Beispiele für die Praxis im Islam
Wenn wir das Verhalten der
Pioniere des Islam gegen das der sozialistischen Länder und
das der „freien“ Welt und ihren Systeme abwägen, bemerken wir
schnell, sie sind so grundverschieden wie ein Stück Kreide und
Käse. Der Islam ist ein Gegner aller Klassenunterschiede und
verwirft Begriffe wie „Boss“ und „Putzlumpen“. Einmal kam Imam
Ali zu Ohren, das es in Basra ein Bankett zu Ehren des
Gouverneurs Uthman bin Hunaif, Alis Stellvertreten, gegeben
hatte. Er war wütend, das sein Gouverneur sich in besondere
Beziehungen zu Basras „Adel“ eingelassen und zum Zielpunkt
besonderer Auszeichnungen durch diese mächtige Klasse hatte
machen lassen. Er schickte darum einen strengen Brief an
Uthman, worin er ihn zurechtwies; dieser Brief ist in
Nahdsch-ul-Balagha enthalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
haben sich alle Regierungen mit lautstarken Forderungen nach
Freiheit und Gleichheit befassen müssen. Sie verfassten die
„Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ als eine Art schönen
Schreins für diese Idee. Die Praxis ist langsamer gewesen als
die Richtschnur. Hochentwickelte Länder gestehen nur schwer
ein, das Unterschiede in Hautfarbe und Rasse keine Kriterien
für besondere Vorzüge sind, sondern das nur der Charakter
zählt. Der Islam hat diese Tatsache von Anbeginn erkannt. Der
erste Gebetsrufer des Propheten war ein Äthiopier, und er gab
seine Nichte dem Zaid bin Harith zur Frau, der ein Sklave war.
Eines Tages sagte der Prophet
zu Dschuwaiber, einem armen, sehr frommen Neger: „Wie gut
wäre es, du nähmst dir eine Frau, damit sie dein Leben mit dir
teilt und dir eine Hilfe in dieser Welt und der nächsten ist.“
Dschuwaiber erwiderte: „Nimm meine Mutter und meinen
Vater als Opfer an! Welche Frau könnte mich heiraten wollen?
Ich bin weder gesund noch reich, habe keine Bücher und sehe
nicht gut aus.“
Der Prophet erwiderte:
„Unser Gott erklärte alle Eigentumsrechte eines Mannes über
einen anderen, wie sie in den Tagen der Unwissenheit
bestanden, für null und nichtig; Er gab denjenigen, die vor
dem Erscheinen des Islam benachteiligt und unterdrückt
gewesen waren, ihren natürlichen Adel. Wer in den Nachtzeiten
der Unwissenheit verachtet war, den erscheint beim Islam
wertvoll vor Gott. Stolz auf Stellung, Aussehen, Stammbaum und
Eleganz herrschten in den Tagen der Unwissenheit. Beim Islam
gibt es das nicht mehr; er stellt jedermann, Weiß oder
Schwarz, Quraisch, Araber oder Nicht-Araber einander gleich,
nämlich als Kinder Adams, des Mannes, den Gott aus Staub
formte. In Gottes Gedanken wird der, der am meisten gehorcht
und rein ist, auch am meisten geliebt. Dschuwaiber, wir kennen
keinen, der höher steht als du, es sei denn einer, falls es
ihn geben sollte, dessen Reinheit und Gehorsam noch den deinen
übertrifft. Geh sofort zu Ziyad bin Lubeid, dem Vornehmsten
der Bani Biyahd und richte ihm aus: „Der Apostel Gottes hat
mich zu dir geschickt, damit ich dich um die Hand deiner
Tochter bitte.“ Dschuwaiber ging und fand Ziyad zuhause
mit einer Gruppe seiner Stammesgenossen sitzen. Er bat ihn um
eine Unterredung und sagte: „Ich komme vom Propheten um
einen Grundsatz zu erhärten, der eine Botschaft erhält. Soll
ich ihn dir allein oder auch vor den anderen verkünden?“
Ziyad erwiderte: „Warum nicht gleich hier? Eine Botschaft
vom Propheten ist eine Ehre.“ „Also gut“, sagte
Dschuwaiber, „Seine Eminenz der Prophet hat mich
geschickt, dich zu heißen, das du mir deine Tochter zur Frau
gibst.“ Ziyad antwortete: „Wir Ansar (d.h. HeIfer des
Propheten in seiner Anfangszeit) verheiraten unsere Töchter
nur an uns Ebenbürtige. Geh! Bring dem Gesegneten meine
Entschuldigung.“
Wähnend Dschuwaiber auf dem
Rückweg war, fühlte Ziyad Reue und schickte einen Mann, der
Dschuwaiber einholte und zurückbrachte. Ziyad sagte mit
größten Zuvorkommendheit: „Bitte nimm Platz und warte, bis
ich zurückkehre.“ Er machte sich dann auf den Weg zum
Propheten und sagte ihm: „Nimm meinen Vater und meine
Mutter als Opfer an! Dschuwaiber kam von dir mit einer
Botschaft an mich, und die Antwort darauf möchte ich dir
persönlich überbringen. Sie lautet so: Wir Ansaris geben
unsere Töchter nur an Ebenbürtige.
