Bedürftigkeit gemäß islamischer und kapitalistischer Sicht
Die kapitalistische Wirtschaft in ihrer
reinen Form nimmt gegenüber den Bedürfnissen einen Standpunkt
ein, der vollständig im Widerspruch zu dem des Islam steht,
denn in der kapitalistischen Gesellschaft sind die Bedürfnisse
kein positives Kriterium bei der Güterverteilung, sondern sie
spielen eine Rolle, die ihre Bedeutung in der islamischen
Gesellschaft ins Gegenteil verkehrt. Denn je mehr sich die
Bedürftigkeit bei bestimmten Personen verschärft, desto
geringer wird ihr Anteil bei der Verteilung, so dass diese
Verringerung des Einkommens schließlich zum Ausschluss einer
großen Zahl von ihnen aus den Bereichen der Arbeit und der
Güterverteilung führt. Der Grund dafür ist, dass die
Ausbreitung und Verschärfung ihrer Bedürftigkeit
gleichbedeutend mit einem Überangebot von Arbeitskräften auf
dem kapitalistischen Arbeitsmarkt ist, das die Nachfrage der
Arbeitgeber übersteigt, und wenn man bedenkt, dass die
menschliche Arbeitskraft im Kapitalismus eine Ware ist, die
den gleichen Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage
unterworfen ist, wie sonstige Waren auf den Markt, dann ist es
selbstverständlich, dass der Arbeitslohn in dem Maße sinkt,
wie das Angebot an Arbeitskraft die Nachfrage übersteigt, und
dass dieser Prozess sich kontinuierlich fortsetzt. Und wenn
sich der kapitalistische Arbeitsmarkt weigert, die ganze
Arbeitskraft zu absorbieren, wird als Folge eine große Anzahl
von Bedürftigen der Arbeitslosigkeit ausgesetzt, und diese
große Anzahl ist dazu verdammt, fast Unmögliches zu tun, um am
Leben zu bleiben, oder die Leiden der Entbehrung und des
Hungertodes auf sich zu nehmen. So hat die Bedürftigkeit
keinen positiven Einfluss auf die kapitalistische
Güterverteilung, sondern bedeutet nur ein Überangebot an
Arbeitskraft, und für jede im Übermaß angebotene Ware bleibt
nur der Weg, ihren Preis herabzusetzen und ihre Produktion
einzustellen, bis sie verbraucht und das Missverhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage korrigiert ist. In der
kapitalistischen Gesellschaft bedeutet also Bedürftigkeit den
Ausschluss der betroffenen Person von der Verteilung und ist
nicht ein Kriterium für die Verteilung. |