Ein mörderisches Erlebnis
Ich
habe im Winter 2000 mit meiner Familie Urlaub bei einer
befreundeten Familie im Libanon direkt an der syrischen Grenze
gemacht. Es ist ein wunderschönes Land. Und auch die Menschen
haben noch die Gastfreundschaft der muslimischen Länder,
welche noch nicht durch den übermäßigen Tourismus verändert
wurde.
Am
28.12.2000 haben wir einen Ausflug in den Süden des Libanon
gemacht; in die Gebiete, die noch bis kurz davor von Israel
besetzt waren. Diesen Ausflug wollten meine Frau und ich
unbedingt machen, damit wir, soweit es möglich ist, einen
eigenen Eindruck davon bekommen, wie es einige wenige
freiheitsliebende Menschen geschafft hatten, sich von einer
der sogenannten stärksten Armeen der Welt, dem Kriegsapparat
Israels, gestützt von der sogenannten Weltmacht, dem
Kriegsapparat der USA, zu befreien. Wie konnte es angehen, was
war der Grund, dass ein paar Einzelne mit einfachen Waffen
eine bis in den Weltraum ausgerüstete Armee in die Flucht
schlagen konnte?
Es ist
schon oft vorgekommen, dass ein vermeintlich Schwächerer einen
vermeintlich Stärkeren geschlagen hat, man mag nur an die
Geschichte des Propheten David (der Friede sei auf ihn) und
Goliath zu denken, aber in diesem Fall waren die Unterschiede
noch viel extremer.
Um
diese Geschehnisse ein wenig besser zu verstehen, haben wir
einen Bus gemietet und sind zusammen mit mehreren Familien
Richtung Süden losgefahren. Entlang des Weges zeigte sich, wie
schon bei anderen Ausflügen, eine imposante Landschaft.
Nach
fast zwei Stunden Fahrt kamen wir an die Stelle, bis zu der
die Israelis ihre Besatzungszone (die sie “Sicherheitszone“
nannten) ursprünglich aufgebaut hatten. Es gab immer noch so
etwas wie eine Grenzkontrolle. Aber diese Grenzkontrolle wurde
nun von der libanesischen Armee durchgeführt. Es wurde nach
Waffen gesucht. Die damalige Armee des Libanon hatte Sorge,
dass immer noch Einzelne mit Waffen an die jetzige Grenze
ziehen, um die Zionisten auch noch von den restlichen immer
noch besetzten libanesischen Gebieten vertreiben zu wollen. Da
die Soldaten feststellten, dass wir keine Waffen hatten,
durften wir weiterfahren, weiterfahren in das befreite Gebiet.
Libanon an der Grenze zu
Syrien
Es ist
ein bergiges, hügeliges und bewaldetes Gebiet. Hier hatten
also die ganzen Kämpfe stattgefunden. Immer wieder fuhren wir
an zerstörten Kriegsfahrzeugen der Israelis vorbei mit Bildern
von Märtyrern, die entweder auf den zerstörten Fahrzeugen oder
aber am Wegesrand aufgestellt waren (Bild links).
Nach
vielen Verlusten haben die Israelis versucht, ihre
Hauptverbindungsstraße im Südlibanon, auf der wir gerade
fuhren, durch eine Betonmauer zu schützen (Bild rechts). Aber
auch dies war vergebens. Immer wieder wurden die Besatzer
durch erfolgreiche Operationen empfindlich getroffen, was ja
letztendlich der einzige Grund dafür war, dass die Israelis am
Ende geflohen sind.
Unser
Fahrer kannte sich im Südlibanon sehr gut aus. Er fuhr uns
direkt zu einem ehemaligen wichtigen Stützpunkt der Israelis.
