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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Aischa
Die Kureischiten spotteten, daß Mohammed im Tempel der
Kaaba mit den Geringen und Geringsten zusammensaß.
»Seht nur,« riefen sie, »Gott hat durch Mohammed den alten
Lumpen Fukeiha Jasar begnadet und begnadigt. Wenn Gottes Wort
zu trinken wäre, er möchte ein sehr beredter Mann und der
Heiligste der Heiligen werden.«
Mohammed aber fuhr sie an wie ein fauchender Löwe:
»Fukeiha wollte nie mehr sein, als er ist: ein armer Lump
mit einem Herzen zum Hellen. Aber ihr, edle Herren und reiche
Händler, was seid denn ihr? Seidene Gewänder, hinter denen
Standbilder aus Kot starren.«
Die Sklavin, welche Mohammed einst die Briefe der Hind
überreicht hatte, lauerte ihm auf, als er morgens, ehe die
Sonne aufging, das Heiligtum der Kaaba betrat.
»Was willst du, Mädchen?« fragte er leise, das erblühende
Licht nicht zu stören.
Sie neigte den ägyptischen Kopf:
»Ich bin von allen Sklavinnen erlost, mich dir
darzubringen, Mohammed. Du streitest für unser aller Freiheit.
So sind wir übereingekommen, daß eine von uns als schwachen
Dank der Gemeinschaft die Freiheit ihres jungfräulichen Leibes
dir opfere. Mich traf das Los.
Nimm mich an heiliger Stätte hin, damit ich geheiligt
werde.«
Mohammed trug sie in den Tempel. Er warf sich über sie.
Ihr Name war Aischa.
Sie wurde seine dritte Frau und die Ahnin der Kalifen.
Als er sie von ihrer Jungfraunschaft erlöste, floß Blut
über die Altarsteine.
Die Wächter fanden, nach Sonnenaufgang die Halle betretend,
ein Büschel roter Mohnblumen auf den Fliesen des Altars.