Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hafis

Ghasele - Buchstabe Elif 13.

Auf der Reise nach Jesd.

Ich bin abgereist, du weißt es
Und mein gramgebeugtes Herz.
Ach! wohin mich wohl das Schicksal
Treiben wird mit meinem Schmerz!

Freudenthränen will ich weinen
Auf des Liebesboten Fuß,
Der mich suchend in der Ferne,
Mir von dir bringt holden Gruß.

Betend kam ich an; zum Beten
Heb auch du die Hand und sprich:
»Treue möge dich begleiten,
Und des Himmels Segen mich!«

Zuckte alle Welt auch Schwerter
Auf mein Haupt: – ich schwör' es dir:
Keine Macht der Erde risse
Aus dem Haupt die Liebe mir!

Schwere Heimsuchungen sendet
Mir der Himmel, wie du weißt,
Weil er unsern Bund beneidet,
Der mir Herz erhebt und Geist.

Dennoch voll Ergebung stell' ich
Mich in Gottes starke Hut.
Einst als Richter wird er rühmen
Was die Welt uns Böses thut.

O des Tags, der endlich wieder
Selig mich mit dir vereint!
O des Wonnetags, wo wieder
Meiner Liebe Sonne scheint!

Sage jedem, der behauptet
Hafis sei nicht weit gereist:
Daß der weiten Reise Irrsal
Immer noch im Kopf ihm kreist.

Bodenstedt

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