Vor der Ruine, welches zur Zeit unseres Besuches ein offenes
Museum war, ist ein Poster aufgebaut, auf dem jede einzelne
Operation, die gegen diesen Stützpunkt durchgeführt wurde, die
Befreiung dieses Gebietes und die Opfer vermerkt sind. Wir
ahnten damals nicht, dass Israel wenige Jahre später wieder in
das Gebiet eindringen würde und dabei im Libanon weit über
1000 Zivilisten ermorden sollte.
Der
Stützpunkt, der in die Erde eingegraben war und eigentlich
uneinnehmbar erschien, liegt jetzt in Schutt und Asche.
Unser
Fahrer ermahnte uns immer wieder, nicht vom Hauptweg
abzuweichen und auf unsere Kinder aufzupassen, da nach seinen
Angaben die Israelis vor ihrem Abzug sehr viele Minen
ausgelegt haben, die insbesondere aufgrund ihrer Farbe kleine
Kinder anziehen.
Die
Tatsache, dass hier die Besatzung eines Gebietes und, wie
später zu sehen ist, diverse Gräueltaten einer erstmals
besiegten israelischen Armee in für jeden zugänglichen Museen
gezeigt werden, wurde in der westlichen Presse total
ignoriert. Jenes Museum gab es in den westlichen Medien
praktisch nicht! Wahrscheinlich ist es für einen westlichen
Journalisten unmöglich, davon zu berichten. Daher habe ich
bewusst meine Reiseberichterstattung mit einigen Bildern
dokumentiert. Unsere libanesischen Reisebegleiter gehen allein
von der Tatsache, dass die Israelis sich bis heute weigern,
die Aufstellungspläne für die Minen herauszugeben, davon aus,
dass der ehemalige Besatzer weiteres Leid insbesondere unter
Kindern beabsichtigt.
Von
dort sind wir weiter zum ehemaligen Zentralgefängnis des
israelischen Machtapparates im damals besetzten Süden des
Libanon gefahren. Dieses Gefängnis wurde unmittelbar mit dem
Abzug der Israelis befreit, und war ein Museum der Gräueltaten
Israels gegen die Menschlichkeit. Das Museum steht heute nicht
mehr vollständig. Israel hat bei seinem neuerlichen Feldzug
gegen den Libanon in 2006 ganz bewusst auch mehrfach das
Museum bombardiert, um es vollständig zu zerstören, obwohl das
Museum militärisch absolut unbedeutend war. Zu sehr lastete
die Schandtat der eigenen Vergangenheit auf dem Gewissen, dass
andere es eben nicht mehr sehen können sollten. Daher sind die
folgenden Bilder und Schilderungen als sehr selten
einzustufen.
Beim
Bau des Museums wurden alle noch lebenden Häftlinge gebeten,
alles so zu hinterlassen, wie es war, damit die Besucher es im
Originalzustand vorfinden.
Alles,
was ich dort gesehen habe, lässt mich bis heute nicht ruhig
schlafen. Ich hatte schon vieles über Folter und grausame
Misshandlungen gehört, aber es ist immer etwas anderes, dieses
mit eigenen Augen zu sehen; selbst wenn es nur noch ein Museum
ist bzw. war. Was ich dort gesehen habe, werde ich immer mit
mir tragen, obwohl ich das Gefängnis nur als Besucher
besichtigt habe; ich war kein Gefangener!
Nach
Erfahrung der Einheimischen wurde jeder in dieses Gefängnis
gebracht, der den Israelis und deren Handlangern in Libanon
irgendwie in die Hände geriet, unabhängig davon ob Kind,
Jugendlicher, Erwachsener oder Greis. Gleich am Eingang hing
eine Liste der Menschen, die in diesem Gefängnis zu Tode
gefoltert wurden (Bild links).
Hinter
dem Eingang ist ein großer Platz mit einem Folterpfosten (Bild
rechts) im Zentrum. Die Gefangenen wurden dort entweder an den
Händen oder an den Füßen aufgehängt und gefoltert. Hierbei
muss erwähnt werden, dass diese Folter nicht allein
durchgeführt wurde, um irgendwelche Informationen aus dem
Gefangenen herauszupressen, sondern es wurde uns glaubhaft von
ehemaligen Häftlingen versichert, dass teilweise nur zum
“Spaß“ gefoltert wurde. Dieser Aspekt ist wirklich wichtig, um
den Charakter der Besatzer oder seiner Helfershelfer
einschätzen zu können.
