Rosenöl
Rosenöl (Hammer-Purgstall)

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:

1813 n.Chr.

Mehr zum Thema siehe: Rosenöl (Hammer-Purgstall)

Rosenöl - Joseph von Hammer-Purgstall

26. Abulfaredsch von Isfahan

Abulfaredsch von Isfahan erzählet, dass unter der Regierung des Chalifen Hescham, des Sohnes Abdolmeleks, der Sekretär Junis eine sehr schöne Sklavin gekauft. Nachdem er sie in allem, was den Geist und den Körper bildet, unterrichten lassen, war sie wenigstens hundert tausend Dirhems wert. Er zog mit derselben gegen Damaskus, und die Karawane machte an einem, nicht ferne von der Stadt gelegenen Orte, ihren gewöhnlichen Halt. Ein junger, wohlgebildeter Mensch kam von der Stadt geritten, grüßte den Sekretär, und begehrte zu essen und zu trinken als Gast.

Er blieb bis gegen Abend, und fragte endlich, warum Junis mit der Karawane gegen Damaskus gezogen? – Um meine Sklavin zu verkaufen. – Wie teuer? – Hundert tausend Dirhems. – Der junge Mensch handelte bis auf die Hälfte herunter, versprach das Geld am nächsten Morgen zu bringen, und sprach dem Sekretär mit so vieler Wohlredenheit zu, dass er ihm die Sklavin auf der Stelle übergab. Sobald sie aber abgeführt war, reute es ihn des dummen Streiches, seinen Schatz einem Unbekannten, auf sein bloßes Gesicht, und ohne andere Sicherheit, übergeben zu haben. Er durchwachte die Nacht in der größten Ungeduld.

Mit Tagesanbruch erschienen zwei Sklaven, die nach ihm fragten. Sie sagten ihm, der junge Mensch, der gestern gekommen, sei Welid Ben Sehel, der Thonerbe des Chalifates, Junis folgte den beiden Sklaven in den Palast Welid's. Der Prinz fragte, ob es ihm nicht schon gereuet, seine Sklavin einem Unbekannten verkauft zu haben? Junis, der nichts Beleidigendes antworten wollte, erwiderte, er habe in den Edelmut und Hochsinn, den des Prinzen Gesichtszüge aussprachen, festes Vertrauen gesetzet; – das nicht betrogen werden soll, fiel ihm[54] der Prinz ein. – Wenn es dich nicht gereuet, deine Sklavin einem Unbekannten anvertraut zu haben, so hat es mich schon zehnmal seit gestern gereuet, dass ich mit ihr so davon geeilet. Nun wollen wir den Kauf mit etwas kälterem Blute schließen. – Junis dachte, der Prinz wolle ihm die Sklavin zurückgeben. – Du lässt sie mir für fünfzig tausend Dirhem, wie gestern, nicht wahr? – Ja. – Hier ist das Geld, und für die Unruhe, die ich dir durch die vorschnelle Entführung derselben hätte verursachen können, fünfzig tausend andre Dirhem. – Der Sekretär kehrte zufrieden zurück aus Damaskus.

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