Vorbildhafter Ehemann und Vater
Während von den politischen
Entscheidungen und Reden Imam Khamene'is zumindest einiges
in den islamischen Medien berichtet wurde, wird über ihn als
Privatperson so gut wie gar nichts geschrieben. Der Grund
hierfür liegt insbesondere bei Imam Khamene'i selbst, der
nicht möchte, dass über ihn berichtet wird, was den
Anschein einer Propaganda hätte. Darum bleibt uns seine
eigene Persönlichkeit zunächst größtenteils unbekannt.
Selbst bei seinen politischen und öffentlichen Reden wird
zumeist nur das Notwendigste oder ein Auszug der Rede in den
iranischen Druck-Medien veröffentlicht. Allerdings kann man
auf Anfrage bei den Druck-Medien auch die vollständige Rede
von Imam Khamene'i erhalten.
Wir, als außerhalb des
Islamischen Staates lebende Mitglieder der islamischen Umma,
wünschten uns aber eine ausführlichere Berichterstattung
über Imam Khamene'i und auch Berichte über sein
vorbildliches Verhalten als Vater und Ehemann. Deshalb
sollen im Folgenden einige Geschichten wiedergeben werden,
die mir hierzu von zuverlässigen Privatpersonen, und
insbesondere durch unseren Lehrer ermittelt und mitgeteilt
wurden.
Imam Khamene'i ist seit 31
Jahren mit Mansura Khamene'i verheiratet und Vater von sechs
Kindern. Er hat vier Söhne und zwei Töchter, der Älteste ist
29, die Jüngste 11 Jahre alt. Sie heißen (in
Altersreihenfolge): Seyyid Mustafa, Seyyid Mudschtaba,
Seyyid Masud, Seyyid Maitham, Seyyida Huda und Seyyida
Buschra. Seyyid Mustafa ist bereits als Gelehrter bekannt.
Über Seyyid Masud war zu erfahren, dass er einige Jahre nach
der Revolution mit hervorragender Qur'an-Rezitation im
iranischen Fernsehen aufgefallen ist.
Eines der Grundprinzipien
Imam Khamene'is bei der Erziehung seiner Kinder ist, dass
sie keinerlei Privilegien im Vergleich zum einfachen Volk
genießen sollen. Diese Lebensart von ihm führte dazu, dass
sogar seine Frau ihre Identität nicht offen legte, als sie
mit einer Armverletzung ihres Sohnes ins Krankenhaus
musste. Wie alle anderen, wartete auch sie mit ihrem
verletzten Sohn in der Warteschlange. Aber in der Wartehalle
befand sich auch eine Frau, welche die Ehefrau von Imam
Khamene'i kannte. Sie beobachtete sehr aufmerksam, was
geschah, und ihr verdanken wir es, dass diese Geschichte
überhaupt veröffentlicht wurde:
Als der Sohn des Imams an der
Reihe war, fragte der Arzt routinemäßig die Mutter nach dem
Familiennamen des Kindes. Sie antwortete "Al-Husaini".
Sicherlich war diese Antwort nicht falsch, aber es gibt so
viele Al-Husainis, dass der Arzt aus dieser Antwort keinen
besonderen Hinweis auf seinen Patienten erhielt. Die zweite
Frage des Arztes war nach dem Beruf des Vaters (des Kindes).
Hier antwortete die Mutter, dass er Geistlicher ist; auch
eine absolut korrekte Antwort. Allerdings gibt es
inzwischen im Iran so viele Geistliche, dass auch hier kein
Zweifel für den Arzt bestand, einen unbekannten Patienten zu
haben. Dadurch kam weder er in die Versuchung, seinen
Patienten mit berühmtem Vater bevorzugt zu behandeln, noch
kam die Familie in die Versuchung, die besondere Stellung
auszunutzen, und gleichzeitig wurde die Liebe des Volkes zu
den Geistlichen gestärkt, die mit dem Volk und unter dem
Volk leben. Durch die Gnade Gottes und die Anwesenheit einer
Person, die die Patienten kannte, wurde uns dieses Ereignis
übermittelt, und auch unsere Liebe zu unserem Imam wird
dadurch noch weiter vertieft.
Sicherlich konnte mit Hilfe
des Namens Al-Husaini schon öfters die Identität der Familie
von Imam Khamene'i geheim gehalten werden. Und sicherlich
werden wir auch von den meisten dieser Ereignisse nichts
erfahren, weil es keine Zeugen gibt, die uns davon erzählen.
Umso glücklicher können wir über jedes Ereignis sein,
welches uns doch zu Ohren kommt.