Im
Inneren des Gefängnisses wurde uns eine Zelle gezeigt, die im
völligen Dunkeln lag. Daher konnte ich dieses leider nicht
fotografieren. In dieser ca. 1m x 1m großen Zelle mussten 6
Personen viele Monate bleiben. Während drei aufrecht in der
Zelle stehen mussten, konnten die anderen drei auf dem kalten
Boden sitzen.
Warum
wurde eigentlich nie in den deutschen Medien über dieses
Gefängnis berichtet, in welchem auch viele Kinder gefoltert
wurden? Dieses Gefängnis war doch bis zur Zerstörung durch
Israel ein öffentliches für jeden zugängliches Museum. Und
warum wurde nicht einmal von der Zerstörung durch Israel
berichtet? Die BBC hat sogar mal einen Kurzbericht darüber
ausgestrahlt und sich viel Ärger mit Israel eingehandelt.
Warum wird so etwas denn nicht auch in Deutschland gezeigt?
Warum berichtet die sogenannte freie Presse in Deutschland
nicht darüber? Welcher Politiker ist je nach Israel gereist
und hat über Menschenrechte gesprochen? Draußen im Hof
freistehend gab es Zellen, auch wieder 1m x 1m groß (links),
in denen besonders hartnäckige Gefangene bis zu vier Monaten
gehalten wurden, ohne ihnen Ausgang zu gewähren. Ziel war es
wohl, die Gefangenen in der Hitze des Tages bei lebendigem
Leib zu braten und in der Kälte der Nacht frieren zu lassen.
Es
gab noch vieles, was grauenvoll war. Aber der Höhepunkt des
Grauens war dann der Strom-Folterraum (rechts). Hier wurde
allerdings vieles schon aus Wut zerstört. Wir hatten die
Gelegenheit, dass mit uns eine Gruppe von Menschen dort
anwesend war, die mehrere ehemalige Überlebende dieses
Gefängnisses unter sich hatte. So konnten wir viele Fragen
stellen und wurden ausführlich informiert.
Die
“normalen“ Unterkünfte waren noch wie im Originalzustand
(links). Es wurden immer doppelt so viele Menschen in eine
Zelle gesperrt, wie Matratzen ähnliche Lappen vorhanden waren.
Die Hälfte sollte stehen, während die andere Hälfte lag. Es
waren ca. 20-30 Menschen in solch einer Zelle.
Es
ist schon erstaunlich genug, dass Menschen anderen Menschen so
etwas antun, und sicherlich geschieht dies leider auch in
anderen Ländern. Der entscheidende Unterschied ist hierbei,
dass der gesamte Westen, an der Spitze die USA, allerdings
auch die EU und hier ganz besonders Deutschland die
Verantwortlichen für diese Folter nicht nur nicht
sanktionieren, sondern ideell und finanziell in jeder Hinsicht
unterstützen. Auch mit unseren deutschen Steuergeldern werden
sogenannte “Siedlungen“ auf besetztem Gebiet gebaut, Menschen
enteignet, gefoltert und umgebracht, denn Deutschland hat
viele “Kooperationen“ mit Israel, die faktisch Subventionen
gleich kommen. Zudem muss für israelische Waren kein Zoll
bezahlt werden, was einer weiteren Unterstützung gleich kommt!
Und niemand soll behaupten, er hätte es nicht gewusst,
insbesondere nicht die europäischen Journalisten. Aber dieser
Aspekt hat sich ohnehin erledigt, da der neue US-Präsident
Obama jedem öffentlich klar gemacht hat, dass die Folter von
Großmächten nicht bestraft werden darf. Vielleicht ist es in
diesem Fall auch gut so, dann können diese Unmenschen und
deren noch unmenschlicheren Auftraggeber, wenn Sie eines Tages
vor ihrem Schöpfer stehen, nicht behaupten sie wären schon auf
der Erde für diese Gräueltaten bestraft worden.
