Gebrüder Özoguz

Wir sind (keine) “fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland

Eine andere Perspektive

Dr. Yavuz Özoguz und Dr. Gürhan Özoguz

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Das Existenzrecht Israels

Das wohl “Schlimmste“, was ein Muslim hinsichtlich Israels in Deutschland machen kann, besteht darin, das Existenzrecht Israels anzuzweifeln. Jegliche Diskussion über dieses Thema ist absolut ausgeschlossen und verboten! Und wer auch nur den Ansatz einer Diskussion zu diesem Thema andeutet, wird gleich in die Nähe von Terroristen und Verfassungsfeinden gerückt.

Jedem Land dieser Erde dürfte straflos das “Existenzrecht“ verbal abgestritten werden. Niemand würde sich aufregen, wenn man dem heutigen Australien (wegen der Vernichtung der Ureinwohner) oder den USA (wegen der Vernichtung der Ureinwohner) das Existenzrecht absprechen würde. Man würde es bestenfalls belächeln bzw. argumentativ entgegentreten. Aber auch bei den aktuellen Konflikten wäre es durchaus legitim, z.B. Nordirland das Existenzrecht abzusprechen, weil man es für britisch besetztes Gebiet hält oder Taiwan, weil man es für chinesisches Gebiet hält, oder Nordkorea, weil man es für gesamtkoreanisches Gebiet hält, oder Westsahara, weil man es für marokkanisches Gebiet hält, oder die Türkische Republik Nordzypern, weil man es für Gesamtzypriotisch hält usw. .

Ein noch deutlicheres Beispiel kennen die Deutschen selbst. Obwohl die DDR von der UNO und den meisten Staaten anerkannt war, wurde sie von der Bundesrepublik nicht anerkannt. Eine künstliche Mauer, unabhängig davon, wie hoch man sie baut, unabhängig davon, wie viele Staaten sie anerkennen, und unabhängig davon, wie lange sie existiert, war Unrecht und konnte nicht ewig existieren!

Würde auch nur in einem einzigen der oben genannten Fälle jemand versuchen, so eine Meinung zu zensieren oder gar gesetzlich zu verbieten, wäre ihm der Aufschrei der sogenannten “freien“ Presse zur Verteidigung der Meinungsfreiheit sicher. In keinem einzigen Fall würde der Kritiker des Existenzrechts Probleme mit dem deutschen Verfassungsschutz bekommen!

Nicht aber so bei Israel, hier gibt es, bis auf wirklich abzählbare Ausnahmen, anscheinend die gleichgeschaltete Meinung, dass bereits eine friedlich geäußerte ablehnende Meinung über das Existenzrecht Israels strafwürdig sei - so zumindest in einigen Medien! Während Sharon und auch andere israelische Verantwortliche, inzwischen auch ein rassistischer Außenminister, im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen unverblümt und völlig unmissverständlich propagieren durften, dass selbst die nach UN-Recht besetzten Gebiete zu Israel gehören würden, ist es nach diesen selben Medien aber verboten, dessen Existenzrecht anzuzweifeln, und man wird zum Verfassungsfeind erklärt, und zwar nicht der israelischen Verfassung (die es ja nicht gibt), sondern der deutschen Verfassung. Das ist auch deshalb so erstaunlich, da selbst einige Israelis in Israel ungestraft über das Existenzrecht diskutieren können. Eine Diskussion des Existenzrechts Palästinas ist aber problemlos möglich!

Ein Existenzrecht, welches nur durch Verbot jeglicher Diskussion darüber besteht, ist kein Recht, sondern eher als Existenzkrampf zu bezeichnen. Aber sicherlich ist das ein weiterer Aspekt, der zur Stigmatisierung der gläubigen Muslime missbraucht wird.

Wir haben unsere Einstellung zu Israel nie versteckt. Immer haben wir aufrichtig und ganz offen ausgesprochen, dass ein Staat, dessen einzige Existenzrechtfertigung und Rechtfertigung für Enteignung und millionenfaches Elend das Alte Testament ist, von uns nicht akzeptiert wird. Nie war diese Einstellung jedoch gegen das Judentum gerichtet. Nie haben wir “die Juden“ für die Verbrechen Israels verantwortlich gemacht. Vielmehr haben wir immer die aufrichtigen Juden gelobt und vollständig zitiert, selbst wenn sie Israels Existenzrecht verteidigt haben. Zitate der Texte von Neve, Uri Avnery, Shulamit Aloni, Moshe Zuckermann, Mitchell, Gideon Levy, Haggai und Anat Matar, Martin van Creveld, Jennifer Lowenstein, Jeremy Milgrom, Shraga Elam, Norman G. Finkelstein, Felicia Langer, Wolfgang Marx, David Zonshein, Yehezkel Lein und Rabbi David Weiss füllen unsere Publikationen. Zahlreiche Juden haben uns inzwischen Interviews gegeben, und sie waren sehr kritisch gegenüber Israel eingestellt. Wir haben beste Beziehungen zu Juden, die sich von Verbrechen, Unterdrückung und Besatzung distanzieren. Denn wir glauben an den Vers im Heiligen Qur´an, der besagt:

