Fasten in Maßen
Auch
das Fasten gehört zu den befreienden Riten des Islam. Einen
Monat im Jahr erklären wir dem Körper, dass nicht er darüber
bestimmt, wann wir unsere Bedürfnisse erfüllen, sondern wir
selbst es sind und der Körper sich zu fügen hat. Der Körper
ist wie ein edles Pferd, das vom Reiter geführt werden muss.
Kann der Reiter es nicht führen, macht das Pferd, was es will.
In den ersten Tagen des Monats Ramadan überkommt uns natürlich
bereits zu Mittag ein gewisses Hungergefühl. Aber es ist
schön, dieses Gefühl zu bekommen und dagegen anzugehen, indem
man Selbstbeherrschung übt. Es ist hilfreich, Hunger zu
verspüren – selbst in dem Wissen, dass es am Abend gestillt
wird – um sich vorzustellen, wie es den wirklich Hungernden in
der Welt geht.
Aber leider
ist es eine Unsitte unter vielen Muslimen, das am Abend des
Fastenbrechens so viel gegessen wird, dass man von Überfüllung
sprechen kann. So war das fasten nicht konzipiert. Die
Tatsache, dass in vielen muslimischen Ländern im Monat Ramadan
mehr Fleisch konsumiert wird als in anderen Monaten, deutet
darauf hin, dass der befreiende Geist des Fastens einer
inhaltlosen Tradition gewichen ist. Ausgehend von den
Vorbildern der Islamischen Befreiungstheologie haben wir seit
einigen Jahren in unseren Haushalten eine andere
Vorgehensweise etabliert. Es gibt nur eine begrenzte Auswahl
an Speise und der Schwerpunkt liegt in dem Beisammensein und
den lehrreichen Gebeten und religiösen Lernspielen und Filmen.
Auch wechseln sich die Frauen ab mit dem Kochen, so dass jede
sich auch einen ganzen Tag auf die spirituelle Aktivität
konzentrieren kann. Ein wunderbarer Monat endet mit einem Fest
und einigen Pfunden, die wir von unseren satten Körpern
herunterfasten konnten.