Vor dem
Verlassen des Gefängnisses sahen wir dann noch einige schöne
Wandmalereien, welche die Befreiung aus den Gefängnissen
dokumentieren sollten.
Die
Fahrt ging nun weiter direkt an die israelische Grenze, zu dem
sogenannten Fatima-Tor. Die Grenze ist eine lange Straße, zu
der die Libanesen hingehen und ihren Besuchern über
Geschehnisse, die dort passiert sind, berichten. Nach etwa
einer Stunde hatten wir viel gesehen und wollten nun die
Rückreise antreten. Wir haben noch ein Erinnerungsfoto vor
einem Schild gemacht, dass zu Ehren eines von Israelis
umgebrachten Libanesen aufgestellt wurde.
Ein
paar Minuten später passierte das für uns Unfassbare. Wir
hörten einen Schuss. Alles um mich herum lief weg. Zehn Meter
hinter mir fiel einer zu Boden. Genau an der Stelle, an der
wir Minuten vorher noch das Bild gemacht hatten, wurde ein
Besucher erschossen.
Meine
Frau fotografierte geistesgegenwärtig das ganze Geschehen.
Alle waren weggelaufen, nur der Erschossene lag am gelben
Schild und sein Bruder, der sich wie gelähmt kaum bewegen
konnte, lehnte an der Mauer.
Ich
wollte mich umdrehen und zu Hilfe eilen, doch da riefen die
anderen, ich solle mich sofort entfernen, die Israelis würden
auf jeden schießen, der versuchen würde, einem Verletzten zu
helfen. So soll wohl sichergestellt werden, dass er auch
wirklich stirbt.
Daher
haben wir dann alle aus sicherer Entfernung gewartet. Aber wie
lange sollten wir denn warten? Nach vielleicht weiteren fünf
Minuten kamen auf der anderen Seite der Grenze nacheinander
drei Militärjeeps und positionierten sich auf der Höhe des
Opfers.
Wir
versuchten, von hinten an den Gefangenen herankommen, um ihm
zu helfen, aber es war nicht möglich. Nach einer weiteren
Viertelstunde – mir kam es noch viel länger vor – zogen sich
die Israelis nach und nach zurück, und wir konnten zu dem
Getroffenen. Die Menschen dort baten mich, die Kamera von
meiner Frau zu nehmen, den Toten zu fotografieren und alles in
Deutschland zu erzählen, da es wohl den westlichen Medien
nicht erlaubt ist, diese Gräueltaten Israels zu
veröffentlichen.
Sehr
schnell stellte sich heraus, dass der Erschossene praktisch
sofort zu seinem Schöpfer zurückgekehrt sein musste. Er wurde
direkt über dem linken Auge getroffen.
Die
Familie des Ermordeten hat ihn dann am nächsten Tag bestattet.
Meine
Frau und meine Kinder, wir alle hatten es mit unseren eigenen
Augen gesehen. Der Leser sollte nicht glauben, dass ich
traurig war, dass meine Frau, meine Kinder und ich Zeuge
dieser Ermordung eines unschuldigen Zivilisten wurden, der
sich auf seinem eigenen Grund und Boden bewegte; nein!
Natürlich waren wir alle betroffen, dass es geschehen war,
aber ich war dankbar, einmal selbst einen dieser inzwischen so
oft erfolgten heimtückischen Morde durch israelische Soldaten
miterlebt zu haben, von dem die Libanesen erzählten und
welcher für die Palästinenser und Libanesen inzwischen zu
einer “Normalität“ geworden ist. Niemand, auch kein
Journalist, konnte diese Tat nachträglich mehr beschönigen
oder gar durch falsche Berichterstattung, rechtfertigen.
