Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 21-25
21. Und er (a.) sagte:
Die
Hochschätzung (eines Ziels) ist begleitet mit Enttäuschung,
und Scham mit Entbehrung. Die Gelegenheiten gehen so schnell
vorbei wie die Wolken, so nutzt die guten Gelegenheiten.
Erläuterung
Das bedeutet, dass wenn man etwas sehr begehrt, man umso
enttäuschter ist, wenn man es nicht bekommt. Wenn man sich zu
sehr schämt, etwas zu erstreben, muss man es entbehren. Wie
negativ auch etwas bei den Leuten angesehen ist und wie sehr
auch darauf herabgeschaut wird, wenn es nicht wirklich
schlecht ist, dann ist es ziemlich töricht, sich dessen zu
schämen, weil das oft dazu führt, dass man Dinge entbehren
muss, die eine Quelle des Erfolgs sind in dieser als auch in
der kommenden Welt. Zum Beispiel wenn man fürchtet, die Leute
könnten einen für unwissend halten und sich deswegen schämt,
etwas Wichtiges und Bedeutendes zu fragen, dann ist diese
Scham fehl am Platz und wird dazu führen, dass einem Wissen
verwehrt bleibt. Deswegen sollte keine vernünftige Person sich
schämen, Fragen zu stellen. Als ein alter Mann gefragt wurde,
ob er sich nicht schäme, dass er trotz seines hohen Alters
studierte, antwortete er: „Ich schäme mich nicht für
Unwissenheit im Alter, wie kann ich mich dann schämen, in
hohem Alter zu studieren?“ Natürlich gehört es zum Wesen
der Menschlichkeit und Edelmut, wenn man sich für Dinge schämt
die wirklich schlecht und lasterhaft sind, beispielsweise
solche Dinge, die aus der Sicht von Religion, Intelligenz und
Ethik tadelnswert sind. Auf jeden Fall ist die anfangs
erwähnte Art von Schamhaftigkeit schlecht, die andere ist gut.
In diesem Zusammenhang sagte der Heilige Prophet (s.):
„Scham ist
von zweierlei Arten, Scham aus Intelligenz heraus und Scham
aus Torheit heraus. Die Scham der Intelligenz ist Wissen,
während die Scham der Torheit Unwissenheit ist.“
22. Und er (a.) sagte:
Wir
besitzen ein Recht, und wenn es uns gewährt wird (ist es gut),
wenn nicht, müssen wir auf dem hinteren Teil des Kamels reiten
(wie Leute mit niedriger Stellung), selbst wenn die Nachtreise
lang wird.
(Sayyid) Radhi sagte (dazu): Das
gehört zu den feinsinnigen und eloquenten seiner Aussagen, und
das bedeutet, dass wir als demütig betrachtet werden, wenn uns
unser Recht nicht gewährt wird, und das bedeutet dass der
(gesellschaftlich) Hinangestellte den hinteren Teil es Kamels
besteigt, wie der Sklave, der Gefangene oder derartige Leute.
Erläuterung
Der Sinn der von Sayyid Radhi verfassten Interpretation will
aussagen, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) sagen
wollte: „Wenn unser Recht über die Leute hinsichtlich unserer
Stellung des Imam, dem zu gehorchen verpflichtend ist, uns
zugestanden wird und wir auch die weltliche Herrschaft
erhalten, dann ist es gut und schön, wenn nicht, werden wir
alle Arten von Härten und Demütigungen zu ertragen haben, und
wir werden gezwungen sein, dieses Leben voller Demütigung und
Erniedrigung für eine lange Zeit zu führen.
Einige Kommentatoren haben das anders gedeutet in folgendem
Sinn: „Wenn unsere Position erniedrigt und beiseite geschoben
wird und andere den Vorrang vor uns bekommen, werden wir es
geduldig ertragen und uns damit zufrieden geben, hinten zu
sitzen“, und das ist gemeint mit dem Besteigen des hinteren
Teils des Kamels, denn die Person, die auf dem hinteren Teil
reitet, sitzt hinten, während derjenige, der auf seinem Rücken
sitzt, die vordere Position einnimmt. Manche Leute deuten das
so: „Wenn uns unser Recht zugestanden wird, dann werden wir es
in Anspruch nehmen, doch wenn nicht, werden wir nicht so
handeln wie der Reiter, der den Zügel seines Reittiers jemand
anderem in die Hand gibt, der die Freiheit hat, ihn dorthin zu
bringen, wohin er will. Vielmehr werden wir auf unserem Recht
bestehen, selbst wenn eine lange Zeit vergeht und uns nicht
den Usurpatoren ergeben.
23. Und er (a.) sagte:
Wer in
seiner Arbeit schwerfällig ist, den treibt (auch) seine
Abstammung nicht an.
24. Und er (a.) sagte:
Es gehört
zu den Formen der Sühne für die Sünden, einem Betrübten
Erleichterung zu verschaffen und einem von Härten Geplagten
Linderung zu geben.
25. Und er (a.) sagte:
Oh Sohn
Adams, wenn du siehst, dass dein Herr der Erhabene auf dich
Seine Segnungen herabsendet, während du ihm ungehorsam bist,
dann fürchte Ihn.
Erläuterung
Wenn jemand weiterhin Gnadengeschenke erhält trotz seiner
Sündhaftigkeit, entwickelt er das falsche Verständnis, dass
Allah mit ihm zufrieden ist, und dass dies das Resultat Seiner
Zufriedenheit sei. Denn die Vermehrung der Gaben kommt durch
Dankbarkeit, und wenn man undankbar ist, dann hören die Gaben
auf, wie Allah sagt: Und als euer Herr ankündigte: „Wenn
ihr dankbar seid, werde Ich euch noch mehr Gnade erweisen. Und
wenn ihr undankbar seid, so ist meine Pein hart.“
Aber dennoch ist es so, dass die kontinuierliche Gewährung
von Gnaden (durch Allah) trotz Ungehorsam und Undankbarkeit
nicht das Resultat aus Allahs Zufriedenheit sein können, noch
kann man sagen, dass Allah ihm die Fehlwahrnehmung gegeben
hat, dass er den Überfluss der Gnadengeschenke als Ergebnis
Allahs Zufriedenheit sehen soll, denn wenn er erkennt, dass er
ein Sünder und ungehorsam ist und Sünden und lasterhafte Taten
begeht, gibt es keine Grundlage für eine falsche Wahrnehmung
seinerseits, dass er das als Allahs Zufriedenheit und
Einverständnis mit ihm werten soll. Er sollte vielmehr denken,
dass das eine Form der Prüfung und Aufschub ist, denn wenn
seine Sündhaftigkeit und Überheblichkeit seinen Zenit
erreichen, wird er sofort seine Strafe erhalten. Deswegen soll
er in so einem Fall den Entzug der göttlichen Gnaden erwarten
und dass er mit (deren) Beraubung und Unbehagen gestraft wird.