Ein weiteres Ereignis, bei
dem der Name von Imam Khamene'i sehr lange zurückgehalten
wurde, ist die Hochzeit seines ältesten Sohnes. Die Ehefrau
von Imam Khamene'i ging mit einer nahen Bekannten auf
Brautschau zu befreundeten Familien der Bekannten, die
jedoch die Identität von Frau Khamene'i nicht kannten. Auch
dort traten sie als Al-Husainis auf. Bei einer der Familien
fragte der mögliche Brautvater nach dem Beruf des Sohnes und
erfuhr, dass dieser Talabe (Schüler der islamischen Lehre)
ist, denn der Sohn von Imam Khamene'i ist ein gelehrter
Schüler des Islam und studiert u.a. in der Gelehrtenstadt
Qum. Die Familie lehnte ab weil sie befürchtete, dass die
materielle Versorgung der Tochter mit einem Geistlichen als
Ehemann unsicher sein könnte. Schließlich streben die
Geistlichen im Hinblick auf ihre hohe gesellschaftliche
Verantwortung ein materiell sehr bescheidenes Leben an, um
auch glaubhafte Vertreter der Armen und Entrechteten sein
zu können. Eine andere aufgesuchte Familie fragte wiederum
nach dem Beruf des Sohnes und nach dem Beruf des Vaters.
Hier erhielten sie die Antwort, dass auch dieser ein
Geistlicher sei. Ein möglicher Schwiegersohn, der
Geistlicher war, schien dieser Familie vielleicht noch
annehmbar, aber dazu ein ebenfalls Geistlicher
Schwiegervater schien für die Tochter materiell doch zu
unsicher. Auch diese Familie lehnte ab. Die Suche ging so
lange weiter, bis sich eine Familie fand, die einverstanden
war, so dass der Junge und das Mädchen miteinander sprachen
und sich sehr schnell einig und vertraut wurden. Sie
beschlossen zu heiraten. Doch der Vater des Mädchens hatte
noch traditionsgemäß den Einwand, die Eltern des heiratenden
Jungen zumindest einmal vorher kennen zu lernen. Deshalb bat
er den Jungen, seinen Vater zu einem vereinbarten Termin
mitzubringen. Der Junge willigte ein.
Man kann sich vorstellen,
wie groß die Überraschung gewesen sein dürfte, als plötzlich
Imam Khamene'i persönlich vor der Tür stand, und die Familie
des Mädchens erfuhr, dass der junge der Sohn des Imams ist.
Es war Imam Khamene'i für das Glück seines Sohnes wichtig,
dass seine zukünftige Schwiegertochter ihren Mann nicht
wegen eines berühmten Namens heiraten sollte. Die Ehe wurde
in einfachster Form im engen Familienkreis geschlossen. Möge
Gott dieser jungen Familie Seinen Segen und die Gnade
schenken, würdige Enkel Imam Khamene'is großzuziehen.
Die Liebe und der Respekt
der Eheleute Khamene'i zueinander wird für Außenstehende
sicherlich nur sehr begrenzt erkennbar sein, aber dieses
Wenige ist schon bezeichnend. Gemäß den Aussagen sehr naher
Bekannter des Hauses hat sich Frau Khamene'i nie über das
extrem schwere Leben an der Seite ihres Ehemannes
(Gefangenschaft, Verbannung usw.) beklagt. Und Imam
Khamene'i verdeutlicht seinen tiefen Respekt gegenüber
seiner Ehefrau auch in den kleinen Dingen des Lebens. So
fängt er niemals mit dem Essen an, bevor seine geliebte
Ehefrau dazukommt, und sobald sie mit bei Tisch sitzt,
bittet er um ein Salawat (islamische Segensgruß an den
Propheten) für die Mühen seiner Frau und für ihre
Gesundheit.
In allen Lebensbereichen
versuchen die Familienmitglieder von Imam Khamene'i ihr
Familienoberhaupt in der Bescheidenheit und einfachen
Lebensführung zu unterstützen, gemäß dem Prinzip, dass der
oberste Leiter eines Volkes wie sein einfachstes Mitglied
leben muss. Beispielsweise wird Frau Khamene'i immer wieder
zu Hochzeitsfeiern eingeladen. Sie geht aber nur zu den
Feierlichkeiten, die nicht übertrieben, nicht mit Prunk und
Pomp durchgeführt werden, und selbst bei diesen bescheiden
durchgeführten Feiern behält sie ihren einfachen Tschador
immer an. Niemand soll sich über das Aussehen und die
Bekleidung der Frau des Imam-ul-Umma unterhalten, und keine
Frau soll sich wegen ihrer einfachen Kleidung schämen
müssen. Auch sollen zu prunkvolle Hochzeiten nicht zum
Hindernis der im Islam so empfohlenen Ehe werden. Ohnehin
wird berichtet, dass Frau Khamene'i keinen Wert auf
Goldschmuck legt, und dass sie während ihres Ehelebens
keinen Goldschmuck getragen hat, obwohl Gold erlaubter
Schmuck für die Frau ist.
