43. Der Chalife Motoßem
Der Chalife Motoßem saß auf dem Balkone seines Palastes,
und sah einen armen Greis, der sich mit tausend Mühe
fortschleppte, einen Esel mit Wasserschläuchen beladen vor
sich hertreibend.
Der Chalife ließ ihn rufen und fragte ihn, wie es käme,
dass er unter so mühseligem Tagwerk sein Leben so weit
gebracht habe, während die Reichen und Wohllebenden in der
Blüte der Jahre stürben? Die Ursache ist, sagte der
Wasserträger, weil uns Armen das Wasser aus dem Schlauche des
Lebens tropfenweise zusickert, während die Reichen den
Schlauch auf einmal öffnen, und den Strom der Lebenskraft
ausgießen. Dem Chalifen gefiel die Antwort, und er machte ihm
ein ansehnliches Geschenk, seines Alters besser zu pflegen.
Wenige Tage hernach erfuhr der Chalife den Tod des
Wasserträgers; wahrlich der Mann, sprach er, hatte so Unrecht
nicht, und hat nun die Wahrheit seines Wortes durch Leben und
Tod bestätiget.