Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 266-270
266. Ein Mann bat ihn (Imam Ali,
a.), ihn die Überzeugung [iman] zu lehren, und er (a.) sagte
daraufhin:
Komm
morgen zu mir, so dass ich (es) dir sage, wenn die Leute
zuhören, damit, wenn du vergisst, was ich dir sagen werde,
andere es für dich behalten. Denn das gesprochene Wort ist wie
eine fliehende Beute, die diesen trifft und jenen verfehlt.
267. Und er (a.) sagte:
Sohn
Adams, übertrage nicht deine Sorge für den Tag, der noch nicht
zu dir gekommen ist, auf deinen Tag, der bereits gekommen ist,
denn wenn der Tag (für den du dich sorgst) in deinem Leben
eintreten wird, wird Allah dir darin deinen Lebensunterhalt
gewähren.
268. Und er (a.) sagte:
Liebe den,
den du liebst, nicht zu intensiv, denn es kann sein, dass er
dir eines Tages verhasst wird, und hasse den, den du hasst,
nicht zu intensiv, es kann sein, dass er eines Tages dein
Geliebter wird.
269. Und er (a.) sagte:
Es gibt
zwei Arten von Wirkenden im Diesseits: Derjenige, der im
Diesseits für das Diesseits gewirkt hat, und den sein
Diesseits so beschäftigt hat, dass es ihn von seinem Jenseits
abhielt. Er fürchtet die Armut für seine Hinterbliebenen, doch
fühlt sich selbst davor sicher. So braucht er sein Leben auf
für den Nutzen anderer.
Und es
gibt den Wirkenden, der im Diesseits für das gewirkt hat, was
danach kommt, und so bekommt er das, was ihm im Diesseits
zusteht, ohne dass er tätig wurde. So sicherte er sich beide
Anteile zusammen und gelangte in den Besitz der beiden
Heimstätten (Diesseits und Jenseits) insgesamt und wurde ein
Angesehener bei Allah, dem Allah kein Anliegen verweigert, um
das er Ihn bittet.
270. Es wurde überliefert, dass
in den Tagen (des Kalifats) von Umar ibn Chattab die Frage des
allzu vielen Schmucks der Kaaba vor ihn gebracht wurde, und
die Leute zu ihm sagten: „Wenn du ihn (den Schmuck) doch
genommen und damit eine Armee für die Muslime ausgerüstet
hättest, wäre das reicher an Lohn gewesen, denn was soll die
Kaaba mit dem Schmuck tun?“ Umar verstand das, und er
fragte den Befehlshaber der Gläubigen (a.) danach, und dieser
sagte:
Wahrlich,
dieser Qur´an wurde auf den Propheten (s.) herabgesandt,
während es vier (Arten von) Besitz gab: Der Besitz der
Muslime, den er unter den Erben nach Pflichtanteilen
aufteilte, die Kriegsbeute, die er unter denen aufteilte,
denen sie zustand, die Fünftelabgabe [chums], für die Allah
festgesetzt hat, wozu sie verwendet wird, und die Almosen, die
Allah (ebenfalls) festsetzte, wozu sie verwendet werden. Und
der Schmuck der Kaaba existierte in jenen Tagen (bereits)
darin, und Allah hat ihn gelassen, wie er war, doch Er beließ
ihn nicht aus Vergesslichkeit, noch war ihm sein Platz
verborgen. So setze ihn dorthin, wohin Allah und Sein
Gesandter ihn gesetzt haben.
Da sagte Umar zu ihm: „Wenn
du nicht gewesen wärst, wären wir bloßgestellt worden“,
und ließ den Schmuck, wie er war.
Erläuterung
Die Fünftelabgabe [chums] ist vereinfacht ausgedrückt eine
Art Einkommensteuer gemäß dschafaritischer Rechtsschule. Nach
Abzug aller abzugfähigen Kosten – dazu gehören u.a. auch
staatliche Steuern – , womit ein Lebensstil gemäß dem üblichen
sozialen Stand des Muslim ermöglicht werden kann, wird ein
Fünftel (20%) des überschüssigen erworbenen Kapitals an einen
selbst gewählten Vertreter des 12. Imam abgegeben, damit
dieser es auf dem Weg des Islam einsetzt. Die restlichen vier
Fünftel sind somit gereinigt. Die Chums geht zurück auf den
Vers 8:41 im Heiligen Qur´an: "Und wisset, was immer ihr
gewinnen möget, es gehört ein Fünftel davon Allah und dem
Gesandten und der Verwandtschaft und den Waisen und den
Bedürftigen und dem Wanderer, wenn ihr an Allah glaubt und an
das, was Wir niedersandten zu Unserem Diener am Tage der
Unterscheidung - dem Tage, an dem die beiden Heere
zusammentrafen -, und Allah hat Macht über alle Dinge."
Weil die umayyadischen Kalifen auf diese Abgabe nicht
zurückgreifen konnten, da sie nur Prophet Muhammad (s.) und
seinen Ahl-ul-Bait (a.) vorbehalten waren, schafften sie es ab
und begrenzten sich auf die Zakat. Spätere Übersetzungen und
Interpretationen versuchten obigen Vers ausschließlich auf
Kriegsbeute zu beschränken, was dem Geist des Islam
widersprach.
