41. Brief – An einen seiner Offiziere
An einen
seiner Offiziere
Im Folgenden habe ich dich an meinem
Anvertrauten beteiligt und machte dich zu meinem Wahrzeichen
und meinem vertrauten Kreis. Kein Mann von meiner
Verwandtschaft war vertrauenswürdiger als du, hinsichtlich
Hilfe und gegenseitigem Beistand für mich und der Bewahrung
meines Vertrauenspfandes. Doch als du sahst, dass die Zeit
gegen deinen Cousin hart war, der Feind kampfwütig war und das
anvertraute Gut der Menschen verächtlich gemacht wurde und
diese Islamische Weltgemeinde [umma] scham- und schutzlos
wurde, wandtest du deinem Cousin den gepanzerten Rücken zu und
trenntest dich von ihm mit den anderen, die sich von ihm
trennten, du ließest ihn im Stich mit denen, die ihn
(ebenfalls) im Stich ließen, und verrietst ihn mit den
(anderen) Verrätern. So hast du deinem Cousin die Hilfe
versagt und dein Vertrauenspfand nicht bewahrt. Es sieht so
aus, als ob du Allah nicht mit deiner Anstrengung [dschihad]
(gefallen) wollstet, und als ob du nicht auf einem klaren
Beweis deines Herrn fußen konntest, (und) als ob du nur gegen
diese Islamische Weltgemeinde [umma] intrigiert hast, um
Weltliches von ihr zu erlangen und vorhattest, ihre
Unachtsamkeit über ihre Kriegsbeute zu nutzen (um sie in deine
Hände zu bekommen). Sobald es dir die Härte (der Umstände)
möglich machte, die Islamische Weltgemeinde [umma] zu
verraten, drehtest du dich schnell um und sprangst hastig
herbei und schnapptest von ihrem Gut weg, soviel du nur
konntest, was für ihre Witwen und ihre Waisenkinder aufbewahrt
worden war, wie ein dreister Wolf eine verletzte und wehrlose
Ziege schnappt, und du hast es bedenkenlos in den Hidschaz
verschleppt, ohne dich schuldig zu fühlen, dass du es genommen
hast. Mögen solche wie du keinen Vater haben!
Es ist als ob du das, was du von deinem Vater und deiner
Mutter geerbt hast, schnell deiner Familie hast zukommen
lassen. Gepriesen sei Allah! Bist du nicht vom Jenseits
überzeugt? Oder fürchtest du nicht die exakte Abrechnung? Oh
du, der du bei uns unter die Leute mit Verstand gezählt
wurdest, wie kannst du in aller Ruhe Getränke und Speisen
hinunterschlucken, während du doch weißt, dass du Verbotenes
isst und Verbotenes trinkst? Du kaufst Sklavinnen und
heiratest Frauen mit dem Geld der Waisen, Verelendeten, der
Gläubigen und der Kämpfer, denen Allah dieses Geld zugedacht
hat und mit denen Er diese Ländereien gehütet hat.
So fürchte Allah und gib diesen Leuten
ihr Geld zurück, denn falls du es nicht tust und mir daraufhin
Allah Macht über dich gewährt, werde ich mich bei Allah für
dich entschuldigen (dass ich dich ernannt habe) und dich mit
meinem Schwert schlagen, mit dem ich noch niemanden geschlagen
habe, ohne dass der daraufhin ins Feuer einging! Und bei
Allah, wenn Hasan und Husain so etwas getan hätten, was du
getan hast, dann hätte ich keinerlei Nachsicht mit ihnen und
sie hätten mir nicht willentlich entkommen können, bis ich das
(anderen zustehende) Recht von ihnen genommen und das von
ihrem Frevel verursachte Unrecht vertrieben hätte. Und ich
schwöre bei Allah, dem Herrn der Welten, dass es mich nicht
erfreut, dass das, was du von ihrem Eigentum genommen hast,
für mich erlaubt ist, und ich lasse es als Erbe für die, die
nach mir kommen. Gehe in dich und denke nach, als ob du das
Ende (des Lebens) erreicht hättest und unter der Erde begraben
worden wärst und deine Werke vor dir dargelegt werden würden
an einem Ort, an dem der Unterdrücker voller Bedauern und der,
der (sein Leben) vergeudete, dort sich wünschen wird (zur
Erde) zurückzukehren, „doch keine Zeit mehr war zum
Entrinnen“.
Erläuterung
Es ist nicht
eindeutig geklärt, an welchen Cousin von Imam Ali (a.) sich
jener Brief wendet. Manche behaupten zwar dass es sich um Ibn
Abbas handelt, der ein Großcousin von Imam Ali (a.) war, aber
das ist umstritten. So kann vor allem aus dem Inhalt Nutzen
gezogen zu werden, um einerseits zu verstehen, in welch
schwierige Lage selbst die eigenen Gouverneure den
Befehlshaber der Gläubigen (a.) brachten, wie einsam er
letztendlich war und wie er trotz allem Gerechtigkeit walten
ließ und streng gegenüber jenen vorging, die in
Machtpositionen ungerecht handelten.