Gedichte im Islam
Wind

von Cahit Külebi, übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Jetzt ging ein Wind hier vorüber,
Ich lief und konnt ihn nicht fangen,
Ich konnte nicht erfahren,
Wohin er gegangen.

Er stieg aus dem klaren Meer auf
Und kam die Küsten entlang.
Der Teer - und Schweiß - und Salzgeruch
Ins Herz verwirrend drang.

Er begann auf die Berge zu klettern,
Trieb Wolken wie Lämmerherden,
Streichelnd ließ er das Weidegras
Größer werden.

Wenn er über Dörfer kam,
Rührte er Wiegen im feuchten und finsteren Raum.
Die sich in Sonnenglast Mühenden
Kühlte sein Saum.

Er begann zu den Ebenen niederzusteigen:
In den Feldern von Mohn das Lila und Rosa und Weiß,
In der Steppe die blauen Dornen...
Die Augen füllten sich mit Staub.

Er kam in die Städte, an mir vorbei,
Sah Mädchen, den Mohnblüten gleichend.
Ein wenig Puder, ein Lachen, ein Haar
Nahm er entweichend.

Jetzt ging ein Wind hier vorüber,
Ich lief und konnt ihn nicht jagen
Er hätt es gesagt, hätte ich ihn gefragt -
ich konnte nicht fragen.

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