Imam Khamene'i selbst legt
großen Wert auf die Einfachheit des Hochzeitsritus und
darauf, dass beispielsweise die Mihr (islamische
Hochzeitsgabe des Bräutigams an die Braut) nicht
übertrieben, und damit zum Hindernis für Heiratende wird.
Ein zum Islam konvertierter österreichischer Bruder wollte
mit seiner muslimischen Braut von Imam Khamene'i getraut
werden. Nach einer Wartezeit kamen sie an die Reihe und
flogen in den Iran; schließlich möchten unzählige Paare von
Imam Khamene'i getraut werden. Im Vorzimmer von Imam
Khamene'i, so erzählte es der Bruder, erkundigte sich ein
Sekretär des Imams über die vereinbarten Details und die
vereinbarte Mihr. Der österreichische Bruder hatte in seiner
hohen Wertschätzung und als Zeichen seines großen Respekts
in Anlehnung an die Zahl der Suren im Qur'an 114 Goldstücke
mit seiner zukünftigen Ehefrau vereinbart. Als der Sekretär
dieses hörte, schreckte er auf und wies das Brautpaar darauf
hin, dass Imam Khamene'i die Trauung unter diesen Umständen
nicht durchführen würde. Das überraschte Paar fragte nach
dem Grund und erfuhr, dass die vereinbarte Höhe der Mihr ein
Hindernis für weniger bemittelte Gläubige darstellen würde,
und Imam Khamene'i Tendenzen zu übertriebenen
Heiratsgeschenken entgegentreten möchte. Beeindruckt von der
Argumentation vereinbarte das Hochzeitspaar, das auf jeden
Fall die Ehe mit dem Gebet von Imam Khamene'i beginnen
wollte, an Ort und Stelle die Zahlung auf 14 Goldstücke (die
maximal von Imam Khamene'i akzeptierten Menge) zu
reduzieren. Die eins vor der 14 bei 114 konnte im bereits
aufgesetzten standesamtlichen Heiratsvertrag leicht
eliminiert werden, und schließlich entspricht die 14 der
Zahl der Reinen des Hauses des Propheten (Ahl-ul-Bait). So
konnte die Trauung doch noch durchgeführt werden, und das
Brautpaar konnte seinen Lebensweg mit der gesegneten Trauung
durch den höchsten Geistlichen der Zeit beginnen.
Auch in seinem täglichen Leben
legt Imam Khamene'i großen Wert auf eine einfache und
schlichte Lebensführung. Frau Ahadian, eine nahe Verwandte,
erzählte, wie sie einmal während des Krieges Saddams gegen
die Islamische Republik Iran im Hause Imam Khamene'is
anwesend war, als Imam Khamene'i zum Mittagessen heim kam.
Nachdem er mit dem Essen begonnen hatte, stellte er
verwundert fest: "Heute ist der Reis anders als sonst".
Der deutlich bessere Geschmack war ihm nicht entgangen.
Seine Frau antwortete, dass sie einen Festtag hätten und
deshalb eine Reihe von Gästen. Aus diesem Grund hätte der
Rations-Reis nicht ausgereicht. Zur Kriegszeit wurde der
preisgünstige Reis rationiert und jeder Person zugeteilt.
Frau Khamene'i beteuerte, dass sie deshalb gezwungen gewesen
sei, den nicht rationierten (teureren) Reis zu kaufen. Imam
Khamene'i wurde ernst und sagte: "Es war nicht
vereinbart, dass wir unseren Lebensstil ändern, wenn Gäste
kommen. Wenn es etwas (anzubieten) gibt, dann teilen
wir es. Wenn nichts vorhanden ist, dann brauchen wir uns
nicht zu schämen".
Ein anderes Mal war ein
Verwandter zu Besuch, der eine Bemerkung über das angeblich
schlecht gekochte Fleisch machte. Es stellte sich heraus,
dass es eingefrorenes Rations-Fleisch war, da im Haus von
Imam Khamene'i aufgrund der schwierigen Situation des
Landes kein frisches Fleisch gegessen wurde.
Neben dieser Bescheidenheit
im materiellen Bereich steht die große Freigiebigkeit Imam
Khamene'is im zwischenmenschlichen Bereich. So lud er
einmal als Staatspräsident alle ehemaligen Nachbarn aus
Maschhad zu sich nach Teheran ein, darunter auch den
Hausmeister der Moschee. Einige der Eingeladenen waren
besorgt, dass er in dieser hohen Stellung sie nun nicht
wieder erkennen würde. Aber Imam Khamene'i empfing jeden
einzelnen und unterhielt sich mit jedem von ihnen. Auch
heute noch pflegt er die Verwandtschafts- und
Nachbarschaftsbeziehung und besucht diese bei seinen Reisen
nach Maschhad.
