Nahdsch-ul-Balagha - Pfad
der Eloquenz
Dies ist ein Abschnitt aus der
Predigt, deren Anfang (folgendermaßen lautet):
Aller
Preis ist Allahs, an Dessen Barmherzigkeit man nicht
verzweifeln soll.
Und
diese (Predigt) enthält elf Ermahnungen:
Wahrlich hat diese Welt den Rücken
gekehrt und sich verabschiedet, und das Jenseits ist
herangekommen und ragt hervor durch sein Heraufziehen. Höret!
Heute ist das Trainingslager, und morgen findet das Rennen
statt. Der Preis dafür ist das Paradies, während das
letztendliche Ziel (der Verlierenden) das Feuer ist. Ist da
niemand, der von seinen Sünden Reue nimmt vor dem Tod?
Höret! Ist da keiner, der (Gutes) für
sich tut vor dem Tage seines Unglücks (am Tag des Gerichts)?
Wahrlich, ihr befindet euch in den Tagen der (eitlen)
Hoffnungen, nach denen der Termin des Todes steht. Wer während
der Tage seiner Hoffnung handelt, bevor seine Zeit abgelaufen
ist, dem haben seine Taten Nutzen gebracht, und der Termin
seines Todes wird ihm nicht schaden. Wer aber in den Tagen
seiner Hoffnung träge ist, bevor seine Frist abgelaufen ist,
dessen Taten haben Verlust gebracht und der Termin seines
Todes wird ihm Schaden bringen.
Höret! Handelt in (den Zeiten) eurer
Sehnsüchte wie in (Zeiten) des Schreckens. Wahrlich, ich habe
niemanden schlafen sehen, der das Paradies begehrt, und ich
habe niemanden schlafen sehen, der dem Feuer zu entkommen
sucht. Wem die Wahrheit nicht nützt, dem bringt das Falsche
Schaden, und wen die Rechtleitung nicht auf den Geraden Weg
bringt, den wird der Irrtum ins Verderben reißen. Höret! Euch
wurde befohlen, abzureisen, und ihr wurdet darauf hingewiesen,
wie ihr euch rüsten sollt. Das, was ich am meisten für euch
befürchte, sind zwei Dinge: Das Befolgen von Lust und Laune,
und übertriebene Hoffnungen.
So rüstet euch von dieser Welt mit dem, mit dem ihr euch
morgen behüten könnt.
Sayyid al-Radhi sagte: Wenn es eine
Predigt gibt, die einen am Kragen
packt und zu Enthaltsamkeit in dieser Welt und zu Taten für
das Jenseits treibt, dann ist es diese Predigt, und sie
genügt, um die Abhängigkeiten von den Hoffnungen abzuschneiden
und um das Feuerzeug der Ermahnung und Warnung zu entzünden,
und unter den wundervollsten Aussagen ist diese: „Höret!
Heute ist das Trainingslager, und morgen findet das Rennen
statt. Der Preis dafür ist das Paradies, während das
letztendliche Ziel (der Verlierenden) das Feuer ist.“ Und
darin liegen, zusammen mit der Prächtigkeit der Wortwahl und
der Größe der Macht der Bedeutung wahrhaftige Beispiele, ein
treffender Vergleich, ein wundervolles Geheimnis und eine
schöne Bedeutung.
Seine (a.) (sinngemäße) Aussage: „Der
Preis (für die Gewinner) ist das Paradies, und das
letztendliche Ziel (der Verlierenden) die Hölle“ bildet
einen Gegensatz durch die Worte und Bedeutungen. Er sagt
nicht: „Der Preis ist das Feuer“, so wie er sagt: „Der
Preis ist das Paradies“. Denn der „Preis“ ist etwas, was
man liebt, und das ist eine Eigenschaft des Paradieses, und
diese Bedeutung hat das Feuer nicht. Wir suchen davor Zuflucht
bei Allah! Man darf (daher) auch nicht sagen: „Der Preis
ist das Feuer“, sondern er sagte: „Das letztendliche
Ziel ist das Feuer“, weil „letztendliches Ziel“
etwas ist, wo sowohl der landet, den es erfreut, als auch der,
den es nicht erfreut, dort anzukommen. (Diese Aussage) eignet
sich dazu, damit beides auszudrücken, doch an dieser Stelle
heißt es soviel wie „al-masir (die Reise)“ oder „al-ma´al
(Resultat)“, was letzte Bestimmung bedeutet, und Allah,
Der Erhabene, hat gesagt: Sprich: „Vergnügt euch eine
Weile, dann aber geht eure Reise [masirukum] zum Feuer.“
Und es ist nicht angemessen, hier „subqatukum
(Wetteinsatz)“ zu sagen, d.h. der Ort, wohin man geht
(oder „Preis“ für Rennen) anstatt von „masirakum (eure
Reise)“ zum Feuer. Denk darüber nach, denn ihr Inneres ist
wunderbar, und ihre Tiefe reicht weit und ist schön. So sind
die meisten seiner (a.) Predigten, und in manchen Versionen
steht, dass es auch in einer anderen Überlieferung „subqat-ul-dschannah
(der Preis des Paradieses)“ heißt. Das ist das, was dem
Gewinner eines Rennens als Preis gegeben wird an Geld oder an
Ehre, und beide Bedeutungen sind sehr nahe zueinander, weil
ein Lohn nicht für eine tadelnswerte Tat ist, sondern nur für
eine lobenswerte (ausgezahlt wird).“
Diese Predigt
über den Gegensatz von Diesseits und Jenseits wurde bereits
vom Autor Sayyid al-Radhi selbst erläutert (siehe oben), wobei
er eine Parallele zu Aussagen des Heiligen Qur´an zog. Der
Hinweis am Ende der Rede Imam Alis (a.) „Euch wurde
befohlen abzureisen“, ist ein Hinweis darauf, dass jeder
Mensch gezwungenermaßen aus dem Diesseits „abreisen“ wird. Und
die Erkenntnis dessen gehört zu den fünf Grundlagen der
Religion [usul al-din].
Der Hinweis
am Anfang der Predigt über das „Trainingslager“ ist
eine Anspielung auf Ort und Zeit des Pferdetrainings, wie es
damals üblich war. Erst wurde das Pferd angebunden und bekam
mehr Wasser und Futter, bis es fett wurde. Dann wurden Futter-
und Wasserration gekürzt, und das Pferd lief auf der Rennbahn,
bis es abmagerte. Dann bekam es wieder die normale Ration, und
das dauerte 40 Tage. Das Erste ist eine Vorbereitung für das
Zweite, nämlich das Rennen. Wahres Training bedeutet also das
Bewirken von Abnahme und Erleichterung an Fleisch, und das
wird beim Rennpferd gemacht, damit es am Wettkampftag leichter
laufen kann.