Allein 8500 Menschen haben israelische Soldaten seit Beginn
der von Sharon ausgelösten Al-Aqsa-Intifada am 28.9.2000 bis
heute ermordet, teils durch kriegerische Überfälle, teils
durch solche Aktionen, und in den allermeisten Fällen waren es
unbewaffnete Zivilisten, wie auch in diesem Fall. Wurde schon
einmal über Sanktionen nachgedacht? Im Gegenteil, es wurden
sogar die Zollgrenzen für israelische Waren geöffnet, womit
unterstützt wird, dass dieses Land auch weiterhin genügend
Geld für seine Angriffe auf Wehrlose hat.
Ich
hoffe, dass meine Kinder, meine Frau und ich, das Erlebte zu
nutzen lernen. Die Auswirkung von Unterdrückung ist uns noch
nie so deutlich vor Augen geführt worden. Ich hoffe, dass wir
alle das Bestreben, Unterdrückung eines Tages von unserer Welt
zu verbannen, in unseren Herzen bewahren und immer dagegen
Stellung beziehen.
Später
berichtete der israelische Rundfunk, dass dieser Mann „versucht
hätte, über die Grenze in israelisches Gebiet einzudringen“,
und dies wurde von den westlichen Journalisten wortwörtlich
übernommen und weiter gegeben. Da war sie wieder, die
Rechtfertigung. Auf den Bildern ist klar zu erkennen, wie weit
der Mann von der Grenze entfernt liegt!
Die
deutsche Presse hat inzwischen eine Atmosphäre geschaffen,
dass wenn ein deutscher Außenminister irgendeine Kritik äußern
würde, dieser von der Medienlandschaft sofort als einseitig,
antisemitisch, die Geschichte nicht kennend oder
größenwahnsinnig und die Geschichte verleugnend hingestellt
werden würde. Aber genau das ist unser Ansatz. Gerade aus der
Geschichte überhaupt und insbesondere aus der so
verhängnisvollen deutschen Geschichte müsste die Lehre gezogen
werden, dass das Schweigen gegenüber Unrecht die Menschen zu
Mittätern werden lässt. Natürlich ist unsere Generation in
keiner Weise schuldig für das, was Hitler und seine Anhänger
verbrochen haben. Aber mit Sicherheit werden wir mitschuldig
an dem, was heute geschieht. Und es steht doch außer Frage,
dass wenn eines Tages die Verbrechen, die insbesondere mit der
Duldung bzw. Unterstützung Deutschlands durchgeführt wurden,
aufgedeckt werden, unsere Kinder uns genauso fragen werden,
warum wir denn geschwiegen haben.
Meine
grundsätzliche Ansicht ist, dass sobald den Menschen alle
Informationen zur Verfügung gestellt werden, die Unterschiede
in der Beurteilung einer Situation nicht mehr so drastisch
unterschiedlich sein würden. Daher ist meine Bitte an alle
Menschen, die ein klein wenig an der Wahrheit interessiert
sind, sich selber über die wahren Hintergründe der
US-israelischen Feldzüge zu erkundigen und hier und da mal
kritisch nachzufragen. Insbesondere habe ich die Hoffnung,
dass es irgendwann wieder Politiker geben wird, denen ihre
Karriere nicht so wichtig ist wie ihre Ideale. Allerdings gab
es nach Möllemanns Tod keinen bekannten deutschen Politiker im
Amt mehr, der Israel öffentlich kritisiert hat. Ein Politiker,
der nicht mehr im Amt ist, aber viel bekannter als Möllemann,
Norbert Blüm, versucht die Unterdrückungspraxis Israels
anzuprangern und gab dafür auch dem Muslim-Markt ein
Interview. Was aber bedeutet es bezüglich des Einflusses
ausländischer Kräfte auf die deutsche Politik, wenn Politiker
im Amt solch eine Kritik nicht äußern können?
