Einige Hindernisgründe aus qur'anischer Sicht
Egoismus
Die Gründe, die die Menschen vom Jihad abhalten, liegen
meist in ihnen selbst begründet. Im Quran heißt es über die
egoistischen Neigungen der Menschen:
»Sprich: »Sind euch eure Väter, Söhne, Brüder, Ehepartner,
Verwandten, eure Reichtümer, die ihr hortet, euer Handel,
dessen Verlust ihr fürchtet, und eure Wohnungen, die euch
gefallen, lieber als Allah, Sein Gesandter und die Bemühung
auf Seinem Weg? Dann wartet ab, bis Allah mit Seinem Befehl
eintrifft. Und Gott leitet das Volk der Frevler nicht.« (Sure
9, 24) Der Islam verwehrt dem Menschen nicht, sich an den
schönen Dingen des Lebens zu erfreuen. Doch ist diese Welt
nicht das Ziel im Leben des Menschen. Die Welt darf nicht
alles sein, woran der Mensch sich klammert, ist sie doch
letztlich unvollkommen. Materielle Dinge können somit nicht
Selbstzweck sein, sondern Mittel, mit deren Hilfe sich der
Mensch der Vollkommenheit - nämlich Gott - annähert. Ein
Mensch, der nach Vervollkommnung strebt, wird seinen Glauben
daher nicht oberflächlichen Freuden opfern. Dort, wo Wahrheit,
Gerechtigkeit und Glauben bedroht sind, wird er sich nicht
durch materielle Dinge vom Jihad ablenken lassen. Was bringt
ihn dazu?
Ein Mensch, der sich das Streben nach mehr materiellen
Dingen zum Lebensinhalt macht, fürchtet entweder den Verlust
seines Besitzes oder hofft auf persönlichen Vorteil. Nur im
Bewußtsein der Einheit des Daseins (»Tauhid«) und durch die
wahrhaftige Anbetung des einen Gottes kann der Mensch seine
egoistischen Tendenzen überwinden. Er wird sich bewußt, daß
alles einer Quelle entspringt und auch dorthin zurückkehrt.
Zu eben dieser Geisteshaltung möchte der Quran die Menschen
inspirieren. Selbst Prophet Muhammad wird auf diesen
Zusammenhang aufmerksam gemacht, wenn Gott ihm tröstend
zuruft: »Ihr Gerede soll dich nicht traurig stimmen, denn
wahrlich, alle Größe liegt bei Allah: Er ist der Allhörende,
Allwissende.« (Sure 10, 65)
Im heiligen Quran heißt es an zahlreichen Stellen: »Gottes
ist die Herrschaft der Himmel und der Erde.«
(Sure 24, 42 u.a.)
Der Quran will die Hoffnungen, Wünsche und Ziele des
Menschen auf den eigentlichen Ursprung des Daseins - auf Gott
- lenken. Er will das Bewußtsein im Menschen fördern, daß alle
Dinge die Größe Gottes widerspiegeln. Dann erkennt der Mensch,
wie relativ und abhängig er ist und daß alle seine Fähigkeiten
auf Gott zurückgehen.
Eine solche Weltanschauung könnte den Menschen befähigen,
sich von den Fesseln seiner egoistischen Neigungen zu
befreien. Im Bewußtsein des»Tauhid« würde er nicht länger
weltlichen Verlockungen unterliegen und materielle Dinge
zwischen sich und Gott stellen. Vielmehr wäre er bereit, alles
für die Sache des Guten und Wahrhaftigen zu geben.
Selbst Schwierigkeiten könnten einen solchen Menschen nicht
von seinem Weg abbringen. Er würde sein Leben als permanente
Prüfung auffassen und in allen Situationen den positiven Kern,
der ihn weiterbringt, entdecken:
» Und Wir werden euch sicher durch Furcht, Hunger und
Verlust an Vermögen, Leben und Früchten prüfen. Doch verkünde
frohe Botschaft den Standhaften, die, wenn sie ein Unheil
trifft, sagen: »wahrlich, wir sind ja Gottes und zu Ihm werden
wir zurückkehren!* Das sind die, auf denen der Segen und die
Barmherzigkeit ihres Herrn ruht, und das sind die
Rechtgeleiteten.« (Sure 2, 155-157)