Gedichte im Islam
Gebet um Vergebung

von Dschalaleddin Rumi

Wohl hundert-, tausendmal brach unser Bund,
Doch Dein Bund steht in bergefestem Grund.
Wie Stroh ist unser Bund vor jedem Wind -
Dein Bund ist fester noch als Felsen sind.
Drum: Unsrer Färbung Unbeständigkeit
Sei gnädig, Herr - Du, der die Farben leiht!
Wir sahen uns, wie schlecht sind wir, wie sehr!
O prüfe, König, uns nicht fürder mehr,
Damit noch andre Schändlichkeit und Schuld
Verborgen bleibt, o Helfer voller Huld!
Du, Herr, bist grenzenlos schön und vollkommen
Wir grenzenlos im Irrtum nur beklommen.
Schick doch das, was Du grenzenlos umfasst
Auf unsres grenzenlosen Irrtums Last!
Komm - nur ein Faden blieb von unsrem Kleid,
Ein Wall nur von der Stadt so stark und weit!
Den Rest, o Herr, magst Du den Rest verschonen!
Sonst lachen voller Freude die Dämonen
Um uns und nicht um Deiner frühern Gnade,
Mit der Du die suchst, die geirrt vom Pfade!
Du zeigtest Macht - nun zeig Barmherzigkeit,
Der jedem Herzen Milde doch verleiht!
Verstärkte dies Gebet jedoch Dein Grollen,
Dann lehre Du uns, wie wir beten sollen:
Du lässt auch Adam wieder zu Dir ein,
Um ihn von den Dämonen zu befrei'n!

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