Geht doch nach Hause
Bei
vielen Diskussionen zu Menschenrechten, aber auch in dem Buch
Ulfkottes sehen wir uns mit der teils direkt, teils indirekt
formulierten Aufforderung konfrontiert: „Geht doch nach
Hause“. Wie oft wurden wir schon gefragt: „Wenn ihr das
System der Islamischen Republik so gut findet, warum geht ihr
denn dann nicht dorthin?“ In der Frage spiegelt sich das
Unverständnis darüber wider, dass man als Deutscher in
Deutschland leben und dennoch ein anderes System als besser
einstufen kann. Sicherlich steckt in unserem Verhalten eine
gewisse Portion Inkonsequenz. Aber wir sprechen kein Persisch,
sind hier groß geworden, haben hier den gesamten Mittelpunkt
unseres Lebens, fast alle Freunde und Bekannten, kennen uns in
der hiesigen Gesellschaft aus, unsere Kinder gehen hier zur
Schule. Hier haben wir die Arbeit, mit der wir unsere Familien
versorgen, und hier haben wir unser Haus. Es ist nicht leicht,
in solch einer Lage alles stehen und liegen zu lassen und
auszuwandern, so lange man im Land geduldet wird und so lange
wir und unsere Kinder zumindest in den wichtigen Aspekten
unseres Glaubens nicht beeinträchtigt werden. Sobald aber z.B.
unseren Töchtern in den Schulen die Kopftücher zwangsweise
heruntergerissen werden, wird der Zeitpunkt kommen, intensiver
als bisher die Auswanderung zu erwägen. Auch bewahre Gott uns
alle davor, dass Deutschland zu solch einem Monster der
Weltpolitik mutiert, wie es die USA in den Augen so vieler
Menschen geworden sind.
Bis
dahin aber haben wir immer noch die Hoffnung, dass ein Dialog,
sei er auch kritisch, schwierig, mit vielen Hürden belastet
und mit vielen Anfeindungen und Demütigungen gegenüber vielen
Muslimen verbunden, dennoch möglich ist. Während die
Bevölkerung diese Hoffnung stärkt, besteht sie kaum noch
gegenüber Politikern und deren Hofjournalisten.