Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 466-470

466. Und er (a.) sagte:

Das Auge ist das Halteband der hinteren Seite (des Körpers).

Sayyid Radhi sagte (dazu): „Dies gehört zu den wunderbaren Metaphern. So als ob er (Imam Ali, a.) den hinteren Teil mit einem Gefäß vergleicht, und das Auge mit einem Halteband. Und wenn man ein Halteband locker lässt, kann das Gefäß nichts festhalten. Diese Aussage ist eine der berühmtesten und deutlichsten Aussage des Propheten (s.), doch eine Gruppe Leute schrieb sie dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) zu. Al-Mubarrad erwähnte dies im Buch “al-Muqtadhab“ im Kapitel “Das Wort mit den (einzelnen) Buchstaben“. Diese Metapher haben wir auch in unserem Buch namens “Mumazat al-Athar an-Nabawiyya“ erwähnt.

467. Und er (a.) sagte in einer seiner Ansprachen:

Ein Herrscher übernahm die Herrschergewalt über sie und begradigte sie, bis die Religion sich festsetzte.

Erläuterung

Mit “ihrem Herrscher“ ist der Prophet (s.) gemeint, und “übernahm die Herrschergewalt“ heißt, dass er ihre Angelegenheiten und die Politik des Religionsgesetzes regelte,

468. Und er (a.) sagte:

Es wird für die Menschen eine harte Zeit anbrechen, in der der Reiche mit den Zähnen auf das beißen (d.h. festhalten) wird, was er hat, obwohl ihm das nicht befohlen wurde, denn Allah der Erhabene sagte: „Vergesst die Huld untereinander nicht.“[1] Während dieser Zeit werden sich die Bösartigen erheben und die Guten verächtlich gemacht werden, und mit den Bedrängten wird Handel getrieben werden, obwohl der Gesandte Allahs (s.) den Handel mit den Bedrängten verboten hatte.

Erläuterung

Damit ist gemeint, dass im allgemeinen Dinge von hilflosen Menschen erworben werden, indem man ihre Not ausnutzt, wie etwa dass man von ihnen zu Niedrigpreisen kauft, weil sie verkaufen müssen, um es dann zu Höchstpreisen weiterzuverkaufen. Keine Religion erlaubt es, die missliche Lage und extreme Not solcher Leute auszunutzen, noch ist es ethisch vertretbar, dass der eigene Profit mittels Not anderer gemacht wird.

469. Und er (a.) sagte:

Zwei (Arten von) Menschen werden meinetwegen Ruin erleiden: Die, die in ihrer Liebe (zu mir) übertreiben, und die, die mich fälschlicherweise beschuldigen.

Sayyid Radhi sagte: „Das ähnelt seiner (a.) Aussage: ´Zwei (Arten von) Menschen werden meinetwegen Ruin erleiden: Die in ihrer Liebe (zu mir) zu weit gehen, und die mich hassen und Bosheit in sich tragen.“

Erläuterung

Der Heilige Prophet (s.) forderte die islamische Gemeinde [umma] oft dazu auf, den Befehlshaber der Gläubigen (a.) zu lieben und verbot ihnen, irgendwelchen Hass gegen ihn zu hegen. Außerdem sah der Heilige Prophet (s.) die Liebe zum Befehlshaber der Gläubigen (a.) als ein Zeichen von Überzeugung [iman] und den Hass gegen ihn als ein Zeichen der Heuchelei [nifaq] an, wie es bereits in einer anderen Erklärung erwähnt wurde.

Es gibt zahlreiche Überlieferungen des Heiligen Propheten (s.) zu diesem Thema. Eine wurde von vierzehn Gefährten überliefert, in der der Heilige Prophet (s.) sagte:

„Wer Ali liebt, der liebt sicherlich mich, und wer mich liebt, der liebt Allah, und wer Allah liebt, den wird Er ins Paradies eintreten lassen. Wer Ali hasst, hasst sicherlich (auch) mich, und wer mich hasst, der hasst Allah, und wer Allah hasst, den wird Er ins Feuer eintreten lassen. Wer Ali Schmerzen zufügt, der fügt mir Schmerzen zu, und wer mir Schmerzen zufügt, der fügt Allah Schmerzen zu. „Wahrlich, diejenigen, die Allah und Seinem Gesandten Leid zufügen, die hat Allah im Diesseits und im Jenseits verflucht, und Er hat für sie eine schmerzhafte Pein bereitet“[2].[3]

