Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

172. Predigt – Über die Beratungsversammlung

(Diese Predigt wurde gehalten) über die Beratungsversammlung [schura] und die Kamelschlacht.

Alle Lobpreisung gehört Allah, vor Dem der Himmel keinen anderen Himmel verdecken kann noch die Erde eine (andere) Erde.

Der Tag der Beratungsversammlung [schura]

Jemand sagte (zu mir): „Oh Ibn Abi Talib, du bist gierig auf diese Sache (das Kalifat)“, und ich habe zu ihm gesagt: „Aber bei Allah, ihr seid gieriger (danach), wiewohl ihr weiter (davon) entfernt seid, während ich dafür distinguierter und (ihm) näher bin. Ich habe nur das gefordert, was mein Recht ist, während ihr versucht, zwischen ihm und mir durch Listen dazwischen zu gehen und mein Antlitz davon abwendig zu machen.“ Als ich ihn vor der versammelten anwesenden Zuhörerschaft mit Beweisen bezwang, stürzte er plötzlich los und war sprachlos und wusste nicht, was er mir antworten sollte.

Seine Bitte an Allah um Hilfe gegen die Quraisch

Oh Allah, ich bitte Dich um Beistand gegen die Quraisch[1] und gegen die, die ihnen helfen! Sie haben (mein Recht auf) die Verwandtschaft (zum Propheten) abgeschnitten, meine hohe Stellung klein gemacht, sich gegen mich zusammengeschlossen, um mit mir zu streiten über die Sache (des Kalifats), das mir zusteht. Dann sagten sie: „Höre, es ist recht, wenn du es an dich nimmst, und es ist recht, wenn du es lässt (das Kalifat).“

Leute der Kamelschlacht

Ein Teil der gleichen Predigt, in der er (a.) die Leute der Kamelschlacht beschreibt

Sie[2] kamen hervor und zerrten die Frau des Gesandten (s.) Allahs herbei wie eine Sklavin, die zum Verkauf gezerrt wird. Sie nahmen mit ihr Kurs auf Basra, schlossen ihre eigenen Frauen in ihre Häuser ein und ließen die Frau des Gesandten (s.) Allahs für sie und andere vortreten, in einem Heer, in denen es keinen Mann gab, der mir nicht (zuvor) seinen Gehorsam gezollt hatte und mir großzügig den Treueid geschworen hatte, aus freiem Willen ohne Zwang.

(Hier in Basra) gingen sie zu meinem dortigen Gouverneur und dem Schatzmeister des öffentlichen Staatsschatzes [bait-ul-mal] und anderen ihrer (Basras) Bewohner. Eine Gruppe von ihnen töteten sie in Gefangenschaft und eine andere Gruppe durch Verrat. Doch bei Allah, wenn sie nur auf einen einzigen Mann von den Muslimen geschossen hätten mit der Absicht, ihn zu töten, ohne Verbrechen, dann wäre es für mich erlaubt gewesen, jenes gesamte Heer zu töten, da sie anwesend waren, es aber weder missbilligten noch es mit Zunge und Hand verhinderten, abgesehen davon, dass sie die gleiche Anzahl der Muslime getötet hatten, mit der sie bei ihnen einmarschiert waren.

Erläuterung

Der „Jemand“, der am Anfang der Predigt erwähnt wird, dürfte Sa´d ibn Abi Waqqas sein. Bei der Beratungsversammlung wiederholte er, was der Kalif Umar in seinen letzten Stunden gesagt hatte, nämlich: „Oh Ali, du bist sehr gierig auf das Kalifat“, und Imam Ali (a.) antwortete sinngemäß: „Wer das ihm zustehende Recht einfordert, kann nicht als gierig bezeichnet werden; vielmehr ist der gierig, der ihn daran hindert, sein Recht zu sichern und es zu ergreifen versucht, obwohl er dafür nicht geeignet ist.“ Es besteht kein Zweifel, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) das Kalifat als etwas betrachtete, das ihm zustand und sein Recht einforderte. Die Forderung nach einem Recht vertreibt das Recht nicht, so dass es als Ausrede benutzt werden könnte, ihm das Kalifat nicht zuzuteilen und die Forderung danach als ein Zeichen von Gier bewertet werden könnte. Selbst wenn es Gier gewesen wäre, wer war nicht in diese Gier verwickelt? War denn nicht der Streit zwischen den Helfern [ansar] und den Auswanderern [muhadschirun], das gegenseitige Bekämpfen der Mitglieder der Ratsversammlung und die Unheilstiftung von Talha und Zubair das Ergebnis gerade dieser Gier? Wenn der Befehlshaber der Gläubigen (a.) auf diese Position gierig gewesen wäre, hätte er darauf bestanden und vor den Konsequenzen und Resultaten die Augen verschlossen, und als der Onkel des Propheten (s.) Abbas und Abu Sufyan Druck auf ihn ausübten, den Treueid zu akzeptieren, und als nach dem dritten Kalifen die Leute ihn bedrängten, um ihm den Treueid zu schwören, hätte er ihr Angebot angenommen, ohne den verschlechterten Bedingungen Aufmerksamkeit zu widmen. Aber der Befehlshaber der Gläubigen (a.) tat zu keiner Zeit irgendeinen Schritt, der zeigen könnte, dass er das Kalifat um des Kalifats willen gewollt hätte, vielmehr erfolgte seine Forderung nach dem Kalifat nur mit dem Ziel, dass dessen Beschaffenheit nicht verändert und so die Religion geschützt wird, und nicht, damit er die Vergnügungen des Lebens genießen könnte, was als Gier gewertet werden könnte.

Ibn Abu´l Hadid schrieb in seiner Erklärung, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) dieses zu sagen beabsichtigte: „Sie[3] waren nicht allein damit zufrieden, mich von meinem Recht auf das Kalifat fernzuhalten, was sie mir enteignet haben, sondern sie behaupteten auch, dass es ihr Recht sei, es mir zu gewähren oder mich daran zu hindern, und dass ich kein Recht habe, mit ihnen zu diskutieren.“

Außerdem war die Absicht (Imam Alis, a.) folgende: „Wenn sie nicht gesagt hätten, dass es rechtmäßig sei, mich vom Kalifat fernzuhalten, dann wäre es leicht gewesen, es auszuhalten, weil dies letztendlich gezeigt hätte, dass sie mein Recht zugegeben haben, obwohl sie nicht bereit waren, es (mir) einzuräumen.“

[1] Der Stamm, aus dem sowohl die Ahl-ul-Bait und viele Anhänger als auch die größten damaligen Feinde des Islam stammen.

[2] Gemeint sind Talha und Zubair

[3] Gemeint sind die Quraisch und ihre Helfer [ansar]

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