Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

65. Brief – Ebenfalls an Muawiya adressiert

Ebenfalls an Muawiya adressiert

Im Folgenden ist für dich jetzt die Zeit gekommen, dass du von der klaren Situation Nutzen ziehst durch deren Beobachtung und Untersuchung. Du hast den Pfad deiner Vorgänger beschritten mit deinen falschen Behauptungen, indem du die Leute in Lug und Trug gestürzt hast, indem du für dich beansprucht hast, was höher als deine Stellung ist, weil du (Dinge) entwendet hast, die nicht für dich aufgespeichert wurden, da du vor der Wahrheit geflohen bist und das geleugnet hast, was dir mehr anhaftet als dein Fleisch und Blut, nämlich das, was dir dein Gehör eingab und mit dem deine Brust angefüllt war. Und nach (Verwerfen) der Wahrheit gibt es nichts als offenkundigen Irrtum, und nach (Ablehnung) des (klaren) Beweises gibt es nichts als Verwirrung. So sei auf der Hut vor dem Zweifel und dem, was er an Unklarheiten beinhaltet, denn die Zwietracht hatte lange Zeit (die Wahrheit) ihren Schleier ausgebreitet, und ihre Finsternis hat die Augen geblendet.

Ich bekam von dir einen Brief, dessen Wortwahl und Heftigkeit den Frieden schwächen und Phantastereien, die nicht von Wissen und Verstand bei dir zeugen. Du bist dadurch wie jemand geworden, der in einem Sumpf watet und wie ein in der unterirdischen Finsternis Herumirrender. Du hast dich auf einen Posten aufgeschwungen, der schwer zu erlangen ist und mit schwer erkennbaren Zeichen, selbst der Aasgeier kann ihn nicht erreichen, und der Ayyuq[1] folgt (ebenfalls) diesem Beispiel.

Möge Allah verhüten, dass du über die Belange der Muslime nach mir herrschen wirst, oder dass ich für einen von ihnen für dich ein Dokument ausstelle oder eine Verpflichtung eingehe (die dir Macht gibt). So korrigiere deine Seele von jetzt an, achte darauf, denn wahrhaftig, wenn du unmäßig handelst, werden die Diener Allahs gegen dich aufstehen, und die Dinge werden dir verschlossen sein und etwas, was heute von dir angenommen wird, wird dann abgelehnt werden,

und Frieden (sei mit dir).

Erläuterung

Am Ende der Schlacht mit den Charidschiten schrieb Muawiya einen Brief an den Befehlshaber der Gläubigen (a.), in dem er wie gewöhnlich mit Schmutz um sich warf. Als Antwort schrieb der Befehlshaber der Gläubigen (a.) diesen Brief, in welchem er versuchte, Muawiyas Aufmerksamkeit auf die klaren Fakten über eben jene Schlacht mit den Charidschiten zu lenken, da die Schlacht im Einklang mit der Vorhersage des Propheten (s.) stand, während der Befehlshaber der Gläubigen (a.) selber vor der Schlacht gesagt hatte, dass außer den Leuten der Kamelschlacht und von Siffin er noch gegen eine weitere Gruppe kämpfen musste, und diese waren Abweichler von der Religion, nämlich die Charidschiten. Dass diese Schlacht stattfand und der “Mann mit Brüsten“ [dhu thudayyah] getötet wurde, waren klare Beweise, dass der Befehlshaber der Gläubigen Recht hatte. Wenn Muawiya nicht von Selbstdarstellung und Lust nach Eroberungen besessen gewesen wäre und nicht seine Augen gegenüber der Wahrheit verschlossen hätte wie sein Vater Abu Sufyan und sein Bruder Utba, hätte er die Wahrheit erkannt und wäre auf den richtigen Weg gekommen. Aber getrieben von seiner Neigung vermied er immer Recht und Wahrheit und verharrte in Blindheit gegenüber jenen Aussagen des Propheten, die das Licht auf das Imamat und Nachfolgerschaft des Befehlshabers der Gläubigen (a.) warfen. Das alles geschah wegen der Aussage des Propheten (s.) bei der Abschiedspredigt, bei der Muawiya anwesend war und die ihm nicht verborgen blieb: „Wessen Meister ich bin, dessen Meister ist auch Ali“, wie auch die andere prophetische Aussage: „Oh Ali, du stehst zu mir, wie Aaron zu Moses“, ihm nicht verborgen blieb aufgrund Muawiyas Anwesenheit bei der Schlacht von Tabuk. Trotz alldem verbrachte er sein Leben im Verbergen der Wahrheit und der Förderung der Falschheit. Das war nicht aufgrund irgendeines Missverständnisses, sondern es war seine Machtgier, die ihn Wahrheit und Gerechtigkeit mit Füßen treten ließ.

[1] Stern Capella

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