Der Quran im Islam
Nach dem Ableben des Propheten (s.)
Nach dem
Ableben des Propheten zog sich Imam Ali (a.), der nach
ausdrücklicher Bestätigung des Propheten (s.) den Quran
besser als jeder andere seiner Zeitgenossen kannte, in sein
Haus zurück und trug den gesamten Quranischen Text in
chronologischer Ordnung in einer Mushaf genannten Sammlung
zusammen.
Bereits sechs Monate nach dem Ableben des Propheten hatte er
diese Aufgabe erfüllt. Er lud seine Aufzeichnungen auf ein
Kamel, brachte sie zu den Menschen und zeigte sie ihnen.
Ein Jahr und einige Monate nach dem
Abelben des Propheten (s.) brach der Yamama-Krieg
aus, während dessen 70 Quran-Leser fielen. Die Befürchtung,
dass bei einem nächsten Krieg möglicherweise die restlichen
Leser auch noch getötet werden könnten und mit dem Ableben der
Quran-Träger auch der Quran selbst verschwinden würde,
brachte den Kalifen auf den Gedanken, den Quranischen Text in
einem Mushaf zu sammeln.
Auf Anweisung des Kalifen sammelte eine
Gruppe von Lesern, die dem Kreise der Prophetengefährten
angehörten, unter direkter Verantwortung des
Prophetengefährten Zaid ibn Thabit die auf Brettern,
Palmenstängeln und Schulterknochen aufgezeichneten und im
Hause des Propheten oder bei den Lesern aufbewahrten Verse und
Suren in einem Mushaf, von dem mehrere Exemplare in die
umliegenden Gegenden versandt wurden. Kurze Zeit darauf wurde
zur Regierungszeit des dritten Kalifen diesem berichtet, dass
infolge der Unachtsamkeit bei der Abschreibung und Lesung des
Quran Unterschiede zutage getreten seien, wobei die Gefahr
bestehe, dass die göttliche Schrift entstellt werde.
Um diese Gefahr abzuwenden, beauftragte
der Kalif fünf Quran-Leser, darunter auch den früheren
Beauftragten Zaid ibn Thabit, das erste Mushaf, das auf
Anweisung des 1. Kalifen zusammengetragen und im Hause der
Witwe des Propheten Hafsa aufbewahrt wurde, abzuschreiben und
dieses als Original für weitere Exemplare zu verwenden.
Exemplare, die sich überall im Lande in der Hand der
Bevölkerung befanden, wurden eingesammelt und nach Medina
gebracht und auf Anordnung des Kalifen verbrannt – oder den
Angaben einiger Historiker zufolge in kochendes Wasser
getaucht. Schließlich wurden einige Quran-Exemplare fertig
gestellt, von denen ein Exemplar in Medina aufbewahrt wurde
und weitere Exemplare nach Mekka, Damaskus, Kufa und Basra
versandt wurden. Es ist überliefert, dass außer diesen fünf
Exemplaren noch zwei weitere in den Jemen und nach Bahrain
geschickt worden seien. Diese Exemplare wurden Mushaf des Imam
genannt und dienen als Originale für andere Exemplare.
Der einzige Unterschied dieser Exemplare
von dem ersten Mushaf in Bezug auf Anordnung der Suren besteht
darin, dass in dem ersten Mushaf die Sure “Die Loslösung“ (9)
zu den Suren gerechnet wird, die ungefähr hundert Verse
beinhalten, und dass die Sure “Die Beute“ (8) zu den
restlichen gerechnet wird, wobei in dem Mushaf des Imam diese
Suren hintereinander zwischen den Suren “Die Höhen“ (7) und
“Jonas“ (10) eingeordnet sind.