Die
Geschichte hat uns gelehrt, dass von Caesar, Napoleon, Stalin,
Hitler, und wie sie alle heißen, – Gott sei Dank – nicht viel
übriggeblieben ist. Wenn also Israel gemeinsam mit den USA
auch eine Weltmacht anstrebt, so ist anzunehmen, dass von
ihnen sehr bald auch nicht viel übrig bleiben wird. Keine
Weltmacht hat ewig unterdrücken können. Das Ganze wäre nicht
so schlimm, wenn dafür nicht jedes Mal etliche tausend, ja
etliche hunderttausend unschuldige Menschen verstümmelt würden
oder sterben müssten; und das alles nur, weil wieder einmal
die Journalisten
sich zum Werkzeug dieser Mächte gemacht haben und die Menschen
ganz offensichtlich desinformieren.
Zum
Abschluss meines kleinen persönlichen Reiseberichts komme ich
noch auf die anfangs gestellte Frage zurück: Wie konnte es
angehen, was war der Grund, dass ein paar einzelne Menschen
mit einfachen Waffen, eine bis in den Weltraum ausgerüstete
Armee in die Flucht schlagen konnten? Ich hatte während der
Reise nur die Antwort für die erste Belagerung des Südlibanon
durch Israel erhalten. Sie sollte aber in noch intensiverem
Maß für den israelischen Überfall in 2006 gelten.
Alle
meine Gespräche vor Ort, alle meine Eindrücke zeigten mir nur
ein Bild. Eine Persönlichkeit namens Sayyid Abbas Musawi,
ehemaliger Leiter der Hizbullah, war es, der es geschafft
hatte, in einem Land, welches in viele verschiedene
verfeindete Milizen gespalten war, die Menschen unabhängig von
ihrem Glauben zu vereinen und die Muslime zusammen mit den
Christen gegen die zionistische Besatzung aufstehen zu lassen.
Nachdem auch er zu seinem Schöpfer zurückgekehrt war, hat sein
Nachfolger Sayyid Nasrullah diesen Weg konsequent fortgeführt,
und ihm wurde die Befreiung des Süd-Libanon beschert.
Die insbesondere
sozial tätige als auch politisch aktive und demokratisch ins
libanesische Parlament gewählte Partei namens Hizbullah
genießt bei weiten Teilen der Zivilbevölkerung großes Ansehen
und Dankbarkeit. Diese Partei wird in den westlichen Medien zu
gern als terroristische Organisation hingestellt. Dabei haben
sie mit dem UN-Recht auf Verteidigung des eigenen Landes einen
Verteidigungskrieg auf eigenem Boden gegen Israel geführt und
gewonnen. Auch die Christen im Libanon spenden für die
Hizbullah und haben großen Respekt vor deren Aktivitäten. Die
wohl berühmteste christliche Sängerin des Libanon, Julia
Boutros, hatte sogar ihm und der Märtyrer zu Ehren ein Lied
mit dem Titel “Meine Lieben“ (Ahubba’i) gesungen, welches zu
einem der beliebtesten Lieder avancierte.
Das
alles ist nicht verwunderlich. Wenn heute Deutschland von
einem seiner Nachbarn überfallen werden würde mit der Absicht,
dieses Land besetzt zu halten und es auszurauben, wäre es doch
eine Selbstverständlichkeit, dass sich auch die deutschen
Muslime an dem Widerstand gegen den Besatzer beteiligen
würden!
Für
mich persönlich ist es unbegreiflich wie man in Europa eine
Gruppe, die einzig und allein ihr eigenes Land und das Leben
von Frauen und Kindern verteidigt, als Terrororganisation
bezeichnen kann. Und um auch jede fremde Nachrichtenquelle
über die Gräueltaten Israels zu verhindern, wird ein
kompletter Nachrichtensender “al-Manar“ mit dem Vorwand, er
stünde der Hizbullah nahe, vollständig in Europa verboten. Wo
sind denn da die selbsternannten Schützer der Pressefreiheit?
Pressefreiheit in Europa bedeutet seit einiger Zeit in meinen
Augen leider, dass nur die selbstkontrollierte Presse die
Freiheit haben soll, jede auch nur erdenkliche Lüge zu
erzählen um Israel zu schützen, aber kein Sender die Freiheit
haben soll, die Wahrheit über die Gräueltaten von Israel zu
berichten.