Sendschreiben
Sendschreiben über die Rechte

Aussprache: risalat-ul-huquuq
arabisch:
رسالة الحقوق
persisch:
englisch: Treatise on Rights

Mehr zum Thema siehe: Sendschreiben über die Rechte (Risalat al-Huquq)

Einleitung

Wisse – Gott erbarme sich deiner! – dass Gott Rechte dir gegenüber hat, die dich bei jeder Bewegung, die du machst, umschließen, bei jeder Ruhepause, die du einlegst, bei jeder Station, an der du dich niederlässt, ja bei jedem Glied, das du einsetzt und bei jedem Mittel, das du verwendest. Dabei sind einige dieser Rechte wohl groß und andere eher gering.

Das größte Recht Gottes dir gegenüber besteht in dem, was Er, der Mächtige und Erhabene, dir für Sich selbst auferlegt hat, und das ist die Wurzel aller Rechte, von der die anderen ausgehen. Dann hat Er dir um deinetwillen Pflichten auferlegt von deinem Scheitel bis zur Fußsohle gemäß der Verschiedenheit deiner Glieder: Er gab deinem Sehvermögen ein Recht dir gegenüber, deinem Gehör ein Recht dir gegenüber, deiner Zunge ein Recht dir gegenüber, deiner Hand ein Recht dir gegenüber, deinem Bein ein Recht dir gegenüber, deinem Bauch ein Recht dir gegenüber und deinem Geschlecht ein Recht dir gegenüber. Dies sind die sieben Körperteile, durch welche die Handlungen geschehen.

Dann gab Er, der Mächtige und Erhabene, deinen Handlungen Rechte gegenüber dir selbst: Er gab deinem Gebet ein Recht dir gegenüber, deinem Fasten ein Recht dir gegenüber, dem Almosen ein Recht dir gegenüber, deinem Opfertier ein Recht dir gegenüber – und ebenso all deinen Handlungen ein Recht gegenüber dir.

Dann erstreckten sich die Rechte von dir her auf jene, die nun Rechte dir gegenüber haben. Die größten Rechte gegenüber dir sind die deiner Führer und Vorbilder, dann die Rechte derjenigen, deren Versorgung dir obliegt, dann die Rechte deiner Verwandten – dies sind Rechte, aus denen sich weitere Rechte herleiten.

Die Rechte deiner Führer sind drei, die er dir auferlegt hat: Das Recht desjenigen, der dich durch Autorität anleitet und erzieht, dann desjenigen, der dich durch Wissen anleitet und erzieht, dann dessen, der dich durch sein Vermögen erzieht; und jeder Erziehende ist ein Vorbild.

Die Rechte derjenigen, deren Versorgung für dich verpflichtend ist, sind ebenfalls drei: Das größte Recht haben diejenigen, deren Fürsorge für dich durch Autorität verpflichtend ist, dann das Recht derjenigen, deren Fürsorge für dich durch Wissen Pflicht ist, denn der Unwissende bedarf der Fürsorge des Wissenden. Ferner das Recht derjenigen, deren Versorgung dir aufgrund der Bindung obliegt, nämlich der Ehefrauen und derjenigen, die in Bindung zu deiner rechten Hand sind.

Die Rechte deiner Verwandten sind vielfältig; sie sind mit dir entsprechend der Nähe der Verbindung durch den Mutterleib verwandt. Das größte von ihren Rechten ist das deiner Mutter, dann das deines Vaters, dann das deiner Kinder, dann das Recht deines Bruders, dann der nächste Verwandte, dann wiederum der nächste – dann der am meisten Würdige und dann der nächste Würdige.

Dann gibt es noch die Rechte deines Herrn, der dich befreit hat (indem er dich aus der Sklaverei befreit hat)[1], dann das Recht deines Dieners, dessen Würde dich erreicht (vorausgesetzt, Du befreist ihn aus der Sklaverei), dann das Recht desjenigen, der dir Gutes tut, dann das Recht des Gebetsrufers, der dich zum Gebet aufruft; dann das Recht des Imams, der die Gebete leitet; dann das Recht deines Gefährten, der neben dir sitzt, dann das Recht deines Nachbarn, das Recht deines Freundes, das Recht deines Partners; das Recht deines Vermögens; dann das Recht deines Schuldners, der dir etwas schuldet; dann das Recht dessen, dem du etwas schuldest; das Recht deines Mitbürgers; dann das Recht deines Gegners, der eine Klage gegen dich erhebt; dann das Recht des Beklagten, gegen den du eine Klage erhebst, dann das Recht dessen, der dich um Rat bittet; dann das Recht desjenigen, der dir Rat erteilt; dann das Recht desjenigen, den du um Ermahnung bittest; dann das Recht des Älteren; dann das Recht des Jüngeren; dann das Recht des Bittenden; dann das Recht desjenigen, den du um etwas bittest; dann das Recht desjenigen, durch dessen Hände dir Ungemach zugefügt wurde in Wort und Tat, und das Recht desjenigen, der dich mit oder ohne Absicht durch Wort und Tat erfreut hat; dann das Recht derjenigen, die deiner Religionsgemeinschaft angehören im Allgemeinen; dann das Recht der Schutzbefohlenen – dann all die Rechte nach Maßgabe der Ursachen und des Auftretens der unterschiedlichen Ereignisse.

Wohl dem, dem Gott beisteht in der Erfüllung all dessen, was Er ihm zur Pflicht gemacht hat, dem Er Gelingen dazu schenkt und den Er in die angemessene Richtung weist!

[1] Diese Aussage bezog sich sowohl auf diejenigen, die tatsächlich einen Sklaven befreit haben, als auch auf diejenigen, die den Menschen aus anderen “versklavenden“ Abhängigkeiten befreit haben. Das Gleiche gilt für die nächste Aussage.

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