Mohammed
Mohammed - Roman eines Propheten (Klabund)

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1917 n.Chr.

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Es wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass der Autor Historisches mit Märchen vermischt hat, so dass der Inhalt nicht authentisch ist. Er hilft aber das Verständnis der Zeit über Islam nachzuvollziehen.

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Aischa

Die Kureischiten spotteten, daß Mohammed im Tempel der Kaaba mit den Geringen und Geringsten zusammensaß.

»Seht nur,« riefen sie, »Gott hat durch Mohammed den alten Lumpen Fukeiha Jasar begnadet und begnadigt. Wenn Gottes Wort zu trinken wäre, er möchte ein sehr beredter Mann und der Heiligste der Heiligen werden.«

Mohammed aber fuhr sie an wie ein fauchender Löwe:

»Fukeiha wollte nie mehr sein, als er ist: ein armer Lump mit einem Herzen zum Hellen. Aber ihr, edle Herren und reiche Händler, was seid denn ihr? Seidene Gewänder, hinter denen Standbilder aus Kot starren.«

Die Sklavin, welche Mohammed einst die Briefe der Hind überreicht hatte, lauerte ihm auf, als er morgens, ehe die Sonne aufging, das Heiligtum der Kaaba betrat.

»Was willst du, Mädchen?« fragte er leise, das erblühende Licht nicht zu stören.

Sie neigte den ägyptischen Kopf:

»Ich bin von allen Sklavinnen erlost, mich dir darzubringen, Mohammed. Du streitest für unser aller Freiheit. So sind wir übereingekommen, daß eine von uns als schwachen Dank der Gemeinschaft die Freiheit ihres jungfräulichen Leibes dir opfere. Mich traf das Los.

Nimm mich an heiliger Stätte hin, damit ich geheiligt werde.«

Mohammed trug sie in den Tempel. Er warf sich über sie.

Ihr Name war Aischa.

Sie wurde seine dritte Frau und die Ahnin der Kalifen.

Als er sie von ihrer Jungfraunschaft erlöste, floß Blut über die Altarsteine.

Die Wächter fanden, nach Sonnenaufgang die Halle betretend, ein Büschel roter Mohnblumen auf den Fliesen des Altars.

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