Der Quran im Islam
Die Exegese aus Quranischer Sicht
Wie kann der Quran interpretiert werden?
Diese Frage lässt sich aus dem bisher Gesagten beantworten:
Der Quran ist einerseits eine allumfassende und ewige
Schrift, die alle Menschen anspricht, sie zu ihren Zielen
hinführt, sie herausfordert, mit ihnen argumentiert und sich
als Licht und Erklärung darstellt. So braucht sie sicherlich
nicht durch andere erklärt zu werden.
Des Weiteren wird als Beweis für ihren
göttlichen Ursprung darauf hingewiesen, dass sich in ihr kein
Widerspruch finde und dass jeder äußere Widerspruch durch
Nachdenken darüber zu lösen sei. Wäre sie nicht göttlichen
Ursprungs, so wäre sie nicht widerspruchsfrei. Wenn jedoch
solch eine Schrift etwas oder jemand anderen zur Erklärung
ihrer Intentionen brauchte, wäre dieses Argument unhaltbar.
Wenn ein Widersacher einen strittigen
Fall vorbringt, der aus dem Wortlaut des Quran nicht zu lösen
ist, wird jede andere Lösung als die Quranisch kontextuelle
ihn nicht überzeugen, selbst die Erklärung des Propheten
nicht, wenn dies ohne Zitate aus dem Quran geschieht, denn
wer nicht an die Unfehlbarkeit des Propheten und die Wahrheit
seiner Worte glaubt, lässt sich davon nicht überzeugen. Mit
anderen Worten, die Erklärungen und Lösungsvorschläge des
Propheten ohne ihre Stützung durch die Quran-Zitate nützen
nur dem, der an die Berufung des Propheten und seine
Unfehlbarkeit glaubt. Doch mit dem Vers:
„Machen sie sich denn keine Gedanken
über den Quran? Wenn er von jemand anderem als von Allah
wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden“ (4:82)
werden die Widersacher und jene
angesprochen, die daran nicht glauben und die Worte des
Propheten ohne Quran-Zitate nicht gelten lassen. Andererseits
hat der Quran die Beweiskraft der Aussagen und Auslegungen
des Propheten und der Prophet wiederum die Beweiskraft der
Aussagen und Auslegungen der Mitglieder seiner Familie
bestätigt.
Die beiden Voraussetzungen lassen die
Schlussfolgerung zu, dass einige Quranische Verse durch
andere erklärt werden können und dass der Prophet und die
Mitglieder seiner Familie mit Bezug auf den Quran die
Stellung unfehlbarer Lehrer einnehmen, die sich bei der
Unterrichtung des Quran nie irren und deren Kommentare
zwangsläufig den Kommentaren, die durch das wechselseitige
In-Beziehung-Setzen von Versen zueinander entstanden sind,
nicht widersprechen.