91. Ungeachtet der strengsten Befehle
Ungeachtet der strengsten Befehle, welche der Chalife Harun
Raschid, wegen Vertilgung der ganzen Familie der Barmekiden
erlassen hatte, war es doch einigen Gliedern derselben
gelungen, der Verfolgung zu entgehen. Die Einfachheit und
Abgeschiedenheit der niedrigen Lebensweise, zu der sie sich
bequemen mussten, um sich den Blicken der Ausspäher zu
entziehen, kontrastirte nicht wenig mit der Pracht und dem
schwelgenden Überflusse, in dem sie ehevor zu leben gewohnt
waren.
Mohammed, der Sohn Chassal's, Richter und Polizeivorsteher
von Kufa, erzählt, dass er eines Tages bei seiner Mutter ein
altes Weib gefunden, und sie gefragt habe, wer sie sei? – Es
ist deine Tante Akaba, die Mutter Dschafers, des Barmekiden. –
Mohammed grüßte sie mit den Worten: Heil dir, die vom
Schicksal so ungerecht behandelt worden! – Wohl wahr, mein
Neffe! das Schicksal hat mir Alles, was mir lieb und teuer
war, geraubt, und nichts, als das Andenken verlorner
Herrlichkeit gelassen – Heute ist der Tag des Opferfestes.
Heute sind es drei Jahre, dass ich vierhundert
Diamantenbüschel auf dem Kopfe trug, und dass vierhundert
Dichter in die Wette eiferten, mir Glückwünsche darzubringen.
Wo ist das damalige Opferfest, wo ist das heutige!!