Gleichzeitig pflegte der Heilige Prophet auch die Umma wegen Übertreibung in der Liebe zu (Imam Ali, a.) zu warnen und darin aus Liebe zu ihm die Grenzen des Islams zu überschreiten. Wer solches tut, wird “Ghali“ genannt, d.h. wer glaubt, dass der Heilige Prophet (s.) oder der Befehlshaber der Gläubigen (a.) oder einer der anderen Imame der Schiiten Allah ist, oder ihnen bestimmte Eigenschaften von Allah zuschreibt, oder wer glaubt, dass die Zwölf Imame (a.) Propheten sind oder irgendetwas über sie behauptet, was der Heilige Prophet und die Imame nicht von sich selbst gesagt hatten.

Andererseits hatte der Heilige Prophet (s.) ebenso jegliche Beleidigung oder Herabwürdigung der reinen Imame verboten, und er pflegte die Leute, die falsche und grundlose Anklagen gegen sie erhoben, als solche zu bezeichnen, die sie hassten und schlecht über sie sprachen. Aus diesem Grund enthielt sich der Heilige Prophet (s.) manchmal der Erwähnung einiger exzellenten Eigenschaften des Befehlshabers der Gläubigen (a.), wie Dschabir ibn Abdullah al-Ansari berichtet: „Als der Befehlshaber der Gläubigen zum Heiligen Propheten kam mit der Nachricht, dass er Chaibar erobert hatte, sagte der Prophet zu ihm: ´Oh Ali, wäre es nicht wegen gewisser Gruppen meiner Umma, die über dich sagen könnten, was die Christen über Jesus, den Sohn der Maria, sagen, hätte ich gesagt, dass du an keinem Muslim vorbeigehst, ohne dass sie den Staub deiner Fußspuren sammeln würden, um davon Segen zu bekommen. Aber es genügt zu sagen, dass du zu mir die gleiche Stellung hast wie Aaron zu Moses, außer dass es mit aller Sicherheit keinen Propheten mehr nach mir geben wird.“ [4]

Der Heilige Prophet hatte der muslimischen Gemeinde [umma] ebenfalls mitgeteilt, dass es zwei abweichende Gruppen unter den Muslimen geben würde, die die Grenzen der islamischen Prinzipien überschreiten würden hinsichtlich des Verständnisses über den Befehlshaber der Gläubigen (a.), wie er selber überlieferte: „Der Gesandte Allahs (s.) rief mich und sagte ´Oh Ali, da ist eine Ähnlichkeit zwischen dir und Jesus, dem Sohn der Maria, den die Juden so sehr hassten, dass sie seine Mutter fälschlicherweise anklagten, und den die Christen so sehr liebten, dass sie ihm eine Stellung gaben, die ihm nicht zukam.´ Dann sagt der Befehlshaber der Gläubigen: „Wehe! Zwei Arten von Menschen werden meinetwegen Ruin erleiden: Die mich lieben, werden mich für etwas verherrlichen, was ich nicht bin, und die mich hassen, die wird ihr Hass gegen mich zu falschen und grundlosen Anschuldigungen verleiten. Wehe! Ich bin kein Prophet, und mir wurde nichts (Neues) offenbart. Doch ich handle im Einklang mit dem Buche Allahs und der Verfahrensweise [sunna] Seines Propheten, so weit ich es vermag.“[5]

Die obengenannten Aussagen des Befehlshabers der Gläubigen (a.) entsprechen dem Text, der vom Propheten (s.) berichtet wurde, als er zum Befehlshaber der Gläubigen sagte: „Oh Ali, zwei Arten von Menschen werden deinetwegen Ruin erleiden: Derjenige, der in seiner Liebe zu dir übertreibt, und der Lügner, der falsche Anschuldigungen gegen dich erhebt.“[6] Er sagte außerdem: „Zwei Kategorien werden deinetwegen Ruin erleiden: Der, der dich übertrieben liebt, und der, der dich hasst und Bosheit in sich trägt.“[7] Der berühmte Überlieferungs-Gelehrte Amir ibn Scharahil asch-Scha´bi[8] hat diese Aussage bestätigt, dass diese beiden Kategorien auftauchten, beide vom Glauben abfielen und in Ruin gerieten.[9]

470.         Als er (a.) über die Einheit (Allahs) [tauhid] und Gerechtigkeit [adl] gefragt wurde, antwortete er:

Die Einheit bedeutet, dass du Ihn dir nicht mit (den Grenzen) deiner Vorstellungskraft vorstellen kannst, und Gerechtigkeit bedeutet, dass du Ihn nicht anklagst (etwas zu tun, das nicht der Weisheit entspricht).

