Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hafis

Ghasele - Buchstabe Dal 41.

Schön ist eine Rose nimmer ohne Freundeswangen;
Schön ist nimmer auch der Frühling, wenn nicht Becher klangen;

Schön ist keine grüne Wiese, keine Luft in Hainen,
Wenn nicht Liebchen dort mit Wangen, Tulpen gleich, erscheinen.

Schön sind rosengleiche Leiber, Lippen, zuckersüße,
Doch nur, wenn sie das Umarmen dulden und die Küsse;

Schön sind tanzende Cypressen und verzückte Rosen,
Doch nur wenn auf ihnen Sprosser tausendstimmig kosen;

Schön ist nimmer ein Gemälde vom Verstand gemalet,
Nur das Bild der Seelenfreundin ist's, was herrlich strahlet;

Schön zwar ist die Flur, die Rose und der Saft der Reben:
Aber schön sind sie wohl nimmer, weilt kein Freund daneben.

Da, Hafis, der Seele Münze keinen Wert errungen,
Ist's nicht schön sie zu benützen, gilt es Huldigungen.

Rosenzweig.

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