Befreiung
Die Auswanderung ist angezeigt, wenn soziale
Ungerechtigkeit und politische Unterdrückung den Menschen
keine andere Möglichkeit lässt. Der Islam erlaubt es nicht,
dass sich die Muslime einer Situation unterwerfen, in der sie
unterdrückt werden und ihren Glauben nicht mehr ausüben
können. Im Qur'an heißt es: »Unterdrückt nicht und lasst euch
nicht unterdrücken!»
(Sure 2, 279)
Der Gläubige hat die Pf licht, seine Gesellschaft von
Unglauben, Unterdrückung und Ausbeutung zu befreien und sie zu
Glauben, Gerechtigkeit und Freiheit zu führen. Wenn er dazu
keine Möglichkeit mehr hat und sein Glauben und Leben in
Gefahr sind, dann ist er verpflichtet, die Auswanderung
anzutreten. In rechter Absicht vollzogen, wird Gott ihm bei
diesem Schritt beistehen, denn die Erde ist groß und weit.
Auswanderung im islamischen Sinne ist jedoch niemals Flucht
vor Verantwortung. Das ganze Leben ist eine permanente Prüfung
für den Menschen, der sich niemals der Verantwortung, gerecht
und moralisch zu handeln, entziehen kann. Daher handelt es
sich bei Hijra um erneute Übernahme von Verantwortung:
derjenige, der auswandert, flieht zwar aus einer bedrängenden
Situation, jedoch mit dem Ziel, seinen Glauben in Ganzheit an
anderem Ort weiter zu praktizieren.
»Und denjenigen, die um Gottes willen ausgewandert sind,
nachdem ihnen Unrecht geschah, geben wir in diesem Leben
Gutes, aber die Belohnung des Jenseits ist besser! Wenn sie es
doch nur wüssten!« (Sure 16, 41)
»Dagegen wird dein Herr gegenüber denjenigen, die
auswanderten, nachdem sie gequält wurden und dann Jihad
führten und standhaft blieben, bestimmt verzeihend und
barmherzig sein!« (Sure 16, 110)