Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Der Wille Gottes

Alle Wesen, die mit Vernunft und Begabung ausgestattet sind, können zumindest einen Teil dessen, was sie sich vorgenommen haben, in die Tat umsetzen. Den Auslöser dazu bietet ihr Wille. Unter den verschiedenen Lebewesen dieser Erde ist es wohl der Mensch, der am weitesten von dieser Gabe Gebrauch machen kann. Daher kann “Wissen und Bewusstsein“ im menschlichen Leben kreativ wirksam werden. Dennoch geschieht vieles im Leben des Menschen unabhängig davon, ob er es will oder nicht. Das Herz, die Lunge, die Verdauungsorgane im menschlichen Körper zum Beispiel sind ständig tätig, ohne dass der Mensch seine Willensbereitschaft kundgetan hat. Auch innerhalb dessen, was der Mensch aufgrund seines Willens herbeiführen kann, sind ihm Grenzen gesetzt. So hat der Mensch beispielsweise bislang keinen Einfluss auf die Rotation der Himmelskörper ausüben können. Er ist auch von Geburt an mit bestimmten körperlichen und geistigen Veranlagungen versehen, auf die er keinerlei Einfluss ausüben konnte. Das ist auch der Grund dafür, dass es vorkommt, dass der Mensch sich etwas vornimmt, es aber nicht verwirklichen kann, da eben bestimmte Faktoren dies zu verhindern vermögen, die außerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten sind. Es ist einzig Gott, der absolute Weisheit und Fähigkeiten besitzt, der zu verwirklichen vermag, was Sein Wille ist:

„Wahrlich, dein Herr bewirkt alles, was Ihm gefällt“.“

(Heiliger Qur´an 11:107)

„Er tut, was Er will.“

(Heiliger Qur´an 85:16)

„Und nicht vermögt ihr (Gottes Plan) zu hindern.“

(Heiliger Qur´an 11:33)

oder

„Nichts vermag Allah in den Himmeln oder auf Erden zu hemmen, denn Er ist allwissend, allmächtig.“

(Heiliger Qur´an 35:44)

Sein Wille ist absolut, er erstreckt sich auf alle Welten [qadha], nicht so der Wille anderer. Denn dieser ist auf jene Bereiche beschränkt, die Gott ihnen zugeordnet hat, wie Er für alles einen Rahmen geschaffen und bestimmte Grenzen gesetzt hat [qadr]:

„... Der jegliches Ding erschaffen und ihm das rechte Maß gegeben hat.“ (Heiliger Qur´an 25:2)

„... Wahrlich, Allah wird Seine Absicht durchführen. Für alles hat Allah ein Maß bestimmt.“ (Heiliger Qur´an 65:3)

oder siehe z.B. Heiliger Qur´an 41:10.

Auch der Mensch ist von dieser göttlichen Gesetzmäßigkeit betroffen. Seine Möglichkeiten zur Selbstentfaltung und zur Gestaltung seines Lebens sind auf einem ihm aufgrund des göttlichen Willens [qadha] und der göttlichen Gesetzmäßigkeiten [qadr] festgesetzten Rahmen beschränkt. Gott wollte es, dass der Mensch nach eigenem Ermessen und Willen seine Zukunft – im Gutem oder Schlechten – aufbaut.

Selbst innerhalb dieses festen Rahmens soll der Mensch nicht von sich glauben, über seine Kräfte absolut verfügen zu können. Wenn Gott will, kann Er selbst eingreifen und den Willen des Menschen entkräften.

„Wahrlich, dein Herr ist auf der Wacht.“

(Heiliger Qur´an 89:14)

Im Heiligen Qur´an gibt es viele Hinweise darauf, dass Gott direkt in das Geschehen eingreift:

„Wir prüfen sie, wie Wir die Eigentümer eines Gartens prüften, als sie schworen, sie würden sicherlich all seine Früchte am Morgen pflücken. Und sie machten keinen Vorbehalt. (Das heißt sie sprachen nicht: „So Gott will.“) Dann kam eine Heimsuchung über ihn von deinem Herrn, während sie schliefen. Und am Morgen war der Garten bereits verwüstet. Dann riefen sie einander am Morgen zu: „Geht in der Frühe zu eurem Acker hinaus, wenn ihr ernten möchtet.“ Und sie machten sich auf den Weg und redeten dabei flüsternd miteinander. „Gegen euch darf ihn heute kein Armer betreten.“ Und sie gingen in der Frühe hin mit dem festen Vorsatz, geizig zu sein. Doch als sie ihn sahen, sprachen sie: „Fürwahr, wir befinden uns im Irrtum! Nein, wir sind beraubt.“ Der Beste unter ihnen sprach: „Habe ich euch nicht gesagt: „Warum preist ihr nicht (Gott)?“.“

 (Heiliger Qur´an 68:17-28)

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