Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

84. Predigt – Über Amr ibn Aas[1]

(Diese Predigt wurde gehalten) über Amr ibn Aas.

Ich bin verwundert über den Sohn von Nabigha[2], dass er den Syrern gegenüber über mich behauptet, ich würde viel scherzen und dass ich ein Mensch sei, der Spiel und Tand treibe. Er sagte die Unwahrheit und äußerte Sündiges. Doch wahrlich, die schlechteste Predigt ist die Lüge, und wirklich, wenn er spricht, dann lügt er, er macht Versprechungen und bricht sie, er wird gebeten und ist daraufhin geizig, und wenn er (selbst) bittet, dann ist er (aufdringlich) fordernd darin. Er bricht den Vertrag und zerschneidet die Verwandtschaftsbande. Und wenn er sich im Krieg befindet, wie schilt und befiehlt er dann! (Das jedoch nur), solange die Schwerter nicht zuschlagen. Wenn es aber dahin kommt, dann besteht seine größte List darin, dem Gegner seine Nacktheit darzubieten. Doch bei Allah, die Erinnerung an den Tod hält mich vom Spiel ab, während ihn seine Vergesslichkeit über das Jenseits davon abhält, die Wahrheit zu sprechen. Er hat Muawiya nicht eher den Treueid geleistet, bis er zur Bedingung gemacht hatte, dass er ihm ein Geschenk geben sollte, und der gab ihm eine geringe Gabe dafür, dass er die Religion beiseite gelassen hatte.

Erläuterung

In dem Teil der Predigt über Amr ibn Aas bezieht sich Imam Ali (a.) mit der Aussage „dann besteht seine größte List darin, dem Gegner seine Nacktheit darzubieten“ auf die Begebenheit, als der „Eroberer Ägyptens“ Amr ibn Aas als Meisterleistung seiner Feigheit seine Schamteile entblößte. Bei einem Gefecht auf dem Schlachtfeld von Siffin zwischen ihm und dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) zeigte er sich nackt, um den Schwertschlag abzuwehren. Da wandte der Befehlshaber der Gläubigen (a.) sein Gesicht ab und gewährte ihm seine Flucht. Der berühmte arabische Dichter al-Farazdaq dichtete dazu: „Es liegt nichts Gutes darin, Unheil durch Schändlichkeit abzuwehren, wie es Amr ibn Aas eines Tages getan hatte, indem er seine Schamteile preisgab.“

Selbst bei dieser unwürdigen Handlung hatte Amr ibn Aas nicht den Mut, es selbst zu tun, sondern er hatte nur einem anderen nachgeahmt, der es in höchster Not vorgemacht hatte. Der Mann, der zuerst dieses Mittel angewandt hatte, war Talha ibn Abi Talha, der in der Schlacht von Uhud sein eigenes Leben dadurch gerettet hatte, das er vor dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) nackt erschienen war. Außerdem wurde dieser Trick noch außer von Amr ibn Aas auch von Busr ibn Abi Artat benutzt, um ebenfalls sich vor dem Schwert des Befehlshabers der Gläubigen (a.) zu retten. Nachdem er diese schamlose Tat vollbracht hatte, ging Busr zu Muawiya. Dieser erinnerte sich an Amr ibn Aas, der ihm in dieser Tat vorangegangen war, um Busr die Scham zu nehmen: „Busr, das macht nichts. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen, angesichts der Tatsache, dass Amr ibn Aas das vor dir schon getan hat.“ Während die meisten Kommentatoren bei der Betrachtung jener Geschehnisse den Blick allein auf die Nacktheit werfen, weisen einige aber auch auf den Aspekt der Unbewaffnetheit hin, und dass Imam Ali (a.) keinen Unbewaffneten bekämpft hat.

[1] Diese Predigt wird in manchen Versionen als Bestandteil der darüber erwähnten Predigt „die Edle“ verstanden, so dass es zu unterschiedlichen Zählungen der Predigten kommen kann. Dieses Phänomen tritt an einigen anderen Stellen ähnlich auf, ändert aber nichts am Inhalt der jeweiligen Predigt.

[2] Gemeint ist Amr ibn al-Aas. Zur Frage, warum Amr ibn al-Aas nach seiner Mutter benannt wurde, siehe Erläuterung der 180. Predigt.

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