Gedichte im Islam
Wie herrlich ist dereinst

von Ibn Hazm al-Andalusi aus dem Buch "Halsband der Taube", übersetzt von Max Weisweiler (1941)

Wie herrlich ist dereinst doch jene Zeit gewesen,
Da lieber du mir warst als Seel' und Sippe mein!
Dann aber ruhte nicht die grause Hand des Meidens
Und rollte dich am Ende wie ein Schriftstück ein.
Dein Meiden reicht' in Kübeln mir Geduld zum Tranke,
Wie die Vereinigung mit Liebe mich getränkt.
Das Einssein, sah ich, ist fürwahr der Liebe Wurzel.
Und langes Meiden über uns Vergessen senkt.

Wenn man zu mir dereinst gesprochen hätte:
"Du wirst vergessen, wem dein Herz geweiht",
So hätt ich tausend Eide wohl geschworen:
"Das wird nicht sein in alle Ewigkeit."
Doch wenn das Meiden lange währt, die Seele
Kein ander Mittel als Vergessen sieht.
Wie herrlich, dass mir Gott dein Meiden sandte!
Fürwahr, er ist zu heilen mich bemüht.
Jetzt wundre ich mich über mein Vergessen
Und einst, wie ich ertrug der Sehnsucht Glut.
Die "Lieb" zu dir scheint eine heiße Kohle,
Die still verglühend unter Asche ruht.

Die Hölle einst durch deine Lieb in meinen Busen kam.
Jetzt aber scheint sie mir nur wie die Glut des Abraham.

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