Gedichte im Islam
Mahmud, der Götzenzertrümmerer

von
Friedrich Rückert

Mahmud, der Götzenzertrümmerer

Mahmud auf dem Zug nach Indien
Hat die kleinern Götzenbilder,
Die er unterwegs gefunden,
Ohne Schonung all zertrümmert.
Doch es trösten sich die Heiden,
Daß noch fest und unerschüttert
Steht ihr gröster, Somanatha,
Der verehrte Mondgebieter,
Den das Meer mit Flut und Ebbe
Selbst anbetet furchterzitternd.
Dieser wird sich waffnen gegen
Das anziehnde Kriegswitter;
Vor dem Blitze seiner Augen
Werden Mahmud tritt dem Götzen
Unter Augen unerwirret,
Der, sechs Klaster übern Boden
Ragend, von Juwelen flimmert.
In der Hand hat er die Keule,
Die viel Götzen schon zerschmettert.
Wie sie sehen, dass ihr Gott
Weder sie noch sich beschützet,
Bieten, dass er sei verschonet,
Reiche Lösung seine Priester.
Und die Lösung anzunehmen
Nathen selber Mahmud’s Ritter.
Doch in ihm, der keinesweges
Sonst verachtet ird’sche Güter,
Wieget alle Luft des Goldes
Heut der Glaubenseifer nieder,
Und er spricht: An jenem Tage
Will ich von dem ew’gen Richter
Nicht gerufen werden: wo
Ist Mahmud der Götzentrümmrer!
Und mit einem Schlag der Keule
Auf des Riesen goldner
Trümmer an den Boden nieder,
Goldner, adelsteinener,
Die er preisgibt seinen Kriegern.
Doch der Götzentrümmer größtes
Schickt nach Gasna heim der Sieger,
Daß es dort vor Gottes Tempel
Als die Schwell’ am Boden liege.

Aus: Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten

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