124. Predigt – Ansporn an seine Gefährten
(Diese Predigt wurde gehalten
als) Ansporn an seine Gefährten zum Kampf.
Schickt
den Gepanzerten voran und lasst den Ungepanzerten hinten.
Beißt die Zähne zusammen, denn das hält die Schwerter vom
Schädel ab. Neigt euch gegen die Seiten der Speere, denn dies
lenkt ihre Klingen besser in verschiedene Richtungen (so dass
sie euch verfehlen). Schlagt die Augen nieder, denn das stärkt
den Geist und gibt den Herzen Ruhe. Lasst die Stimmen
verstummen, denn das vertreibt die Furchtsamkeit. Lasst euer
Banner nicht (zu Boden) hängen, noch lasst es stehen und gebt
es niemandem in die Hand außer den Tapferen und den
Verteidigern der Ehre unter euch. Denn die Standhaften
gegenüber den schweren Schicksalsschlägen sind die, die ihre
Banner
einkreisen und sie von ihren Seiten, von hinten und von vorn
umgeben. Sie lassen nicht von ihnen ab, bis diese (Gegner)
dieses (Banner) übergeben haben. Sie gehen ihnen nicht voran,
ohne sie zu isolieren. Jeder Mann soll seinen ebenbürtigen
Gegner bekämpfen und seinen Bruder unter Einsatz seines Lebens
beistehen, und er soll seinen Bruder nicht seinem (eigenen)
ebenbürtigen Gegner überlassen, damit sich nicht sowohl sein
eigener als auch der Gegner seines Bruders sich gegen ihn
zusammentun.
Bei Allah, wenn ihr von dem Schwert im
Hier und Jetzt flieht, dann seid ihr nicht sicher vor dem
Schwert im Jenseits. Ihr seid die Vorreiter der Araber und die
größten Protagonisten. Denn wahrhaftig, aus der Flucht
resultieren der Zorn Allahs, unvermeidliche Demütigung und
bleibende Schande. Wahrlich, der Fliehende erfährt keine
Mehrung an Lebensalter, und zwischen ihm und seinem Tag (des
Todes) ist nichts, was ihn davon fernhalten könnte. Wer ist
es, der auf Allah zugeht wie der Durstige zum Wasser? Das
Paradies liegt unter den Seiten der Speere. Heute werden die
Nachrichten (über die Kämpfer) geprüft. Bei Allah, ich sehne
mich mehr nach dem Aufeinandertreffen mit ihnen, als sie sich
zu ihren Wohnstätten (zurück) sehnen! Oh Allah, wenn sie die
Wahrheit ablehnen (und uns daher angreifen), dann zerstreue
ihre Trupps, zerspalte ihre Worte und zerstöre sie ihrer
Sünden wegen.
Sie werden nicht von ihren Stellungen
weichen ohne aufeinander folgende (Speer-)Stiche, so dass der
Wind hindurchweht und ohne (Schwert-) Schläge, die den Schädel
spalten, die Knochen wegschleudern und Vorderarme und Füße
abschneiden, bis sie von einer Vorhut nach der anderen
angegriffen und von Hundertschaften attackiert werden, die zu
ihrer Hilfe geeilt sind, bis ihre Städte von einer Truppe nach
der anderen gestürmt werden, und bis die Pferde auf ihrem
gegenüberliegendem Land trampeln, auf den Spuren ihrer Herden
und auf ihren Weidegründen.
Sayyid al-Radhi sagt: (Der Begriff) „ad-da’q“
bedeutet „trampeln”, und daher heißt es „taduqqu’l-chuyulu
bihawafiriha (die Pferde trampeln mit den Hufen auf die Erde)“.
(Die Aussage) „nawahiru ardhihim” bedeutet „Landstriche,
die einander gegenüber liegen”, und man sagt, „manazilu
baní fulanin tatanaharu (die Wohnstätten der Leute von soundso
liegen einander gegenüber)“
Erläuterung
Der
Befehlshaber der Gläubigen hielt diese Predigt anlässlich der
Schlacht von Siffin. Diese Schlacht wurde im Jahre 37 nach der
Auswanderung [hidschra] zwischen dem Befehlshaber der
Gläubigen (a.) und Muawiya ausgefochten, dem Gouverneur von
Syrien [scham]. Muawiya zettelte den Krieg an aus angeblicher
Rache für die Ermordung des Kalifen Uthman. Doch in
Wirklichkeit war es vielmehr so, dass Muawiya, der seit den
Tagen des zweiten Kalifen Umar autonomer Gouverneur von Syrien
war, diese Position durch den Treueid an den Befehlshaber der
Gläubigen (a.) nicht verlieren wollte, sondern er wollte seine
Macht erhalten, indem er die Ermordung des dritten Kalifen
Uthman für sich ausnutzte, denn Imam Ali (a.) hätte ihn
abgesetzt. Spätere Ereignisse bewiesen, dass er nach Sicherung
seines Gouverneursamts keine Schritte unternahm, um Uthmans
Blut zu rächen und auch niemals, nicht einmal durch
Auslassungen, über die Mörder Uthmans sprach.
Genau wie bei
allen Predigten Imam Alis (a.) wird neben der direkten
Bedeutung auf die Bezugssituation auch die sinnbildliche
Bedeutung für das Leben eines Menschen deutlich.