Der Wegbereiter des Islam erwiderte:
„0 Ziyad! Dschuwaiber ist ein Mann im Glauben und daher
einer Frau im Glauben ebenbürtig; denn ein Muslim ist einer
Muslim-Frau ebenbürtig. Darum gib ihm deine Tochter zur Frau
und halte es nicht für entehrend, ihn zum Schwiegersohn zu
haben.“
Ziyad kehrte heim und
erzählte seiner Tochter, was geschehen war. Sie sagte:
„Lieber Vater! Was den Propheten gutdünkt, nämlich Sein
Geheiß, das du Dschuwaiber zum Schwiegersohn nimmst, ist nicht
hoch genug zu schätzen!“ Ziyad verließ das Gemach seiner
Tochter, nahm Dschuwaiber bei der Hand und stellte ihn in die
Mitte seiner Stammesangehörigen; dort erkannte er ihn als
seinen Schwiegersohn an und gab ihm seine Tochter zur Frau. Er
selbst sorgte für die Mitgift und die Aussteuer seiner Tochter
und ließ ein Haus für sie herrichten, das alle erforderliche
Ausstattung und Gerätschaften enthielt. So wurde Ziyads
Tochter die Mutter eines den größten aus dem Stamme der
Quraisch, und der schwarzhäutige Dschuwaiber ihr Stammvater;
ein Mann, der vor der Welt leer dastand, aber reich von Gott
und damit ewigen Ruhm für die Schönheit seiner Seele erworben
hat.
Es wird berichtet, das vor
langer Zeit drei Muslime verschiedenen Herkunft beieinander
saßen, nämlich Salman, der Iraner, Saheeb, den Byzantiner und
Bilal, der Äthiopier, als ein Araber namens Qais zu ihnen
trat. Als dieser Araber den köstlichen Anblick dreier Muslime
mit reinen Herzen und demütigen Seelen beobachtete, sagte er:
„(Die zwei Familien) Aus und Khazradsch waren Araber, die
dem Propheten in Dienst und Opfer zur Seite standen. Was aber
haben diese drei Fremden zu sagen? Wer forderte sie auf, sich
unter die Adjutanten des Propheten zu reihen?“ Qais’ Worte
kamen dem Propheten zu Ohren. Er stand auf und berief seine
Leute, sich in der Moschee zu versammeln, wo er wütend zu
ihnen sagte: „Gott ist Einer, Adam, unser aller Vater ist
Einer. Euer Glaube ist Einer. Also kommt das Araberturm, so
stolz ihr darauf sein mögt, weder von eurem Vater, noch von
eurer Mutter - bloß von eurer Sprache.“ Der Prophet gab
sich große Mühe, Rassenüberheblichkeiten zu unterdrücken und
verkündete ein Dekret, worin er die Gleichheit zum Gesetz
erhob und jede gegenteilige Reaktion verdammte.
Die Einrichtung des Hadsch,
der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslim
überall wenigstens einmal im Leben obliegt, hat ebenfalls
einen tiefgehenden Einfluss darauf gehabt das man sich
jenseits von Farbe und Klasse einigte und gleich empfand. Mit
den Worten des libanesischen Professors Philipp Hitti in
seinem Buch „Die Geschichte der Araber“: „Vor der Ka’aba,
wohin der Herr aller Menschen sie ruft sich zu versammeln, der
Äthiopier, der Berber, der Chinese, der Iraner, der Inder, der
Syrer und Araber, Reich und Arm, Hoch und Niedrig, geben sie
sich alle brüderlich die Hand und sprechen gemeinsam den
doppelten Glauben aus: ,Es gibt keinen Gott außer Gott, und
Muhammad ist Sein Prophet’. So ist für den Islam der einzige
Unterschied, der zwischen den Menschen herrscht, der zwischen
Glaube und Unglaube. Und der Hadsch hat den größten Dienst
geleistet, indem er Gleichheit und Brüderlichkeit zur
Lebensregel für Millionen in jedem Klima gemacht hat.“
Es ist betrüblich zugeben zu
müssen, das Slogans von Klasse- und Rassen Ideologien in
jüngerer Zeit gewisse islamische Staaten ergriffen haben mit
dem traurigen Ergebnis, das dort jetzt ähnliche Rassen- und
Klassen-Unterschiede herrschen wie in weniger bevorzugten
Ländern. Unsere Aufgabe ist es, die gesunde Ideologie des
Islam wieder zu beleben und ihr innerhalb einer Generation
weltweite Anerkennung zu verschaffen.