Divan der persischen Poesie
Hafis
Ghasele - Buchstabe Se 12.
Komm, stoße meinen Nachen in den Strom von rotem Wein
hinein!
Den Alten und den Jungen wirf ins Herz Gejauchz' und Schrei'n
hinein!
Wirf mich, geliebter Schenke, in das Weinfaß! Was ist dran?
Es heißt: Das Gute thu und wirf's ins Meer wie einen Stein
hinein.
Vom Weinhaus kommend hab' ich auf dem Wege mich verirrt;
Lenk in den rechten Weg mich drum mit edlem Verzeihn hinein.
Bring' einen Becher von dem Wein, dem duft'gen
rosenfarb'gen,
Die Funken schnöden Neides wirf ersäufend in den Wein hinein.
Bin ich auch trunken und verstört, erweise doch mir Huld;
Wirf einen Blick der Gnade in den wüsten Herzenschrein hinein.
Wenn's dich verlangt, um Mitternacht der Sonne Glanz zu
schau'n,
Heb auf den Deckel, wirf den Blick in Weines Rosenschein
hinein.
Gestatt' es nicht, daß wenn ich starb, sie mich mit Staub
beschütten;
Trag' in das Weinhaus mich, wirf mich ins Faß mit Haut und
Bein hinein.
Da, Hafis, so in Not geriet dein Herz durch Schicksals
Härte,
So wirf auf den unholden Diw ein Glutgeschoß zur Pein hinein.
Nesselmann.