Gedichte im Islam
Der gnädige Spaß

von
Friedrich Rückert

Vom hohen Fenster schaut der Fürstensohn,
Und ausgebreitet auf den Nachbardächern
Ist, seinen Augen wie zum Lohn,
Ein Lumpenkram aus allen Fächern.
Er fragt, was dieser Spuk bedeute?
Man sagt ihm, dass die Bettelleute
Des Viertels Wäsche haben heute,
Um bei des nahen Festes Tagen
Die alten Lumpen neu zu tragen.
Der Prinz, er sollte wohl den gnäd’gen Spaß aich Machen,
Den Trödel zu zerschießen.
Das will ich auch, sprach er mit Lachen,
Und goldne Kugeln ließ er gießen;
Dann füllt’ er aus den reichen Köchern
Die Armbrust, und zum Luftgefecht
Spannt’ er und schoß, und zielte recht,
Und sein Vergnügen war nicht schlecht,
Stets mehr die löchrigen Gewande zu durchlöchern.
„So haben wir uns nun gerächt
Am Ärgernis, das sie den Augen gaben;
Und wenn sie aus dem Plunder graben
Die goldnen Kugeln, können sie ihn flicken,
Wenn sie vielmehr nicht Luft nun haben,
Zum Feste neue Kleider zu beschicken.“

Aus: Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten

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