Jihad im Sinne der Abwehr äußerer Aggressoren
» Und kämpft auf dem Wege Gottes gegen jene, die euch
bekämpfen, aber begeht keine Ausschreitungen, denn Gott liebt
die Maßlosen nicht.« (Sure 2, 190) »Jihad« im Sinne von
»Kampf« (arabisch»Qital«) ist immer ein Verteidigungskampf. Im
Islam darf niemals ein Angriffskrieg geführt werden. Die
Abwehr einer Aggression hingegen gilt als ein Naturrecht des
Menschen, d. h. die Selbstverteidigung ist ein Phänomen, das
in allen Bereichen des Lebens auftritt. Da der Islam im
Einklang mit den Naturgesetzmäßigkeiten steht, akzeptiert er
dieses Phänomen.
»Jihad« als Beseitigung der Aggression wird zur Pflicht,
wenn die islamische Gemeinschaft angegriffen wird. Wenn Land
und Leben bedroht werden, sind die Muslime verpflichtet, sich
zur Wehr zu setzen.
Jedoch darf der Abwehrkampf der Muslime nicht selbst zu
einer Aggression ausufern. Es dürfen keine Ausschreitungen
begangen werden. Auch im Kriegsfall müssen die Regeln der
islamischen Ethik unbedingt eingehalten werden. Die Muslime
sollen so weit wie möglich Gewalt vermeiden. Auch gegen ihre
Feinde dürfen sie nicht maßlos handeln. So ist beispielsweise
das Töten von nicht am Kampf beteiligten Personen, das
Zerstören von Häusern, die Verwüstung von Feldern, Wäldern,
Herden, usw. strikt untersagt. Es wird oft gesagt, der Islam
wäre eine kriegerische Religion, die sich mit Feuer und
Schwert ausgebreitet hätte. Dabei verkennt man, daß der Islam
gekommen ist, um Unheil und Aggression zu beseitigen und
Frieden zu stiften.
In ihrer Frühzeit war die islamische Bewegung für die
Bevölkerung der damaligen Großmächte Persien und Byzanz die
einzige Hoffnung auf Befreiung von diesen ungerechten
Systemen, die in kurzer Zeit später tatsächlich ihren
Zusammenbruch erlebten. Der Islam ist jedoch auch eine
realistische Religion, die ihren Anhängern das Recht einräumt,
sich gegen Aggressoren und Unheilstifter zu verteidigen:
»Und bekämpft sie, wo immer ihr auf sie trefft, und
vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben: denn
Unheilstiften (>Fitna<) ist schlimmer als Töten.« (Sure 2,
192) Mit »Unheilstiften« (arabisch »Fitna«) sind die Wurzeln
allen Unfriedens gemeint (Intrigen, Verschwörung,
Kriegstreiberei), die es unbedingt zu beseitigen gilt, wenn es
darum geht, Frieden zu schaffen.
Weiter heißt es im heiligen Quran:
»Aber bekämpft sie nicht bei der heiligen Moschee, bis sie
euch an dieser Stelle bekämpfen. Wenn sie euch dort aber
bekämpfen, dann bekämpft sie, denn das ist der Lohn der
Ungläubigen. Sollten sie ablassen, so ist Gott allverzeihend,
allbarmherzig. Und bekämpf t sie, bis das Unheilstiften
aufgehört hat und der Weg zu Gott frei wird. Wenn sie sich
aber bekehren, so soll es keine Feindschaft geben außer gegen
die Aggressoren.« (Sure 2, 192-193} Die Beseitigung des
Unheils ist im Islam mit dem öffnen des Weges zu Gott
verknüpft. Die Religion - der Weg zu Gott (arabisch »Din«)-kann
nur dann beschriften werden, wenn die Unheilstifter ihr
unseliges Treiben nicht weiter fortführen können.