Der Offenbarer

Der Offenbarer

aus dem Buch "Offenbarer, Bote und Botschaft"

Muhammad Baqir al-Sadr

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Der Widerspruch in der extremen Tendenz der sinnlichen Erklärung

Diese extremen Tendenzen und Auffassungen aber laufen in ihrer Mannigfaltigkeit, eine nach der anderen, in deutliche Widersprüche. So war man von philosophischer Seite dazu genötigt, die objektive Realität oder Wirklichkeit zu leugnen. Das heißt, man griff dazu über, das Dasein, in dem wir uns befinden, entweder im Ganzen oder im Detail zu ignorieren und zu leugnen. Dies erfolgte, weil wir nicht über mehr als über unsere Sinne verfügten, welche uns aber wiederum allein nur in dem Maße Kenntnis und Erfahrung von den Dingen verschaffen, in dem wir die Dinge in der äußeren Wirklichkeit um uns herum damit auch wahrnehmen können. Wir nehmen die Dinge, die äußere Wirklichkeit, nur so weit wahr, wie wir dazu mit unseren fünf Sinnen in der Lage sind und nicht notwendigerweise so weit, wie diese tatsächlich existieren. Wenn wir also etwas wahrnehmen, dann können wir dessen Existenz auch nur so weit durch unsere Sinne beweisen, in soweit wir dieses Ding sinnlich wahrnehmen. Eine Existenz oder ein Dasein aber, dass außerhalb der Erfassung und dem Erreichen unserer Aufmerksamkeit in einer realen unabhängigen und selbstständigen Weise über oder hinter unserer sinnlichen Wahrnehmung existiert, können wir nicht beweisen. Das heißt, würde zum Beispiel jemand in den Himmel schauen und den Mond mit seinen Augen erfassen, könnte er sich doch nur davon überzeugen, dass er mit seinen Augen gerade eben den Mond wahrgenommen hat. Ob dieser jedoch wirklich dort am Himmel existiert oder nicht, oder ob er auch zuvor und danach noch dort existiert, diese Frage könnte man nicht beantworten.

Auf Grund dieser Einwände konnten die Anhänger dieser Tendenz, der rein sinnlichen Wahrnehmung, auch selbst nicht wirklich von ihrer Anschauung und Auffassung überzeugt und befriedigt sein.

Deshalb nun gilt es einzusehen, dass die Tendenz der reinen sinnlichen Wahrnehmung uns letztlich zu dem Ergebnis führt, dass diese Form der Wahrnehmung und des Erkennens keine unabhängige Form des Kenntniserwerbs und der Erkenntnismethodik darstellen kann. Sondern es gilt sich weiterer Mittelswege und Hilfsmittel zu bedienen, um zu einer überzeugenden und zufrieden stellenden Erkenntnis zu gelangen.

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