen
Bemerkungen!
Hier ist nicht der richtige Kontext, um dieses Thema in die
Tiefe weiterzuverfolgen, denn ich bin hier um heute den
Libanon aufzurufen, ein Libanon, der die Israelis bereits
zweimal geschlagen hat und schon davor. Doch die beiden
wichtigsten Siege waren in 2000 und in 2006. Wir im Libanon
müssen auf der Hut sein. Und ich will nichts vor euch
verbergen. Ich habe die Widerstandskämpfer im Süden des
Libanon aufgerufen sehr wachsam zu sein, denn wir stehen einem
sehr skrupellosen und grausamen Feind gegenüber, der nicht
davor zurückschreckt zu morden. Und wir wissen noch nicht was
die Ausmaße seines Planes sind für diese Region und für die
ganze Welt.
Und wir haben keine Angst davor, was im Juli 2006 geschehen
ist und was in den Kriegen davor geschehen ist und davor was
gerade im Gaza geschieht. Wir haben unsere Wahl getroffen und
wir sind bereit JEDEM militärischen Angriff auf unserem Gebiet
zu begegnen und jedem Angriff auf unsere Würde. Wir haben
unseren Slogan bereits mit unserem Blut besiegelt und wir
werden jedem begegnen, der uns angreift, wer auch immer es
sein mag. Wir werden ihnen durch unsere Widerstandskämpfer
begegnen und durch unsere Präsenz und durch unserer
Zugehörigkeit zur Schule von Imam Husain (a.), die uns lehrt,
uns von niemandem unterdrücken und erniedrigen zu lassen.
Meine lieben Brüder und Schwestern, wir alle hier im
Libanon und in der arabischen und islamischen Welt müssen in
diesen historischen Tagen und besonders in diesen Tagen von
Aschura, unsere Verantwortung übernehmen und unsere
historische und religiöse Verpflichtung wahrnehmen gegenüber
den Ereignissen, die sich gerade im Gaza zutragen.
Die Konsequenzen dieser Ereignisse werden nicht nur
Auswirkungen auf den Gaza haben oder auf Palästina, sondern
auf die gesamte Ummah. Wir müssen damit fortfahren
kontinuierlich Schritte zu setzen. Es reicht nicht einen
Protest hier und einige Streiks dort zu machen, wir müssen
unsere gesamte Energie und all unsere Ressourcen dafür
einsetzen, um die Menschen im Gaza zu verteidigen.
Der morgige Tag, der als Trauertag von Imam Sayyed Ali
Chamenei ausgerufen wurde zu Ehren aller Mujaheddin und
Freiheitskämpfer wird auch von unserer Seite ein Trauertag
sein. Und wir werden unsere Unterstützung und unsere
Solidarität mit unseren Geschwistern im Gaza zum Ausdruck
bringen. Deswegen rufe ich euch dazu auf, morgen am Nachmittag
einen Protest zu veranstalten im Süden von Beirut zu Ehren der
Märtyrer und um sie zu trauern und ihnen zu gedenken.
Und ich weiß morgen Abend werden viele
Trauerveranstaltungen stattfinden für Aschura und ich rufe
euch dazu auf, all diese Veranstaltungen abzusagen und
stattdessen an diesem Protest teilzunehmen. Ich rufe euch alle
dazu auf, Männer, Frauen und Kinder morgen zu diesem Treffen
zu kommen. Wir müssen unsere Solidarität und Unterstützung mit
den Leuten im Gaza zum Ausdruck bringen.
Wir müssen unseren Stimmen morgen Gehör verschaffen. Die
Welt muss unsere Stimmen hören und die Welt muss zum Zeuge
werden von unseren Fäusten für Imam Husain (a.). Und die Welt
muss wahrnehmen, dass wir hier sind, wir sind anwesend und
niemand kann uns Furcht aufzwingen oder Angst einjagen. Keine
Furcht kann uns davon abbringen diese Schritte einzuleiten.
Ich hätte diese Aktion eigentlich für den zehnten Tag von
Muharram geplant, aber morgen wird der zehnte Tag sein, jeder
Tag ist Aschura und jeder Ort ist Kerbela und morgen wird der
Tag sein, an dem wir den Rufen von Husain (a.) antworten
werden und morgen wird das eure Pflicht sein, so Gott will.
Ya Sayyedi Ya Aba Abdullah al Hussayn, Oh Sohn des
Propheten - das ist dein Blut, das sind deine Körperteile, das
ist deine Stimme, das ist dein Wort. Das sind deine Worte, die
wir durch die ganze Geschichte hindurch hören und an die wir
uns fortwährend erinnern. Dein Blut ist siegreich gegen das
Schwert, dein Blut rettet die Ummah, deine Worte zeigen uns
den Weg und lehren uns ein Leben zu leben als ehrenhafte und
würdevolle Menschen.
Assalamu alaika ya Mawlana Abu Abdillah al-Hussayn! Der
Friede sei mit dir Oh Husain (a.) Friede sei mit dir oh Sohn
des Propheten, Friede sei mit deinen Kindern und deiner
Familie, Friede sei mit all jenen Märtyrern, die für dich ihr
Leben geopfert haben. Ich bete für den Frieden deiner Seele in
allen Welten und ich hoffe dass ich noch fortfahren darf,
deiner zu gedenken. Friede sei mit dir Ali, Sohn von Husain,
und Friede sei mit den Nachfolgern Husains. Friede sei mit
allen Freunden und Gefährten Husains.
Friede sei mit allen Märtyrern, die dem Weg von al-Husain
folgen und der Frieden sei mit euch allen.
Assalamu Alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh! Der Friede
sei mit Euch und Seine Barmherzigkeit und seine Gnade.