Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

Gabriel und der zuverlässige Geist

Nach der oben (in früheren Abschnitten) beschriebenen Erklärung hat der Prophet (s.) seine eigene lautere Seele, die von Wohlwollen erfüllt war, zuverlässigen Geist und ihre Eingebungen Offenbarungen genannt. Doch für diese Ansicht lässt sich im Quran keine Bestätigung finden, denn laut Quranischer Auffassung ist Gabriel (a.) der Übermittler der Verse. Daher kann die erwähnte Deutung diese Bezeichnungen nicht erklären. Der erhabene Gott sagt:

„Sag: Wenn einer dem Gabriel Feind ist - und der hat doch mit Allahs Erlaubnis dir ins Herz herabgesandt.“ (2:97)

Dieser Vers ist als Antwort auf die Frage der Juden offenbart worden, die den Propheten fragten: „Wer sendet dir diese Verse herab?“ – „Gabriel“, antwortete der Prophet (s.). „Wir sind Feinde Gabriels“, antworteten sie, „denn er hat uns, Kindern Israels, Beschränkungen auferlegt. Da er unser Feind ist, glauben wir an keine Schrift, die er gebracht hat.“ [1]

Der erhabene Gott antwortet in diesem Vers, dass Gabriel den Quran nicht von sich aus, sondern mit Gottes Erlaubnis herabgesandt habe und dass der Quran nicht sein, sondern Gottes Wort sei, woran geglaubt werden müsse. Jene Juden betrachteten sich also als Feinde eines himmlischen Wesens, das beauftragt war, die göttliche Offenbarung zu übermitteln. Dieses Wesen ist natürlich mit Moses (a.) und Muhammad (s.) bzw. mit ihren Seelen nicht gleichzusetzen.

Der Quran, der in diesem Vers das Herabsenden der Worte Gottes Gabriel (a.) zuschreibt, schreibt sie in einem anderen Vers dem zuverlässigen Geist zu:

„Der zuverlässige Geist hat ihn herabgebracht, dir ins Herz, damit du ein Warner seiest.“ (26:193-194)

Aus diesen beiden Versen geht hervor, dass mit dem zuverlässigen Geist Gabriel (a.) gemeint ist. Über diesen Übermittler der Offenbarung sagt der erhabene Gott an einer anderen Stelle seiner Schrift:

„Er (der Quran) ist die Aussage eines vortrefflichen Gesandten (Gabriel), der beim Herrn des Throns über große Gewalt verfügt und Ansehen hat, und dem man dort Gehorsam leistet und Vertrauen entgegenbringt. Euer Freund (der Prophet) ist nicht besessen. Ich schwöre, er hat ihn (den Überbringer der Offenbarung) am deutlichen Horizont gesehen.“ (81:20-23)

Diese Verse weisen darauf hin, dass Gabriel (a.) zu jenen gehört, die Gott nahestehen, über Macht und Ansehen verfügen, und dass ihnen Gehorsam und Vertrauen entgegengebracht wird. Über diese, dem Gottesthron nahestehenden Wesen, d.h. über die Engel, wird an einer anderen Stelle gesagt:

„Die (Engel), die den Thron (Allahs) tragen, und die ihn umgeben, lobsingen ihrem Herrn und glauben an ihn. Und sie bitten um Vergebung für die Gläubigen.“ (40:7)

Aus diesem Vers geht hervor, dass die Gott nahestehenden Engel unabhängige, vernunftbegabte und mit dem Willen ausgestattete Wesen sind. Denn die ihnen zugeschriebene Haltung: „Glaube an Gott und Bitte um Vergebung für die Anderen“ ist nur bei unabhängigen, vernunftbegabten und mit dem Willen ausgestatteten Wesen möglich. Dazu heißt es noch im Quran:

„Der Messias wird es nicht verschmähen, ein Diener Allahs zu sein, auch nicht, die nahestehenden Engel. Und wenn einer es verschmäht, Allah zu dienen und zu hochmütig dazu ist, den wird er einst am Tage des Gerichts vor sich bringen. Denen aber, die es verschmähen, ihm zu dienen und zu hochmütig dazu sind, wird er eine schmerzhafte Strafe zukommen lassen, und sie werden dann für sich außer Allah weder Freund noch Helfer finden.“ (4:172-173)

Obwohl der Messias und die nahestehenden Engel keine Sünden auf sich laden würden, ist ihnen in diesen Versen für den Fall der Übertretung der Gebote die Strafe am Tage der Auferstehung angedroht worden. Die Strafandrohung am Tage der Auferstehung bezieht sich hier auf die Unterlassung einer Pflicht und ist dann sinnvoll, wenn bei den betreffenden Wesen Unabhängigkeit, Vernunft und Wille vorausgesetzt werden können.

Aus diesen Versen wird deutlich, dass es sich bei dem Gabriel genannten zuverlässigen Geist, der die Offenbarung übermittelt hat, nach dem Zeugnis des Quran um einen himmlischen Engel handelt, der ein vernunftbegabtes Wesen ist und einen unabhängigen Willen besitzt.

Aus einem Satz des Verses (81:21), in dem von „Gehorsam und Vertrauen“ ihm gegenüber die Rede ist, geht vielmehr hervor, dass Gabriel im Himmel Befehlsgewalt besaß, einer Gruppe von Engeln vorstand und dass die Quranische Offenbarung immer oder gelegentlich durch seine Untertanen übermittelt wurde, wie es auch in folgenden Versen angedeutet wird: „Nein! Es ist eine Erinnerung (was hier verkündet wird). Wer will, denkt an ihn. Er ist auf Blättern, die in Ehren gehalten werden, emporgehoben und rein in den Händen vornehmer und frommer Botschafter.“ (80:11-16)

[1] Siehe: “Al-Manthur“, Teil 1, Seite 90 und “Nur al-Thaqalain“, Teil 1, Seite 87-89

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