Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Abraham (a.) im Heiligen Qur´an

Steht die Geschichte Abrahams (a.)[1] in irgendeinem Zusammenhang mit dem Beweis für die Existenz Gottes? Im Heiligen Qur´an, Sure 6, Verse 74 bis 79 heißt es über den großen Götzenzerstörer:

„Und als Abraham zu seinem Vater Azar[2] sagte: Nimmst du Götzen zu Göttern? Ich sehe dich und dein Volk in einem verdeutlichten Irrtum. Und wir lassen Abraham das Reich der Himmel sehen und der Erde, auf dass er zu den Festen im Glauben zählen möge. Dann, als ihn die Nacht besessen hat, hat er einen Stern gesehen. Er sagte: Das ist mein Herr. Doch als er unterging, sagte er: Ich liebe nicht die Untergehenden.    Dann als er den Mond aufgehen gesehen hat, sagte er: Das ist mein Herr. Dann als er unterging, sagte er: Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich gewiss unter den Verirrten sein. Dann als er die Sonne aufgehen gesehen hat, da sagte er: Das ist mein Herr, das ist noch größer. Dann als sie unterging, sagte er: Oh mein Volk, ich löse mich los von dem, was ihr (Allah) zur Seite stellt. Seht, ich habe mein Angesicht demjenigen zugewandt, der die Himmel und die Erde schuf, als Hingewandter, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.“ (Heiliger Qur´an 6:74-79)

Dieser Vers befasst sich nicht direkt mit dem Gottesbeweis, sondern geht der Frage der Einheit Gottes und der Interpretation und Gestaltung der Welt nach. Prophet Abraham (a.) deutet mit seinen Überlegungen über Kompetenz und Inkompetenz einer göttlichen Existenz auf die Tatsache hin, dass schon die Existenz eines begrenzten und abhängigen Wesens selbst ein Beweis für die Notwendigkeit einer schöpferischen Existenz ist.

Der Gelehrte Sadr al-Muta'allihin[3] führt aus, dass gerade oft Wissenschaftler sich zur Beweisführung Gottes der allen Himmelskörpern eigene Bewegung bedienen. Denn die Himmelskörper sind alle in Bewegung und zwar nicht aufgrund einer Anziehungskraft, die zwischen ihnen und ihrem eventuellen Ursprungsort hervorgerufen sein könnte, auch nicht aufgrund einer von außen auf sie ausgeübten Kraft. So sei deren Bewegung auf eine immaterielle Kraft zurückzuführen, die über unbegrenzte Energien verfügt. Wenn diese Kraft durch sich selbst erzeugt ist, dann ist sie Gott, wenn nicht, dann muss sie das Produkt einer sich selbst erhaltenden Existenz, nämlich Gott sein.

Auch der bekannte griechische Philosoph Aristoteles[4] hat in zwei Bänden seines Werkes „Die erste Lehre“ auf dieselbe Weise versucht, der Existenz Gottes auf den Grund zu gehen.

[1] Abkürzung für “alaihi salam“ oder “alaiha salam“: „Der Friede sei mit ihm/ihr“. Sie wird verwendet für die Reinen der Prophetenfamilie (Ahl-ul-Bait) und andere Propheten.

[2] Azar ist eine im Heiligen Qur´an erwähnte Person, der als Götzenanbeter [muschrik] vorgestellt wird. Gleichzeitig heißt es dort, dass er der “Vater“ Abrahams (a.) sei. Die ausdrückliche Namensnennung verdeutlicht aber, dass es sich nicht um den Vater Abrahams (a.) handelt, denn jener hieß Tarah, der ein Hanif (Monotheist) war. Azar war gemäß Schiiten vielmehr ein Onkel Abrahams (a.) und sein Ziehvater, der Götzen anbetete und daher von Abraham (a.) gewarnt wurde. Gemäß Sunniten handelt es sich tatsächlich um den Vater Abrahams (a.), der dann den Doppelnamen Azar Tarah erhält. Während gemäß sunnitischer Rechtsschule der Vater eines Propheten ein Götzendiener sein kann, ist das gemäß Schia nicht möglich.

[3] Sadr al-Din Muhammad ibn Ibrahim ibn Yahya al-Qawami al-Schirazi Sadr al-Muta'allihin (1571-1640), bekannt als Mulla Sadra (oft auch Molla Sadra geschrieben) war ein großer islamischer Gelehrter und Philosoph.

[4] Aristoteles (gest. 384 v.Chr.) gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten Philosophen der Geschichte.

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