Mahomet

Mahomet
Trauerspiel in fünf Aufzügen, nach Voltaire

Siehe: Mahomet der Prophet

Übersetzt von Johann Wolfgang von Goethe

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Erster Aufzug - Dritter Auftritt

Die Vorigen. Phanor.

Sopir

Was bringst du, Phanor?

Phanor

An dem Tor der Stadt,
Das gegen Moabs reiche Felder weis't,
Ist Omar angelangt.

Sopir

Wie? Omar? Dieser wilde
Verwegne Mann, den auch der Irrtum faßte
Und an den Wagen des Tyrannen fesselte?
Als Bote kommt er des Verführers nun,
Den er zuerst, als guter Bürger, selbst
Verabscheut und bekämpft, und so, vor vielen,
Sich um sein Vaterland verdient gemacht.

Phanor

Er liebt es noch vielleicht; denn diesmal kommt er
Nicht schrecklich als ein Krieger; seine Hand
Trägt einen Ölzweig über seinem Schwert,
Und bietet uns ein Pfand des Friedens an.
Man spricht mit ihm, man tauschet Geiseln aus,
Er bringt Seiden mit, den jungen Krieger,
Den Liebling des Propheten und des Heers.
Erfreulich schöne Hoffnung –

Palmire

Gott! welch ein Glück!
Seide kommt!

Phanor

Und Omar nahet schon.

Sopir

Ich muß ihn hören. Lebe wohl, Palmire!

Palmire geht.

Und Omar wagt's, vor meinen Blick zu treten!
Was kann er sagen! Götter meines Landes!
Dreitausend Jahre schützt ihr Ismaels
Großmüt'ge Kinder. Sonne! heil'ge Lichter!
Der Götter Bilder, deren Licht ihr bringt,
Blickt auf mich nieder, stärket meine Brust,
Die ich dem Unrecht stets entgegensetzte!

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