17. Eines Tages ließ Hedschadsch ...
Eines Tages ließ Hedschadsch einen Befehl [Rand: Alaim.]
ergehen, dass, wer immer des Nachts nach einer gewissen Stunde
auf der Gasse getroffen würde, ohne Verzug hingerichtet werden
sollte. Nun fand der Stadtvogt eines Abends drei junge Leute,
die durch die Gassen schweiften. Er hielt sie an, und fragte
sie wer sie wären. Der erste sprach:
Ich bin der Mann, vor dem sich alle Nacken beugen,
Den jedes Haupt entblößet grüßt.
Ich heiße Könige und Königssöhne schweigen,
Ich bin's – der Fürstenblut vergießt.
Der Vogt dachte: bei meiner Ehre! dieser junge Herr ist
wohl ein Prinz von Geblüt, ein Verwandter des Chalifen, und
wenn ich ihm jetzt den[39] Kopf abschlage, so gilt es hernach
meinem eigenen. Der zweite sprach:
Ich spreche Recht vom Ehrensitze,
Ich spende Lohn und Strafen aus,
Und das Talent, des Staates Stütze,
Entwickelt sich in meinem Haus.
Dieser Herr, dachte der Vogt, ist gewiss einer unserer
ehrwürdigsten Magistrate. Es ist besser, ich übereile mich
nicht. Der dritte sprach:
Es steht in meiner Macht die Ehren zu vergeuden.
Der Weiseste vermag nicht was ich kann,
Mir kommt es zu. Magnaten zu bekleiden,
Ich zieh' den Schultern Amt und Würden an.
Der Vogt meinte, dies sei der Ceremonienmeister vom Hofe
des Chalifen, und behielt ihn mit seinen Gefährten die Nacht
über in seinem Hause. Am Morgen wurden sie vor Hedschadsch
gebracht, und da zeigte es sich, dass der erste ein Barbier,
der zweite ein Schulmeister, und der dritte ein Schneider war.
Ihre guten Einfälle retteten ihnen das Leben, das sie durch
Uebertretung des Polizeibefehls verwirket hatten.