140. Predigt – Verbot der üblen Nachrede
(Diese Predigt wurde gehalten
über) das Verbot der üblen Nachrede [ghaibah] über die
Menschen.
Es ziemt sich für die, die (vor dem
Begehen) von Sünden geschützt und mit der Sicherheit (vor
Sünden) beschenkt wurden, dass sie zu den Sündern und
Ungehorsamen
barmherzig sind. Der Dank soll in ihnen vorherrschen und sie
von ihnen abhalten.
Was ist mit dem, der bei seinem Bruder Fehler sucht und ihm
Vorwürfe macht wegen seines Missgeschickes? Denkt er denn
nicht daran, dass Allah die Sünden, die er (selbst) begangen
hat, bedeckt hat, die größer sind als die Sünde, die er
(seinem Bruder) vorhält. Wie kann er ihn wegen einer Sünde
tadeln, die er selber (ebenfalls) begangen hat! Wenn er nicht
genau diese Sünde begangen hat, so ist es doch möglich, dass
er (sogar) Allah mit Schwerwiegenderem als dieser (Sünde)
ebenfalls ungehorsam war! Bei Allah, selbst wenn er gegen
Allah nicht mit großen (Sünden) Ungehorsam gezeigt hat,
sondern mit kleinen, so ist seine Unverschämtheit, bei den
Leuten die Fehler aufzuzeigen, (an sich) eine größere (Sünde)!
Oh Diener Allahs, sei nicht eilig darin,
jemandes Sünden offenzulegen, denn es mag sein, dass ihm dies
vergeben wird, und fühle dich nicht selbst sicher wegen
kleinem Ungehorsam, denn es kann sein, dass du dafür bestraft
wirst. So soll jeder, der von dem Fehler eines anderen
erfährt, davon Abstand nehmen, ihn offen zu legen aufgrund
dessen, was er von seinen eigenen Fehlern weiß. Er soll mit
Dank beschäftigt sein, dass ihm erspart wurde, womit andere
heimgesucht wurden.
Erläuterung
Die üble
Gewohnheit, bei Anderen Fehler zu finden, ist so allgemein
verbreitet, dass selbst das Gefühl für deren Schlechtigkeit
verschwunden ist. Gegenwärtig vermeiden es weder die
gesellschaftlich Hochgestellten noch die einfache Bevölkerung,
weder hindert sie die hohe Position auf der Kanzel daran, noch
die Heiligkeit der Moschee. Fast immer, wenn Freunde
zusammensitzen, ist ihr Hauptthema und gemeinsames Interesse,
die Fehler ihrer Gegner zu diskutieren unter hinzugefügten
Ausschmückungen und dem aufmerksam zuzuhören.
Der Prophet
(s.) fragte: „Wisst ihr, was üble Nachrede [ghaibah] ist?“
–„Allah und Sein Prophet wissen es am besten“,
erwiderten die Leute. Dann sagte er: „Üble Nachrede ist,
wenn man über seinen Bruder (hinter seinem Rücken) etwas sagt,
was ihn schmerzt.“ Jemand fragte: „Aber wenn ich etwas
sage, was auf ihn zutrifft?“ Der Prophet antwortete:
„Es ist üble Nachrede, wenn es den Tatsachen entspricht,
ansonsten wäre es Verleumdung.“