Wahrlich, diejenigen, die glauben, und die Juden, die Christen und die Sabäer, wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und Gutes tut - diese haben ihren Lohn bei ihrem Herrn und sie werden weder Angst haben noch werden sie traurig sein. (Heiliger Qur´an 2:62)

Während das Vorläuferbuch geschrieben wurde, hatten sich 27 israelische Piloten, Mitglieder der Elite der israelischen Armee, in einem offenen Brief an den israelischen Luftwaffenchef gewandt, Befehle zu Angriffen auf Ziele in Wohngebieten seien “unmoralisch und illegal“. „Mit einer Axt kann man keine chirurgische Operation ausführen, egal wie qualifiziert der Chirurg ist“, sagte ein Verweigerer unter Anspielung auf die gezielte Liquidierung von Palästinensern. Neun noch aktive Piloten (die anderen waren Reservisten) wurden daraufhin vom Dienst suspendiert. Anfang Oktober 2003 schlossen sich 36 prominente israelische Autoren den Piloten der Luftwaffe an. Anfang 2009, als es zu einem zumeist durch Luftbombardements erwirkten Massaker an der Bevölkerung in Gaza kam, wurde ein vergleichbarer Widerstand nicht bekannt.

Ganz bewusst zitieren wir (u.a. im Internetauftritt des Muslim-Markt) immer wieder zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens, die sich selbst sowohl offen zu ihrem Glauben bekennen, als auch von den Verbrechen Israels distanzieren! Es handelt sich dabei teilweise um Staatsbürger Israels, die selbst in der israelischen Armee gedient haben! Obwohl die Meinung dieser aufrichtigen Menschen jüdischen Glaubens nicht unbedingt mit unserer Meinung übereinstimmen muss, zitieren wir diese Leute gerne, auch als Beweis dafür, dass eine Gleichsetzung des Judentums mit dem rassistischen Zionismus in keinster Weise haltbar ist oder zutreffend wäre.

Ich weiß nicht, wie oft wir uns von Rassismus distanziert haben, aber gerne tun wir es hier noch einmal. Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus, unabhängig davon, ob sie sich gegen Juden oder andere Religionen oder Völker richtet. Unsere Ablehnung richtet sich ausschließlich gegen eine Ideologie, die aus unserer Sicht eine der Hauptursachen für den Unfrieden auf der Welt ist, was durch die von uns wiedergegebenen Meinungen von Juden selbst bestätigt wird. Obwohl es in Teilfragen bezüglich Israel sicherlich große Unterschiede zwischen den oben aufgelisteten Personen und vielen Palästinensern und Muslimen in der Welt geben dürfte, vertreten wir die Hoffnung, dass dennoch mit derartigen Menschen eine friedliche Lösung auf der Basis von Gerechtigkeit erreichbar wäre.

Eines sollte diesbezüglich noch erwähnt werden. Die Verneinung des Existenzrechts Israels wird in der Regel von den Medien bewusst manipulierend mit “Aufruf zur Vernichtung“ gleichgesetzt, und schon ist man gedanklich in Auschwitz angekommen. Diese Gleichsetzung wird aber lediglich selbst als Waffe zur Unterdrückung missbraucht. Sind die Buren im Buren-Südafrika “vernichtet“ worden, nachdem die Apartheid abgeschafft wurde? Sind alle DDR-Bürger vernichtet worden, nachdem die Mauer vernichtet wurde? Die Ablehnung des Systems “Israel“ beinhaltet gleichzeitig das unantastbare Existenzrecht seiner rechtmäßigen Einwohner, und dazu zählen unzweifelhaft auch viele Juden, Christen, Muslime, aber auch Menschen, die keiner dieser drei Religionen angehören! Und viele Zugewanderte werden sicherlich auch zukünftig in Frieden dort leben. Erst durch die Abschaffung des bestehenden Unrechts, werden alle diese Menschen dort in Frieden leben können, was derzeit nicht einmal die Besatzer selbst mehr können!

Diese geschilderte Überzeugung vertreten wir nicht nur aus der Ferne. Mein Bruder Gürhan ist Israel einmal sehr nahe gekommen, aber das kann er selbst am besten schildern. Er hat von diesem Erlebnis auch Fotos mitgebracht.

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