37. Als der Chalife Manßur Bagdad erbaute
Als der Chalife Manßur Bagdad erbaute, ging er mit dem
Gedanken um, den Palast der Chosrons unter dem Namen Taki
Coßra bekannt, zu zerstören, und das Gestein zum Baue seiner
neuen Stadt zu verwenden. Chaled, der Barmekide, sein Wesir,
widerriet ihm die Ausführung dieses Gedankens; es sei, sagte
er, des Chalifen unwürdig, eines der herrlichsten Werke der
Vorzeit zu zerstören, und seine Residenz aus dem Schutte des
alten persischen Königspalastes aufzubauen. Murani, der Gegner
und Feind Chaleds, riet das Entgegengesetzte ein. Lass dich
nicht, sprach er, o Fürst der Rechtgläubigen, betören durch
Chaleds Wort; das Geblüt der Ungläubigen, das noch in seinen
Adern wallet, giebt ihm so viel Wärme für die Erhaltung ihrer
Werke. Der Chalife befahl die Zerstörung des Palastes. Schon
waren zehnmal hundert tausend Dirhem ausgegeben, und kaum
hatte man eine Quadratelle des Mauerwerks abgebrochen. Der
Chalife sah seinen Fehler ein, und sprach zu Chaled: du hast
Recht gehabt, wir wollen unseren Plan aufgeben. Als du mich um
Rath fragtest, Herr! sprach Chaled, riet ich dir, das unnütze
Werk nicht zu beginnen, jetzt, allda es begonnen, rate ich dir
es zu vollführen, damit das Unrühmliche der Unternehmung nicht
durch die Schande, davon aus Ohnmacht abgestanden zu seyn,
vergrößert werde.
Die Arbeiten wurden fortgesetzt, allein die Festigkeit des
Werkes trotzte demselben, und noch heute steht, zum Staunen
des Reisenden, der ungeheure Bogen von Taki Kostra hoch
aufgewölbt an den Ufern des Tigris.