201. Predigt – Ermahnung, auf dem klaren Pfad zu wandeln
Ermahnung, auf dem klaren Pfad zu wandeln
Ihr Menschen, fürchtet euch nicht wegen
der geringen Zahl derer, die dem Weg der Rechtleitung folgen,
denn wahrhaftig haben sich die Menschen um einen Tisch herum
versammelt, der kurze Zeit sättigt und eine lange Zeit des
Hungers bringt.
Ihr Menschen, nur Wohlgefallen und
Missfallen bringt die Menschen zusammen. Es war nur ein
einziger Mann, der die Kamelstute der Thamud auf üble Weise
tötete, doch Allah bestrafte sie kollektiv, da sie kollektiv
(mit der Verletzung der Kamelstute) einverstanden waren, und
der Erhabene sagte: „Und sie verletzten sie, und sie wurden
zu (diese Tat) Bedauernden.“
Und es dauerte nicht lange, dass ihr Land in der Erde versank
wie das Eisen des Pfluges in der weichen Erde. Ihr Menschen,
wer auf dem klaren Pfad wandelt, gelangt zum Wasser, und wer
dagegen angeht, stürzt in die Wüste!
Erläuterung
Die Thamud
waren im alten Arabien ein Stamm oder eine Gruppe eines
Stammes, der scheinbar vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zur
ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. bekannt war. Ihre
Heimat lag auf dem Weg zwischen der arabischen Halbinsel [hidschaz]
und Syrien in einem Tal, das “al-Qura“ (die Dörfer) genannt
wurde, weil es aus verschiedenen Gemeinden bestand. Allah
berief zu ihrer Rechtleitung den Propheten Salih (a.), der zu
ihnen sprach, wie Allah in seiner Geschichte überliefert:
„Und zu den
Thamud (entsandten Wir) ihren Bruder Salih. Er sprach: „Oh
mein Volk, dienet Allah; ihr habt keinen anderen Gott außer
Ihm. Wahrlich, nunmehr ist zu euch ein deutlicher Beweis von
eurem Herrn gekommen, diese Kamelstute Allahs, ein Zeichen für
euch. So lasset sie auf Allahs Erde weiden und tut ihr nichts
zuleide, sonst würde euch schmerzliche Strafe treffen. Und
gedenket (der Zeit), da Er euch zu Erben einsetzte nach den Ad
und euch eine Stätte anwies im Land; ihr erbaut Paläste in
seinen Ebenen und grabt Wohnungen in die Berge. Seid also der
Gnaden Allahs eingedenk und verübt nicht Unheil auf Erden,
indem ihr Unfrieden stiftet.“ Die Häupter seines Volkes, die
hoffärtig waren, sprachen zu denen, die als schwach galten –
das waren die Gläubigen unter ihnen: „Seid ihr gewiss, das
Salih ein Abgesandter seines Herrn ist?“ Sie antworteten.
„Wahrlich, wir glauben an das, womit er gesandt ward.“ Da
sprachen die Hoffärtigen: „Wir glauben nicht an das, woran ihr
glaubt.“ Dann töteten sie die Kamelstute auf üble Weise,
trotzten dem Befehl ihres Herrn und sprachen: „Oh Salih, bring
uns das her, was du uns androhst, wenn du einer der Gesandten
bist.“ Dann erfasste sie ein Erdbeben, und am Morgen lagen sie
in ihren Wohnungen auf dem Boden hingestreckt. Da wandte er
sich von ihnen ab und sprach: „Oh mein Volk, ich überbrachte
euch die Botschaft meines Herrn und bot euch aufrichtigen Rat
an, ihr aber liebt die treuen Berater nicht“.“
Das im
Originaltext verwendete Wort “aqara“ an der Stelle „üble Weise
tötete“ weist auf die bestialische Art des Tötens hin, so dass
dem Kamel die Beine abgehackt wurden. An sich bedeutet das
Wort soviel wie “verletzen, der Vitalität berauben“, wenn z.B.
einem Baum die Äste so abgeschnitten werden, dass er langsam
vertrocknet usw. Das Kamel wurde also so verletzt, dass es
langsam und qualvoll verendete. Da es sich bei dem Kamel aber
um ein Symbol besonderer Gnade handelte, folgte die Strafe für
das Volk unmittelbar. Imam Ali (a.) macht hier darauf
aufmerksam, dass in einem Kollektiv nicht nur derjenige
schuldig ist, der eine Schandtat verübt, sondern auch
diejenigen, die sie schweigend mittragen oder gar
unterstützen.