Erläuterung

Die Überzeugung über die Einheit Allahs ist nicht vollständig, solange sie nicht von der Überzeugung gestützt wird, dass Allah frei ist von jeglicher Unvollkommenheit, das bedeutet, dass man Ihn als frei erachten muss von jeglichen Begrenzungen hinsichtlich Körper, Form, Ort oder Zeit, und dass man Ihn nicht eigenen Vorstellungen und Ideen unterwerfen kann. Denn ein Wesen, das in Vorstellung und Ideen gepresst werden kann, kann nicht Allah sein, sondern ein Produkt des menschlichen Gedankens, während das Feld mentaler Aktivität auf Dinge beschränkt bleibt, die gesehen und wahrgenommen werden. Folglich, je mehr ein Mensch versucht, Ihn durch Illustrationen anzuerkennen, die mit dem menschlichen Verstand zusammenhängen, je weiter wird er sich von der Realität entfernen. In diesem Zusammenhang sagte Imam Muhammad Baqir (a.): „Wann immer du Ihn in deine Vorstellung und Ideen presst, wird Er nicht mehr Allah sein, sondern ein Geschöpf wie du, das auf dich zurückgeht.“

Gerechtigkeit bedeutet, dass Allah keine wie auch immer geartete Ungerechtigkeit und Ungleichheit zugeschrieben werden sollte, und es dürfen Ihm keine solchen Eigenschaften angeheftet werden, die bösartig und nutzlos sind und deren Zuschreibung nicht mit dem Verstand vereinbar ist. In diesem Zusammenhang sagte Allah:

„Das Wort deines Herrn wird vollendet sein in Wahrheit und Gerechtigkeit. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende der Allwissende.“[10]

[1] Heiliger Qur´an 2:237

[2] Heiliger Qur´an 33:57

[3] “Al-Mustadrak“ 127-128, 130; “Hilya al-Auliya“, Band 1, S. 66-67; “al-Isti´ab“, Band 3, S. 1101; “Usd al-Ghaba“, Band 4, S. 383; “al-Isaba“, Band 3, S. 496-497; “Madschma az-Zawa´id“, Band 9, S. 108-109, 129, 131, 132, 133; “Kanz al-Ummal“, Band 12, S. 202, 209, 218- 219; Band 15, S. 95-96; Band 17, S. 70; “Ar-Riyadh an-Nadhara“, Band 2, S. 166, 167, 209, 214; “al-Manaqib“, von Ibn al-Maghazili, S. 103, 196, 382

[4] Madschma az-Zawa´id, Band 9, S. 131; Ibn Abu al-Hadid, Band 5, S. 4; Band 9, S. 168; Band 18, S. 282; “Manaqib Ali ibn Abu Talib“ von Ibn Maghazili, S. 237-239; “Manaqib Ali ibn Abu Talib“ von al-Chawarazmi, S. 75-76; 96, 220; “Kifaya at-Talib fi Manaqib Ali ibn Abu Talib“ von al-Gandschi“, S. 264-265; “Ardscha al-Matalib“. S. 448, 454; “Yanabi´al-Muwadda“, S. 63-64; 130-131

[5] “Musnad“ von Ahmad ibn Hanbal, Band 1, S. 160; “al-Mustadrak“ von al-Hakim, Band 3, S. 123; “Mischkat al-Masabih“, Band 3, S. 245-246; “Madschma´az-Zawa´id“; Band 9, S. 133; “Kanz al-Ummal“, Band 12, S. 219, Band 15, S. 110; Ibn Kathir, Band 7, S. 356

[6] “Al-Isti´ab“, Band 3, S. 1101

[7] Ibn Abu al-Hadid, Band 5, S. 6

[8] 19-103 n.d.H (640-721 n.Chr.)

[9] “Al-Isti´ab“, Band 3, S. 1130; “Iqd al-Farid“, Band 4, S. 312

[10] Heiliger Qur´an 6:115

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