26. Abulfaredsch von Isfahan
Abulfaredsch von Isfahan erzählet, dass unter der Regierung
des Chalifen Hescham, des Sohnes Abdolmeleks, der Sekretär
Junis eine sehr schöne Sklavin gekauft. Nachdem er sie in
allem, was den Geist und den Körper bildet, unterrichten
lassen, war sie wenigstens hundert tausend Dirhems wert. Er
zog mit derselben gegen Damaskus, und die Karawane machte an
einem, nicht ferne von der Stadt gelegenen Orte, ihren
gewöhnlichen Halt. Ein junger, wohlgebildeter Mensch kam von
der Stadt geritten, grüßte den Sekretär, und begehrte zu essen
und zu trinken als Gast.
Er blieb bis gegen Abend, und fragte endlich, warum Junis
mit der Karawane gegen Damaskus gezogen? – Um meine Sklavin zu
verkaufen. – Wie teuer? – Hundert tausend Dirhems. – Der junge
Mensch handelte bis auf die Hälfte herunter, versprach das
Geld am nächsten Morgen zu bringen, und sprach dem Sekretär
mit so vieler Wohlredenheit zu, dass er ihm die Sklavin auf
der Stelle übergab. Sobald sie aber abgeführt war, reute es
ihn des dummen Streiches, seinen Schatz einem Unbekannten, auf
sein bloßes Gesicht, und ohne andere Sicherheit, übergeben zu
haben. Er durchwachte die Nacht in der größten Ungeduld.
Mit Tagesanbruch erschienen zwei Sklaven, die nach ihm
fragten. Sie sagten ihm, der junge Mensch, der gestern
gekommen, sei Welid Ben Sehel, der Thonerbe des Chalifates,
Junis folgte den beiden Sklaven in den Palast Welid's. Der
Prinz fragte, ob es ihm nicht schon gereuet, seine Sklavin
einem Unbekannten verkauft zu haben? Junis, der nichts
Beleidigendes antworten wollte, erwiderte, er habe in den
Edelmut und Hochsinn, den des Prinzen Gesichtszüge
aussprachen, festes Vertrauen gesetzet; – das nicht betrogen
werden soll, fiel ihm[54] der Prinz ein. – Wenn es dich nicht
gereuet, deine Sklavin einem Unbekannten anvertraut zu haben,
so hat es mich schon zehnmal seit gestern gereuet, dass ich
mit ihr so davon geeilet. Nun wollen wir den Kauf mit etwas
kälterem Blute schließen. – Junis dachte, der Prinz wolle ihm
die Sklavin zurückgeben. – Du lässt sie mir für fünfzig
tausend Dirhem, wie gestern, nicht wahr? – Ja. – Hier ist das
Geld, und für die Unruhe, die ich dir durch die vorschnelle
Entführung derselben hätte verursachen können, fünfzig tausend
andre Dirhem. – Der Sekretär kehrte zufrieden zurück aus
Damaskus.