West-östlicher Divan
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West-östlicher Diwan

West-östlicher Divan

In zwölf Büchern

von Johann Wolfgang Goethe

Wenn du auf dem Guten ruhst

Wenn du auf dem Guten ruhst,
Nimmer werd' ich's tadeln;
Wenn du gar das Gute tust,
Sieh, das soll dich adeln!
Hast du aber deinen Zaun
Um dein Gut gezogen,
Leb' ich frei und lebe traun
Keineswegs betrogen.

Denn die Menschen, sie sind gut,
Würden besser bleiben,
Sollte nicht, wie's Einer tut,
Auch der andre treiben.
Auf dem Weg, da ist's ein Wort.
Niemand wird's verdammen:
"Wollen wir an einen Ort,
Nun, wir geh'n zusammen."

Vieles wird sich da und hie
Uns entgegenstellen.
In der Liebe mag man nie
Helfer und Gesellen;
Geld und Ehre hätte man
Gern allein zur Spende;
Und der Wein, der treue Mann,
Der entzweit am Ende.

Hat doch über solches Zeug
Hafis auch gesprochen,
Über manchen dummen Streich
Sich den Kopf zerbrochen,
Und ich seh nicht, was es frommt,
Aus der Welt zu laufen,
Magst du, wenn's zum Schlimmsten kommt,
Auch einmal dich raufen.

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