73. Brief – An Muawiya
An
Muawiya
Im Folgenden bin ich wirklich (an einem
Punkt angekommen), wo bei der Korrespondenz mit Antworten an
dich und dem (weiteren) Zuhören auf dein Geschriebenes meine
Sicht schwach werden und mein Scharfsinn irren würde. Denn du
bist wirklich, so wie du deine Forderungen (wie nach dem
Gouverneursamt von Syrien) mir gegenüber stellst und
erwartest, dass ich dir Antworten schreibe, wie jemand, der in
tiefem Schlaf versunken ist und den seine Träume trügen, oder
wie jemand, der verwirrt aufsteht, beim Stehen schwer belastet
ist und nicht weiß, ob das, was ihm geschieht, für oder gegen
ihn ist. Du bist nicht (nur) jemand dieser Art (sondern
schlimmer), auch wenn er dir ähnelt. Und ich schwöre bei
Allah, wenn mir nicht noch Zeit (mit dir) gegeben wäre, dann
würde dir von meiner Seite ein Unheil widerfahren, das (deine)
Knochen zerbricht und das Fleisch zur Auflösung bringt! Und
wisse, dass der Satan dich davon abgehalten hat, dass du zu
guten Taten zurückkehrst und dir gute Ratschläge anhörst, und
Friede dem, er ihn verdient.
Erläuterung
Bereits im
Schlussgruß wird deutlich, dass Imam Ali (a.) seinem Gegenüber
die Beziehung zum Islam nunmehr abspricht, zumal er zuvor
anders gegrüßt hat. Die Aussage Imam Alis (a.), dass das
„Zuhören auf sein Geschriebenes meine Sicht schwach werden und
mein Scharfsinn irren würde“ bedeutet nicht, dass Imam Ali
(a.) von Muawiya hätte beeinflusst werden können, sondern dass
es keinen Sinn macht, sich einem Disput zuzuwenden, dessen
Ausgang klar geworden ist. Muawiya wollte mit allen Mitteln an
der Macht festhalten, und das hat die Geschichte dann ja auch
bewiesen.