145. Zwei lustige Köpfe
Zwei lustige Köpfe verabredeten sich, einen Richter, der
ein Teriaki oder Opiumesser, und kein Freund von langen
Prozessen war, zu narren. Der Kläger forderte hundert Dukaten,
die er dem Beklagten geliehen haben wollte. – Hast du sie
empfangen? fragte der Richter. – Ja, Herr! aber ich kaufte in
der Folge dafür auf des Klägers Rechnung Baumwollsamen, den
ich ihm richtig übergeben habe. – Verhält sich die Sache so?
fragte der Richter den Kläger. – Ja, Herr! als aber die
Saatzeit herbeigekommen war, gab ich ihm wieder den ganzen
Samen zurück. – Das ist wahr, wandte der Beklagte ein, aber
als die Erntezeit gekommen war, erntete mein Gegner den Ertrag
des ganzen Feldes, worauf die hundert Dukaten Baumwollsamen
angesät waren. – Ist das richtig? redete der Richter den
ersten an. – Ja so ist's, antwortete er, aber ich belud mit
der ganzen Wachsung auf des Gegenteils Rechnung ein Schiff,
das damit nach Alexandrien segelte. – Was ist damit geschehen?
fragte der Richter den andern. – Die Baumwolle ward dort
verkaust, und der reine Ertrag derselben, grade hundert
Dukaten, meinem Gegner eingehändigt. – Was hast du darauf zu
erwidern? fuhr der Richter fort. – Nichts, war die Antwort,
als dass ich um das Geld Rübesamen kaufte. – O, ihr
abgefeimten Spitzbuben! rief der Richter, möchtet ihr nicht
noch auch Rüben säen und ernten, und jagte sie fort. |