129. Die neuere arabische Geschichte
Die neuere arabische Geschichte nennt als die freigebigsten
Abdollah, den Sohn Dschafers, Gorabatol-ußa, und Kis, den Sohn
Saads. Man stritt sich zu ihrer Zeit darin, wer wohl von
diesen dreien der freigebigste sei, und man stellte Wetten
darauf an. Derjenige, der sich für Abdollah erklärt hatte,
ging der erste zu ihm hin, und fand ihn, wie er eben den Fuß
in den Steigbügel setzte, zu einer Reise. Was willst du,
fragte ihn Abdollah. – Ich bin ein armer Sohn des Weges (ein
Reisender). Sogleich zog Abdollah den Fuß zurück aus dem
Steigbügel, schenkte ihm das Kamel, und eine herrliche Klinge,
die er von Ali hatte, außer viertausend Dukaten auf die
Unkosten der Reise. Jetzt ging der Freund von Kis Saad's Sohn,
ihn auf die Probe zu stellen. Er fand ihn schlafend. Der
Sklave an der Tür fragte, wer er sei, und was er wolle? – Ich
bin ein Sohn des Weges, dem der Faden ausgegangen ist, das
ist: ein Reisender ohne Geld. – Es ist nicht nötig, sprach der
Sklave, meinen Herrn aufzuwecken; nimm diesen Beutel mit
siebenhundert Dukaten. Es ist das einzige Geld, das uns im
Hause geblieben. Nimm das Kamel und die Rüstung, die dir
beliebt. Als Kis erwachte, und von seinem Sklaven vernahm, wie
er ganz in seinem Sinne gehandelt, schenkte er ihm dafür die
Freiheit. Der dritte, der für Gorabatol-ußa gewettet hatte,
begegnete ihm, wie er sich eben von zwei Sklaven aus dem Hause
in die Moschee führen ließ, denn er war blind. Ich bin, redete
er ihn an, ein Sohn des Weges, dem der Faden ausgegangen.
Sogleich zog der Blinde seine Hände ab von den Wegweisern, und
rief: Ach! das Schicksal hat mich meiner Reichtümer beraubt,
es hat mir nichts gelassen, als diese zwei Sklaven, die meine
Schritte leiten durch die ewige Finsternis, so meine Augen
umnachtet. Nimm sie, sie können dir von einigem Nutzen sein.
Alle Bitten des Fremden, sich der Sklaven nicht zu berauben,
waren umsonst. Er tappte nach der Mauer, um seinen Weg nach
Hause zu finden, und er ward durch das einstimmige Urteil
derjenigen, welche über den Vorrang der Freigebigen gewettet
hatten, für den Freigebigsten seiner Zeit erkannt. |