Imam Khamene'i wird
insbesondere von den Menschen geliebt, die sein Wirken mit
eigenen Augen miterleben konnten. So wusste der ganze Mahal
(Wohngegend) vom herausragenden Charakter ihres Nachbarn.
Frau Ahadian erzählte, wie sie
zur Schah-Zeit in einer Schlange zum Brotkauf stand. Im
Iran kaufen alle Leute traditionsgemäß für fast jede
Mahlzeit frisches Brot, weshalb es immer lange Schlangen vor
den Bäckereien gibt. Wenige Personen hinter Frau Ahadian
stellte sich Imam Khamene'i auch in die Schlange der
Wartenden. Sie fragte ihn, wie viele Brote er kaufen möchte,
und bot ihm an, seine Brote mitzukaufen, damit er nicht so
lange in der Schlange warten müsse. Imam Khamene'i lehnte
dieses Angebot ab und sagte: "Zwischen ihnen und mir sind
zwei Personen deren Recht (vor mir das Brot zu kaufen)
dadurch genommen würde".
Imam Khamene'is besondere
Barmherzigkeit gegenüber den Muslimen wird insbesondere in
der Beziehung zu einem Verwandten deutlich, der sich
feindlich gegenüber ihm verhalten hatte: So hatte ein naher
Verwandter von Imam Khamene'i ihn in einem Zeitungsartikel
offen beschimpft. Als dieser später mit seiner Frau nach
Teheran in das Haus von Imam Khamene'i kam, war seine Frau
sehr besorgt, wie der Imam ihren Mann empfangen würde. Aber
Imam Khamene'i empfing ihn persönlich und sehr herzlich, so
als ob nichts geschehen wäre.
Eine vergleichbare
Geschichte ereignete sich mit einem anderen Gegner der
Islamischen Revolution. Dieser Mann schickte einen
Schmähbrief an Imam Khamene'i. Imam Khamene'i reagierte
nicht und ließ sein Büro auch nicht antworten. Eines Tages
kam dieser Mann wegen eines anderen Deliktes vor Gericht.
Der Richter erfuhr vom Inhalt des Schmähbriefes und erwähnte
dies während der Verhandlung. Imam Khamene'i wiederum erfuhr
von der Verhandlung und schrieb an den Richter, den Brief
bei der Verhandlung nicht zu berücksichtigen. Der Mann
erhielt eine lange Haftstrafe, aber Imam Khamene'i
begnadigte ihn.
Imam Khamene'is gütiges
Verhalten gegenüber den Glaubensgeschwistern wird auch
besonders in seiner großen Liebe zu den Kindern deutlich. So
erzählt wiederum Frau Ahadian von der Zeit vor der
Islamischen Revolution, dass die Kinder häufig auf ihm
herumkletterten, wenn sie am Tisch saßen. Beim Essen gab er
immer erst den Kindern, und nach dem Essen wünschten sich
die Kinder Geschichten. Sehr geduldig erzählte Imam
Khamene'i ihnen dann bis zu einer Stunde lang lehrreiche
islamische Geschichten, bis er selbst müde wurde. Dann bat
er die Kinder, selbst spielen zu gehen. Frau Ahadian sagt: "Auch
meine Kinder empfanden eine große Liebe zu ihm und
(freuten sich auf) die lehrreichen Geschichten. Ich sagte
einmal zu meinem Sohn, 'geht doch spielen', aber er
antwortete, 'ich bleibe hier, bis der Herr uns Geschichten
erzählt hat' ".
Auch über Imam Khamene'is
barmherzigen Umgang zu seinen Nachbarn gibt es ein
bezeichnendes Ereignis. In Maschhad hatte Imam Khamene'i einen
Nachbarn gehabt, der offensichtlich weder religiös noch
moralisch ausgerichtet war. Damals war Imam Khamene'i aufgrund
seiner Arbeit oft zuhause. Ein Bekannter erzählte sinngemäß: "Immer
wenn ich zu ihm kam, sah ich, wie er sich dadurch (durch
das Verhalten der Nachbarn) unwohl (belästigt)
fühlte. Dann sagte ich, 'Herr Khamene'i, erlauben Sie mir,
dass ich zu den Nachbarn gehe und sie ermahne'. Darauf
widersprach er scharf: 'Ich schwöre bei meinem Großvater
(gemeint ist sein Vorfahre der Prophet), dass Sie nichts
sagen dürfen. Denn wenn die Nachbarn erfahren würden, dass ich
mich durch sie belästigt fühle, würden sie sich selbst unwohl
fühlen. Und ich kann nicht zulassen, dass sich meine Nachbarn
(meinetwegen) unwohl fühlen'".