Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Gott ist frei von Bedürfnissen

Eine Existenz, die jede Eigenschaft in vollkommenster Weise besitzt, wird von Fehler und Bedürfnis frei sein müssen. Viele Qur´an-Verse die die Dankpreisung Gottes zum Inhalt haben, weisen ganz besonders auf die makellose Reinheit Gottes hin: Seine Bedürfnislosigkeit wird als wichtiger Grundsatz der Gotterkenntnis hervorgehoben.

„Sie sagen: Allah hat sich einen Sohn zugesellt. Gepriesen sei Er! Er ist Sich Selbst Genügend. Sein ist was in den Himmeln und was auf Erden ist. Ihr habt keinen Beweis hierfür. Wollt ihr wider Allah behaupten, was ihr nicht wisst?“

(Heiliger Qur´an 10:68)

Anhänger vieler Religionen zur Zeit Muhammads (s.) haben ihrer Gottheit ein oder mehrere Kinder zugeschrieben. Der Heilige Qur´an verwirft alle jene Behauptungen:

„Und sie stellen neben Gott die Dschinn (Geisteswesen), obwohl Er sie geschaffen hat; und sie dichten Ihm fälschlich Söhne und Töchter an, ohne alles Wissen. Gepriesen ist Er und erhaben über das, was sie (Ihm) zuschreiben; Schöpfer der Himmel und der Erde! Wie sollte Er einen Sohn haben, wo Er keine Gefährtin hat und wo Er alles erschuf und alle Dinge weiß?“ (Heiliger Qur´an 6:100-101)

Diese und andere Verse bringen zum Ausdruck, dass eine Vater-Kind Beziehung im üblichen Sinne, das heißt durch Zeugung unvereinbar mit der Größe Gottes ist. Die Entstehung aller Wesen geht auf die Schöpfung Gottes zurück, nicht etwa auf “Geburt“. Im Altertum wurde gar die Entstehung der Welt als eine Art Geburt betrachtet. Das Geschöpf habe sich aus dem “Körper“ des Schöpfers herausgebildet. Der Autor des Buches “Gottesvorstellung in der indischen Religion schreibt dazu: „Die älteste philosophische Auffassung über Gott ist wohl auf das Bemühen des Menschen zurückzuführen, auf die Frage nach der Entstehung der Welt eine Antwort zu finden. Daher erscheinen in den Upanischaden (einer der ältesten indischen Überlieferungen) verschiedene Thesen über die Schöpfung, von denen jede von einer “ursprünglichen Ursache“ ausgeht und Gründe darlegt, warum diese “ursprüngliche Ursache“ sich der Schöpfung der Welt annahm. So ist in Brhadaran Yaka I nachzulesen: „Die Welt war zu Anfang nur ein Atem (Atman) und zwar in Gestalt einer Person (Purusa), die, wenn sie sich in ihrer Umgebung umsah, nichts außer sich erblickte ... sie wünschte sich einen Partner ... die Person war so groß wie eine Frau und ein Mann, die sich in den Armen halten. Purusa teilte sich in zwei Hälften und in der Folge entstanden ein Mann (Pati) und eine Frau (Panti). Aus der Vereinigung der beiden entstand dann der Mensch“.“

Dieser unangemessene Vergleich, bei dem Gott als Mensch und die Schöpfung als Art “Geburt“ vorgestellt wird, gehört zu den ältesten Vorstellungen über Entstehungsgeschichte des Lebens überhaupt, wie sie uns in den Upanischaden erhalten geblieben ist.

Manche Katholiken stufen die “Geburt“ sogar höher als die Schöpfung ein und verwerfen die Meinung all jener, die behaupten, „der Sohn Gottes sei geschaffen“:

„Wir glauben an den Einen Gott Vater, den Absolut Mächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren und an den Einen Gott Jesus, den Sohn Gottes, geboren vom Vater, den einzig vom Wesen des Vaters Geborenen, er ist Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, der geboren ist, nicht geschaffen, vom selben Wesen wie das des Vaters, durch ihn kam alles zum Entstehen, was in den Himmeln ist und was auf Erden, und er ist um der Menschen wegen und unserer Rettung erschienen und hat Gestalt angenommen, wurde Mensch und hat Leid auf sich genommen; am dritten Tag ist er auferstanden und in den Himmel aufgestiegen und er wird kommen, die Lebenden und die Toten zu heilen ... (wir glauben) an den Heiligen Geist und an die Kirche und verworfen seien jene, die behaupten, es gäbe eine Zeit, da es ihn (das heißt Jesus) nicht gegeben habe und dass es ihn, bevor er in Erscheinung trat, nicht gegeben habe oder dass er aus dem Nichts entstanden sei oder dass er von einem anderen Wesen sei oder dass der Sohn Gottes geschaffen sei...“.[1]

In der indischen Religion ist nicht nur von der „Geburt der Welt durch Gott“ die Rede, sondern von der Geburt Gottes selbst: „Gott hat die Tiefen des Himmels überwunden, Er ist geboren worden.“[2] Zwar ist es möglich, diese Aussagen aufgrund der Vorstellung über die Einheit von Existenz und Geschöpf in der philosophischen Weltanschauung der indischen Religion auch im übertragenen Sinne zu interpretieren, aber derartige Deutungen, sollten sie auch zutreffen, würden das geistige Verständnis der breiten Allgemeinheit weit überfordern.

In einer klaren und für jedermann verständlichen Art und Weise lesen wir dazu im Heiligen Qur´an:

„Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Begnadenden. Sprich: Er ist Allah, der Einzige; Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt; Und keiner ist Ihm gleich.“ (Heiliger Qur´an 112)

Alle jene, die Gottes Geschöpfe für einen Teil von Gott halten, werden als Ungläubige bezeichnet:

„Und doch schreiben sie Ihm einige Seiner Knechte als Teilhaber zu. Wahrlich, der Mensch ist offenbar ein Undankbarer (Bedecker der Wahrheit).“ (Heiliger Qur´an 43:15)

[1] Auszug aus der offiziellen Schrift, wie sie auf dem zweiten Konzil zu Nizea (heute Iznik) im Juni 325 n.Chr. verabschiedet wurde

[2] Upanischaden 424

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de