Die Chums wird i.d.R. jährlich entrichtet. Jeder bestimmt
seinen Chums-Betrag selbst und ist für diesen vor ALLAH
verantwortlich. In der Abwesenheit des Imam Mahdi (a.)
bestimmt er zudem den für ihn geeigneten Vertreter für den
Führungsauftrag [wilaya], den zu erkennen es gilt. Chums
umfasst auch alle Sachgüter, die im Überschuss vorhanden sind,
nachdem sie im Bemessungszeitraum erworben wurden. Hingegen
sind u.a. Geschenke und Erbe nicht chumspflichtig.
Detaillierte Hinweise zur Berechnung der Chums gibt es in den
religiösen Regelwerken [risala] der Vorbilder der Nachahmung.
Unter den ersten drei Kalifen pflegte sich Umar ibn Chattab
häufig an den Befehlshaber der Gläubigen (a.) zu wenden in
Bezug auf die Lösung von vielen ungelösten Problemen. Aber Abu
Bakr, wegen der Kürze seiner Amtszeit und Uthman wegen der
speziellen Umstände seines Kalifats und seiner Gefolgsmänner,
baten selten den Befehlshaber der Gläubigen (a.), sie von
seinen Ratschlägen profitieren zu lassen. Umar pries den
Befehlshaber der Gläubigen (a.) sehr viel für sein
weitläufiges Wissen und sagte: „Der Meistwissende unter uns
in Rechtswissenschaft und Gerichtsbarkeit ist Ali.“
Sicherlich besteht keine Notwendigkeit für einen Beleg von
Umar und anderen an dieser Stelle, da Umar selber und eine
Gruppe von Gefährten bekennen, dass der Heilige Prophet
gewöhnlich sagte: „Ali ist der Meistwissende in
Rechtswissenschaft und Gerichtsbarkeit in meiner Gemeinde [umma].“
In diesem Zusammenhang berichtet Ahmad ibn Hanbal von Abu
Hazim, dass ein bestimmter Mann zu Muawiya kam und ihm einige
Fragen zur Religion stellte. Muawiya sagte „Stelle diese
Frage Ali, der es besser weiß.“ Der Mann sagte: „Aber
ich möchte lieber deine Antwort als die von Ali“, doch
Muawiya brachte ihn zum Schweigen und sagte: „Das ist das
Schlimmste, was ich von dir gehört habe. Du hast gegenüber der
Person Hass geäußert, den der Gesandte Allahs aufgezogen und
gelehrt hat, wie eine Vogelmutter ihr Junges im Nest füttert,
in dem sie Korn für Korn in seinen Schnabel befördert mit
ihrem Schnabel, der Gesandte Allahs hat über ihn gesagt: ´Du
stehst zu mir wie Harun zu Musa, nur dass es nach mir mit
Sicherheit keinen Propheten mehr geben wird.´ Und an den Umar
sich zu wenden pflegte, damit er ungelöste Probleme löste.“
Umar sagte auch oft: “Die (heutigen) Frauen können
niemanden gebären wie Ali ibn Abu Talib. Wenn Ali nicht
gewesen wäre, wäre Umar zugrunde gegangen.“
Er pflegte außerdem zu sagen: „Ich suche Schutz bei Allah
vor den Problemen, bei denen Abul Hasan (Imam Ali, a.) nicht
anwesend ist!“
Umar sagte zudem häufig: „Ich suche Schutz bei Allah, in
einer Gemeinschaft zu sein, in der du nicht bist.“
Über all diesen Bekenntnissen steht die Anerkennung des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) vonseiten des Heiligen
Propheten (s.), wie es von Umar ibn Chattab selber berichtet
wurde, von Abu Said al-Chudri und Muadh ibn Dschabal, dass der
Heilige Prophet sagte:
„Oh Ali, ich
bin dir überlegen hinsichtlich des Prophetentums, weil es nach
mir keinen Propheten mehr geben wird, und du bist anderen in
sieben edlen Eigenschaften überlegen: Du bist der Erste, der
an Allah glaubte, du bist derjenige, der am besten das
Versprechen an Allah erfüllt, derjenige, der sich am festesten
an die Gebote Allahs hält, der am Gerechtesten (den Reichtum)
unter das Volk verteilt, der das Recht am besten durchsetzt
(oder der Mildeste) für die Untertanen, der den besten
Einblick in kontroverse Fälle hat (oder der der Gelehrteste in
der Jurisprudenz ist), und der Hervorragendste in Tugend und
Ehre vor Allah.“
Es wird auch vom Befehlshaber der Gläubigen (a.) berichtet,
von Abu Ayyub al-Ansari, Maqil ibn Yasir und Buraida ibn
Husaib, dass der Gesandte Allahs (s.) zu Fatima (a.) sagte:
„Bist du nicht zufrieden? Wahrlich, ich habe dich mit dem
Besten meiner Umma verheiratet, der an den Islam glaubt, der
der Wissendste unter ihnen ist und ihnen in Milde voraus ist.“
Nach dem Lesen der folgenden Aussage des Heiligen Propheten
(s.), ist es keine Überraschung für uns, wenn wir sehen, dass
oben genannten Bekenntnisse für das umfassende Wissen des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) und seine Fähigkeiten auf dem
Feld der Rechtswissenschaft und Urteil ausgesagt wurden:
„Ich bin die Stadt des Wissens, und Ali ist das Tor, wer mein
Wissen erhalten will, muss durch das Tor treten.“
Der Heilige Prophet (s.) sagte außerdem: „Ich bin der
Speicher des Wissens, und Ali ist das Tor. Wer das Wissen
erlangen will, muss durch das Tor treten“.