Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

In welchem Sinne ist der Mensch gesellig?

Es ist unbestritten, dass der Mensch gesellig ist und dass er schon immer in Gesellschaft lebte, wobei sich die Menschen gegenseitig halfen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Frage ist nun, ob er die gegenseitige Hilfe und die Zusammenarbeit von Natur aus will und von Anfang an bestrebt ist, seine Aktivitäten in Gemeinschaft mit anderen zu entfalten und von dem Ertrag der gemeinsamen Arbeit je nach seinem gesellschaftlichen Gewicht seinen Anteil zu bekommen?

Soweit wir es feststellen können, hat die menschliche Natur Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche, durch die in dem Menschen Kräfte mobilisiert werden. In diesem Stadium weiß der Mensch noch nichts über die Bedürfnisse und Wünsche der anderen. Um seine Bedürfnisse zu befriedigen, macht sich der Mensch alle Dinge dieser Welt nutzbar. Er nimmt sie zu Hilfe, um sein Ziel zu erreichen. Alle Pflanzen von den Blättern bis zu den Wurzeln, alle Tiere und Tierprodukte werden zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse verbraucht. Er stellt sie in seinen Dienst, um die Vorteile zu genießen, die sie ihm bringen.

Wird ein Mensch von dieser Eigenart, der alles, was er vorfindet, in den Dienst seiner Interessen stellt, seine Mitmenschen respektieren, wenn er ihnen begegnet? Wird er anders verfahren und ihnen aufrichtig die Hand zur gegenseitigen Hilfe und Zusammenarbeit reichen und auf einen Teil seines Gewinns verzichten, um sie daran zu beteiligen? Niemals! Doch einerseits empfindet der Mensch zahlreiche Bedürfnisse, die er allein nicht befriedigen kann, und weiß, dass er zu diesem Zweck teilweise die Hilfe seiner Mitmenschen braucht, andererseits jedoch sieht er ein, dass die Kraft, die er besitzt und die geheimen Wünsche, die er hegt, auch andere Menschen, die ihre Interessen verteidigen und darauf nicht verzichten, gleichermaßen treiben.

Daher beugt er sich dem Zwang der gesellschaftlichen Zusammenarbeit und gibt einen Teil des Ertrages seiner Arbeit zur Behebung der Bedürfnisse anderer Menschen ab und bekommt als Gegenleistung einen Anteil an ihrem Gewinn, um seine Mängel zu beheben. Tatsächlich beteiligt er sich an einem allgemeinen Handel, der stets betrieben wird und bei dem alles zum Verkauf steht.

Die Arbeit der Gesellschaft ergibt schließlich den Gesamtertrag, aus dem jeder je nach seinem gesellschaftlichen Gewicht, d.h. je nach dem Wert seiner Arbeit, seinen Anteil erhält. Aus diesen Erörterungen wird deutlich: Die ursprüngliche Eigenart des Menschen erfordert, dass er versucht, die anderen in seinen Dienst zu stellen und den Ertrag ihrer Arbeit zu seinem Zweck zu nutzen. Er beugt sich lediglich notgedrungen dem Zwang der Solidargemeinschaft. Die Beobachtung kindlichen Verhaltens macht dies besonders deutlich: Das Kind verlangt ohne Wenn und Aber alles, was es gerade wünscht. Es versucht, seinem Verlangen mit Weinen Nachdruck zu verleihen. Mit fortschreitendem Alter betritt es die gesellschaftliche Szene, erkennt die Situation und verzichtet allmählich auf übertriebene Wünsche, bis es als erwachsener Mensch vollständig in die Gesellschaft integriert wird und seine Maßlosigkeit in gewissem Sinne vergisst.

Ein anderer Beweis für diesen Sachverhalt ist die Tatsache, dass der Mensch der Solidargemeinschaft und deren Erfordernissen rücksichtslos den Rücken kehrt, seine Mitmenschen in seinen Dienst stellt und den Gewinn ihrer Arbeit ohne Gegenleistung beansprucht, sobald er die notwendige Macht dazu erlangt.

Der erhabene Gott weist im Quran auf diese Solidargemeinschaft hin:

„Wir haben ihren Lebensunterhalt im diesseitigen Leben unter ihnen verteilt und den einen von ihnen einen höheren Rang verliehen als den anderen, damit die einen von ihnen die anderen sich dienstbar machen würden.“ (43:32)

Das ist ein Hinweis auf den tatsächlichen Zustand dieser menschlichen Solidargemeinschaft, in der jedes Mitglied in einem bestimmten Lebensbereich den anderen überlegen ist, so dass sich die Menschen bis zu einem gewissen Grad voneinander unterscheiden. Jeder versucht, sich die anderen auf dem Gebiet, auf dem er überlegen ist, dienstbar zu machen und ihre Handlungen zu seinen Gunsten zu nutzen. Daher sind die Mitglieder einer Gemeinschaft miteinander verwoben und bilden eine gesellschaftliche Einheit.

Es heißt weiter:

„Doch der Mensch ist ungerecht.“ (14:34)

und:

„Er ist ja wirklich ungerecht und töricht.“ (33:72)

Der Vers weist daraufhin, dass der Mensch seiner Natur entsprechend darauf aus ist, sich alles dienstbar zu machen und dass er daher persönliche Grenzen überschreitet und Anspruch auf den Gewinn von anderen erhebt

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